Ausbildung

Mehr Lehrlinge: Wien trotzt dem Trend

Während viele Regionen über schrumpfende Lehrlingszahlen klagen, steigt die Zahl der Auszubildenden in Wien. Ist das nur ein kurzes Strohfeuer?

14.115 Lehrlinge – so viele junge Menschen werden aktuell in Wiener Betrieben ausgebildet. Das sind 200 mehr als im April des Vorjahres. Ein Plus von 1,4 Prozent klingt auf den ersten Blick moderat, ist aber im Kontext bemerkenswert: Wien stemmt sich damit erfolgreich gegen den bundesweiten Rückgang bei Lehrlingen. Seit 2019 stieg die Zahl um insgesamt neun Prozent.

Die Wirtschaftskammer Wien sieht darin ein starkes Signal. „Jetzt Nachwuchs ausbilden ist wirksame Zukunftsvorsorge für die Betriebe“, sagt Präsident Walter Ruck. Denn klar ist: Wer auf qualifiziertes Personal setzen will, muss früh ansetzen – lange bevor der Bedarf akut wird.

Breite Basis?

Besonders in den Branchen Industrie, Bank & Versicherung, Transport und Verkehr sowie im Gewerbe und Handwerk ist die Zahl der Lehrlinge gestiegen. Letzteres bleibt der größte Ausbilder der Stadt. Selbst im Einzelhandel – zuletzt gebeutelt von verhaltener Konsumlaune – konnte das Niveau gehalten werden.

Erfreulich ist auch der Blick auf einzelne Berufe: Elektrotechnik (+5,3 %), IT (+4,3 %) und Kältetechnik (+22 %) legen zu. Auch im Tourismus, lange Sorgenkind der Ausbildungspolitik, gibt es Zuwächse: Bei KöchInnen, Hotel- und GastgewerbeassistentInnen sowie Hotelkaufleuten wächst der Nachwuchs. Das deutet darauf hin, dass die Branche Vertrauen zurückgewinnt – und wieder als attraktiver Ausbildungsort wahrgenommen wird.

Wackeliges Fundament

Doch Vorsicht: Der positive Trend steht auf wackeligem Fundament. Denn viele Ausbildungsbetriebe fordern seit Jahren – zu Recht – weniger Regulierung, mehr finanzielle Unterstützung und bessere Sichtbarkeit der dualen Ausbildung im öffentlichen Diskurs. Wenn das politische Bekenntnis zur Lehre ernst gemeint ist, muss es hier endlich konkrete Erleichterungen geben.

 

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