Flüchtlinge werden zu Gastrounternehmern

Wien
27.01.2020

 
Im Habibi & Hawara mit mittlerweile drei Restaurants in Wien lernen und arbeiten nicht nur viele Flüchtlinge, zwei von ihnen sind jetzt sogar Teilhaber geworden.
Majd Bashour
Majd Bashour
Mohammad Aljassem
Martin Rohla, der Initiator von Habibi & Haware

Mit mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern serviert Habibi & Hawara in mittlerweile drei Restaurants orientalische Gastfreundschaft gewürzt mit österreichischem Schmäh. Begonnen hat alles 2015 mit dem Verein „Hosten statt Posten“: Die Initiatoren Martin Rohla und Katha Häckel-Schinkinger luden Geflüchtete dazu ein, sich einen Nachmittag lang am Gelände des Vereins Stadtflucht Bergmühle von den Strapazen der Flucht zu erholen. Angesichts der vielen Menschen mit Potenzial und Talent, denen sie dort begegneten, wurde die Idee entwickelt, sie zu fördern, indem man ihnen das Handwerkszeug des Unternehmertums beibringt. Integration mit Mehrwert, Inklusion inbegriffen. Basierend auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit (soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung) sollte ein "Unternehmensgründungsinkubator" für Flüchtlinge etabliert werden. 

Nun wurde dies für zwei nach mehrjähriger Ausbildung zur Wirklichkeit. In einem feierlichen Notariatsakt wurden Mohammad Aljassem und Majd Bashour Gesellschaftsanteile an zwei der Habibi & Hawara-Gesellschaften übertragen.

Erfolgreiche Integration

Mohammad Aljassem, mit Spitznamen Hamoudi, war in Syrien bis Anfang 2012 im Handel tätig, kam im Juli 2015 nach Österreich und fand über eine österreichische Bekannte im Sommer 2016 zu Habibi & Hawara. Nach drei Jahren Ausbildung unter Geschäftsführer Josef Pieringer erfolgte erst die Ernennung zum Küchenchef und nun im Januar 2020 der Aufstieg zum Teilhaber des Standortes Nordbahnviertel: „Am Anfang war es in einem neuen Land mit neuer Kultur und Sprache sehr schwer für mich. Diese Schwierigkeiten begannen zu verschwinden, als ich bei Habibi & Hawara zu arbeiten begann. Es ist für mich ein Wunder ... ein syrischer Flüchtling, der jetzt als Küchenchef arbeitet und Miteigentümer von Habibi & Hawara im Nordbahnviertel ist. Das ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl.“

Majd Bashour studierte an der Universität Damaskus Romanistik und absolvierte dort weitere Lehrgänge in Leadership & Management, Qualitäts-Management, HR & Training, Accounting & Finance und anderes. Mehr als 15 Jahre lang arbeitete sie für eines der größten Telekommunikationsunternehmen in Syrien im Management, wo sie zum Schluss für bis zu 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich war. Seit 2015 lebt sie mit ihrer Familie in Österreich und ist bei Habibi & Hawara im Controlling und als Quality- und Human Ressources-Managerin aktiv. Und seit wenigen Tagen nun auch Mitgesellschafterin des Habibi & Hawara-„Mutterschiffs“ in der Wipplingerstraße: „Mit einem so tollen Team und einer tollen Organisation zu arbeiten, die weiß, dass Geben das Geheimnis des Lebens ist, ist eine Ehre für mich. Ich bin den InitiatorInnen von Habibi & Hawara sehr dankbar, dass sie an mein Potenzial glauben und mir die Chance geben, ein aktives Mitglied der österreichischen Gesellschaft und Mitgesellschafterin dieser großartigen Firma zu sein. Ich betrachte diese Arbeit als einen Meilenstein in meiner Karriere in Österreich.“

Erweitere Produktpalette und ein Kochbuch

Im April 2020 wird Habibi & Hawara in der Siebensterngasse 46, 1070 Wien nach einem Umbau wiedereröffnet. Doch damit nicht genug: So wird die Habibi & Hawara-Produktpalette in den 470 Billa- und Merkur-Filialen um neue Spezialitäten erweitert und im April 2020 erscheint auch das erste Habibi & Hawara-Kochbuch, das gemeinsam mit dem Echo-Verlag produziert wird.