Ein Gollinger Gastwirt schreibt Festspielgeschichte

Gastronomie
06.09.2022

 
Es waren Wiener Philharmoniker, die als Stammgäste irgendwann ihre Instrumente mitnahmen und Kammerkonzerte aufführten. Daraus wurden schließlich die Festspiele Golling
Andreas Döllerer
Für Andreas Döllerer ist ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis unverzichtbar: „Heuer haben wir die Preise nur im einstelligen Prozentbereich angehoben.“

Den Anstoß gab die Kulinarik, sie lockte die Stars der Salzburger Festspiele, Musiker, Sängerinnen und Schauspieler nach Golling ins Feinschmeckerrestaurant der Familie Döllerer. Andreas Döllerer, Sohn des Festival-Masterminds Hermann Döllerer und Leiter des Restaurantbetriebes, der zur Hochsaison bis zu 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, erinnert sich: „Zu unseren Stammgästen zählten schon immer die Mitglieder der Wiener Philharmoniker. Irgendwann brachten sie ihre Instrumente mit und so entstand die Idee, im Hof der Burg Golling, die sich in unmittelbarer Nähe zu unserer Gastwirtschaft befindet, Kammerkonzerte aufzuführen.“ Im Sommer 2000 fanden die ersten Konzerte statt, die insgesamt 200 Besucher anlockten. 

Die Idee der Festspiele Golling unter dem Motto Kunst & Kulinarik war geboren. Als Intendant des Privatfestivals kam nur ein Mann infrage: Hermann Döllerer, Gastwirt, Weinhändler, vor allem aber kunstbegeisterter Netzwerker, der die Burg Golling ganz unbürokratisch als informelle „Außenstelle“ des Salzburger Festivalbetriebs etablierte. Ein Besuch beim Dölle­rer, das ist eine willkommene Landpartie für Festspiel-Künstler und -Gäste, die einmal dem Verkehrslärm der Salzburger City entfliehen wollen.  

Aufbauarbeit

Das Ergebnis dieser beharrlichen Aufbauarbeit kann sich sehen lassen: 2021, 21 Jahre nach dem Start, verzeichnete das Festival 4.000 Besucher, heuer finden in der Zeit vom 5. Juli bis 31. August 19 Veranstaltungen statt, und es schaut ganz so aus, als würden noch mehr Gäste zum Döllerer-Festival strömen als im Vorjahr. Für ein Kombi-Ticket zum Preis von 75 Euro wird den Gästen neben dem Kunstgenuss im 700 Jahre alten Burghof ein dreigängiges Menü im Restaurant, konsumierbar vor oder nach der rund 90-minütigen Vorstellung, serviert: nicht Fast Fingerfood, sondern High­end-Kulinarik. Als Alternative für Gourmets wird auch eine viergängige Speisenfolge angeboten, spartanische Kunst-Freaks zahlen 39 Euro ausschließlich für die Festspielkarte ohne Konsumation. Der Burghof verfügt über 350 Sitzplätze. Der Andrang ist groß, Buchung über Internet ist zu empfehlen. Und: Jede Performance wird nur einmal angeboten. Verknappungs-Marketing vom Feinsten.

Nicht nur künstlerisch, sondern auch ökonomisch dürfte das Konzept für den Döllerer-Clan – bis zu zehn Familien­mitglieder arbeiten in der Firma mit – aufgehen: „Wir haben nur 14 Tage, nämlich nach dem Ende der Festspiele, gesperrt. Dem Ruf des Festivals verdanken wir die gute ganzjährige Auslastung von Restaurant und Hotel mit 25 Zimmern“, berichtet Döllerer. 

Ein ökonomischer Selbstläufer ist das Projekt Kunst & Kulinarik in Golling dennoch nicht. Beim Preisniveau trotz Rohstoff- und Energiekosten-Inflation Augenmaß zu bewahren ist für ihn wichtig. „Heuer haben wir die Preise nur im einstelligen Prozentbereich angehoben.“ Ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis, das ist für beide Geschäftsfelder des Döllerer-Imperiums unverzichtbar. „Schließlich kommt das ganze Jahr hindurch das Gros unserer Gäste aus dem Bundesland Salzburg und aus dem benachbarten Bayern.“ Die Rechnung würde nicht aufgehen, wären Restaurant, Hotel und Burghof nur vom Besuch der finanzkräftigen Festspiel-Schickeria abhängig.