ÖGZ-Verkostung

Eine Sommerkarte ohne Gin hat keinen Sinn

25.05.2021

Von: Roland Graf
Viele Trendscouts haben sich geirrt: Denn auch dieses Jahr steht der Gin & Tonic gleichrangig neben den italienischen Aperitivo-Lieblingen. Und das vielfältiger denn je und mitunter sogar bunt im Glas. Wir präsentieren die Sieger der ÖGZ-Verkostung.

Jüngst entbrannte via Facebook ein Streit, ob man denn Gin als „Wacholder-Brand“ bezeichnen könne. „Der Standard“ hatte dies behauptet, und in der Tat liegt ja kein Destillat auf Basis von vergorenem Wacholder vor. Vielmehr wird die schwarze Scheinbeere, wie Botaniker sagen, in neutralem Alkohol „angesetzt“. Dieses Mazerat kommt dann entweder gleich zusammen mit anderen Aromagebern („botanicals“) zum Brennen oder es wird beim Destillier-Vorgang im „Geistrohr“ um solche ergänzt. Und doch ist die Betonung des Wacholder-Charakters richtig: Denn er muss von Gesetzes wegen das vorherrschende Aroma sein!

Diese Bestimmung wird mittlerweile aber sehr kühn ausgelegt, wenn man sich durch die teils Fruchtkaugummi-artige Vielfalt der Kategorie kostet. Immerhin hat man aber auch die historischen Stile (wie den süßeren „Old Tom Gin“) im Zuge des Booms wieder entdeckt. Selbst der „Sloe Gin“, technisch eigentlich ein Likör auf Gin-Basis, ist für Highballs eine Option. Zumal er nicht nur Farbe in Cocktails bringt, sondern mit seinen herben Noten auch mit Tonic Water harmoniert. Und das ist immer entscheidender wie die noch so eleganten Noten eines pur verkosteten Gins. Denn der „G&T“, wie das Mixgetränk hip abgekürzt wird, ist das Maß aller Dinge. Und das geht mal mit mehr, mal mit weniger Wacholder. Wachstum zeigen aktuell nämlich auch die fruchtigen „Pink Gins“. Ihnen gehört der Sommer, wenn Beeren ebenso wie Zitrusfrüchte ihren Einsatz im Longdrink-Glas haben.

Die kühle Todsünde

Das Bemühen um die Gin-Qualität sollte einen aber zwei Aspekte nicht vergessen lassen: Eis und Tonic entscheiden über den Genussfaktor eines „G&T“. Während die Maxime „Viel hilft viel!“ bei der Kühlung nicht falsch ist, geht es aber auch um das „richtige“ Eis: je größer, desto besser. „Crushed Ice“ ist entsprechend tabu. Das Tonic Water wiederum sollte mit den Gins erprobt sein. Es ist keine Marotte, wenn Hersteller wie Fentiman’s gleich mehrere „normale“ Tonics anbieten, die sich durch Karbonisierung, Zuckergehalt oder Chinin unterscheiden. 

Generell gibt es weitgehend herbe Varianten, die subtile Gin-Noten unterstützen. Ein zitrusfruchtiger Filler wiederum hebt die Aromatik bei schwereren oder süßeren Gins. Deshalb hat sich das ÖGZ-Kostquartett auch dem passenden Tonic gewidmet. Als besonders sommerliches Service für das Zusammenspiel mit Ihrem Lieblingsgin!
Die ÖGZ-Verkostjury dieser Ausgabe: Gerald A. Gsöls, Birgit Rieber, Roland Graf und Manuel Harnischmacher

ÖGZ-Sieger 2021 der Kategorie "Gin"

Law: Mit Zitrusfrische zu ÖGZ-Gold

The Botanist: Würze- betont zu ÖGZ-Gold

Wiener Blut: „Vergoldeter“ Gastronomen-Gin

Gin Mare: Gold für bleibende Würzigkeit

Gunpowder: „Nomen est omen“ – in Gold!

Windspiel: ÖGZ-Gold für Balance und Kraft

Bærenman: Mit Saftigkeit zum ÖGZ-Gold

Kesselbrüder: Vergoldetes Wiener „Herz“

Steiner: Der „Neue“ gleich mit ÖGZ-Gold