Preisdruck

Schock vor dem Advent: Wien schnalzt Ortstaxe hoch

Wien erhöht die Ortstaxe von 3,2 auf 8,5 Prozent. Zunächst war von 2026 die Rede, die Website der Stadt nennt jedoch den 1. Dezember 2025. Allein für die beiden Imlauer-Hotels in Wien bedeutet das Mehrkosten von 200.000 Euro.

Die Stadt Wien dreht an der Abgabe für Nächtigungen. Die Ortstaxe steigt von bisher 3,2 auf satte 8,5 Prozent. Entscheidend ist der Termin: Laut offizieller Gebührenseite gilt die Erhöhung ab 1.12.2025. In Textteilen der Kommunikation war fälschlich 2026 genannt. Für Betriebe zählt der frühere Stichtag. Das trifft mitten in die Adventszeit, wenn Häuser hohe Auslastung erwarten.

Was das in der Praxis heißt, zeigt ein Beispiel. Bei einem Zimmerpreis von 200 Euro fielen bisher 6,40 Euro Ortstaxe an. Künftig sind es 17 Euro. Die Differenz: 10,60 Euro pro Nacht. Bei bestehenden Buchungen stellt sich damit die Frage, wer den Aufschlag trägt. Viele Raten sind fix, viele Gäste erwarten Endpreise. Häuser müssen nun AGB, Bestätigungen und Preisdarstellung prüfen.

Erhöhung ohne Not?

Die Branche warnt vor einer Erhöhung ohne Not. Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung, sagt: „Im Gegenteil braucht es in der längsten Wirtschaftskrise der Zweiten Republik und angesichts der immer noch viel zu hohen Inflation eine Entlastung. Die hohe Bürokratie- und Abgabenlast ist eines der größten Probleme für die Wirtschaft des Landes.“ Wien berechne – anders als andere Bundesländer – die Taxe als Prozentsatz vom Zimmerpreis. Damit partizipiere die Stadt automatisch an Preissteigerungen und an jeder Investition der Häuser in Qualität. Eine zusätzliche Anhebung des Satzes sei aus Sicht der ÖHV nicht nötig.

Veit richtet sich auch an die Politik: „Dass Wien auf kaufkräftige Qualitätsgäste setzt, ist absolut richtig. Aber wir dürfen Gäste und Familien mit kleinerem Budget nicht vergessen“. Und: „An einem Tag ankündigen, man werde Preise notfalls gesetzlich drücken, und am nächsten Tag Preise per Gesetz verdreifachen, ist nur schwer zu erklären!“

„Dass Wien auf kaufkräftige Qualitätsgäste setzt, ist absolut richtig", sagt ÖHV-Präsident Walter Veit. Der Fehler im Datum hat der Debatte allerdings einen unnötig schweren Start gegeben. (C) ÖHV
„Dass Wien auf kaufkräftige Qualitätsgäste setzt, ist absolut richtig“, sagt ÖHV-Präsident Walter Veit. Der Fehler im Datum hat der Debatte allerdings einen unnötig schweren Start gegeben. (C) ÖHV

Die Stadt setzt einen anderen Akzent. Sie hebt den Kongress- und Tourismusnutzen hervor: mehr als 6.600 Tagungen, rund 670.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, 1,32 Milliarden Euro Wertschöpfung, 23.500 Arbeitsplätze.
Im Paket zur „Qualitätssicherung“ würden außerdem andere Maßnahmen stehen. Wien sehe sich trotz Erhöhung „im europäischen Mittelfeld“. Das ist eine Selbstbeschreibung, die sich in den kommenden Monaten an den realen Preisen und der Nachfrage messen lassen muss.

WK Wien: Kein Grund für eine Erhöhung der Ortstaxe

Auch WKW-Präsident Walter Ruck meldet sich in der Causa zu Wort: „Für die Erhöhung der Ortstaxe sehe ich keinen Grund“, die Ortstaxe sei über das Wiener Tourismusförderungsgesetz geregelt und diene zur Finanzierung des Wien Tourismus. Ruck: „Wien Tourismus verfügt für 2025 über ein Budget von 33,4 Millionen Euro. Die Einnahmen der Stadt Wien aus der Ortstaxe lagen letztes Jahr bei 42 Millionen Euro. Für den Tourismus werden die geplanten Mehreinnahmen also offenbar nicht verwendet.“

Imlauer: Mehrkosten von 200.000 Euro

„Eine bloße Ankündigung dieser Tragweite ist kein simples ‚Kommunikations-Update‘, sondern ein Stresstest für Buchungs-, Vertriebs- und Veranstaltungsstrukturen – zumal bei vielen Angeboten die Ortstaxe bereits inkludiert ist und dadurch die Hoteliers den Differenzbetrag tragen müssten“, warnt Georg Imlauer, Obmann des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich und unterstreicht: „Eine Wiener Ankündigung darf nicht als Startsignal für Nachahmer:innen in den Bundesländern dienen — sonst droht ein landesweiter Preisdruck, den dann sicher nicht die Hotellerie zu verantworten hat.“

Ein Kernproblem sieht der Hotellerie-Vertreter in der kurzfristigen Kommunikation: „Wenn die Gäste plötzlich mit höheren Abgaben konfrontiert sind, entsteht sofort der Vorwurf der Preistreiberei und der Inflationsankurbelung in Richtung der Betriebe — obwohl die Ursache eine politische Entscheidung ist. Die Folgen reichen von Umbuchungen und Stornierungen bis zu Imageschäden durch missverständliche öffentliche Debatten“, so Imlauer. „Wenn die Stadt Geld einheben will, muss sie sagen, wofür. Andernfalls bleibt in der Wahrnehmung nur der völlig ungerechtfertigte Vorwurf der Preistreiberei in Richtung der Hotels, obwohl diese die Rechnung nicht geschrieben haben.“

Alleine für seine eigenen Wiener Betriebe würde die geplante Erhöhung Mehrkosten von rund 200.000 Ꞓ bedeuten, weil viele Leistungen bereits verkauft, budgetiert und geplant sind, so berichtet Imlauer.

Ertrag an der Leistung der Branche

Die prozentuale Bemessung der Ortstaxe ist grundsätzlich schlüssig, weil sie den städtischen Ertrag an die Leistung der Branche koppelt. Sie wirkt aber doppelt, wenn Preise wegen Kosten und Inflation steigen und der Prozentsatz erhöht wird. Dann wächst das Aufkommen nicht linear, sondern mit Hebel. Das ist haushaltspolitisch attraktiv und aus Sicht der Stadtregierung interessant, für Häuser und Gäste jedoch deutlich spürbar. Ein vorgezogenes Inkrafttreten verschärft die Friktion. Es schafft Rechts- und Vertriebsfragen, die sich mit mehr Vorlauf vermeiden ließen.

Großereignisse wie der ESC 2026 werden den Effekt verstärken. Wenn Wien in Zukunft internationale Formate anzieht, steigt das Aufkommen weiter, in der Stadtkasse wird es ordentlich klingeln. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Folge der Systematik. Transparenz beim Zeitpunkt und eine saubere Übergabe an bestehende Buchungen wären deshalb umso wichtiger gewesen.

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