Flüssige Feier der Vielfalt im Weingarten: Gemischter Satz

ÖGZ-Verkostung
25.05.2021

Von: Roland Graf
Die ÖGZ-Verkostung der „Mischsätze“ aus zwei Bundesländern zeigt, dass die Renaissance des alten Kultivierungsstils weitergeht. Gastronomisch erlaubt sie viel Spielraum (wenn man eine Regel beherzigt!).

Die Mischung von Rebsorten im Weingarten war lange eigentlich der Normalzustand in vielen heimischen Weinregionen. Die Geschichte dahinter ist bekannt, der „Gemischte Satz“ – im Gegensatz zum reinsortig bestockten Rebland – fungierte als eine Art natürlicher Versicherung gegen Wetterunbilden. In der Regel finden sich daher frische und säurereiche Trauben im Verbund mit den „Aromasorten“. Manche davon hat sogar nur in den Weingärten überlebt, die gemischt ausgepflanzt wurden. So ist der ansonsten seltene Traminer, aber auch der in der Thermenregion heimische Rotgipfler, nach wie vor ein Teil einiger Wiener Gemischter Sätze.

Und ganz ohne die Hauptstadt-Winzer kann man die Wiederkehr dieser sogenannten „field blends“ auch nicht schildern. Denn an sich war der Gemischte Satz stark im Rückgang begriffen, tausende Hektar wurden auf Einzelsorten umgestellt. Doch der Wiener Sonderweg, der letztlich diese Kultivierungsform sogar zum DAC-Status brachte, zeigt, dass der Mischsatz bestens in die Zeit passt. Das liegt zum einen an der Feier der Vielfalt, die diese Weine darstellen. Zumal sich die Alternative, Cuvées aus weißen Sorten, hierzulande nie so richtig etabliert hatte. Doch der Mix aus den unterschiedlichen „Charakteren“ im Weingarten hat auch noch andere Vorzüge.

Aromatisch etwa sind es Weine, auf die sich unterschiedliche Gäste einigen können. Wem Sauvignon zu plakativ, Veltliner zu knackig und Burgunder zu wuchtig sind, findet unabhängig vom Zutreffen der persönlichen Vorurteile hier eine Alternative: der Gemischte Satz für die gemischte Runde, könnte man sagen! Und es ist kein Zufall, dass vor allem im Heurigen-reichen Wien diese Weine überlebt haben. Auch wenn längst andere Gebiete stolz ihre eigenen Gemischten Sätze keltern. Denn für internationale Besucher, deren Heimat vielleicht echte Monokulturen in Sachen Wein darstellen, ist ein solcher „Retro-Wein“ in jedem Fall attraktiv.

Retro-Trend im Rebgarten

Mehr noch: Die Rückbesinnung macht sogar unter aktuellen Klimabedingungen Sinn. Denn in heißen Jahren dreht sich die Angst früherer Winzer-Generationen um reife Weintrauben praktisch um. Statt zu bangen, dass zumindest die frühreifenden Sorten den Geschmack des „G’mischten“ retten, geht es heute eher darum, dass säurigere Sorten den Reifefortschritt anderer Reben ausgleichen. Denn auch wenn es längst nicht mehr ein „spritziger“ Stil sein muss, der eventuell beim Heurigen mit Sodawasser kombiniert wird: Überreife und Fruchtsüße sollen es auch nicht sein!
Damit allerdings bleibt für die Sommellerie auch in heißen Jahrgängen der „field blend“ eine gute Option im niedrigen Alkoholbereich – etwa für den glasweisen Ausschank und als „Mittagswein“. Denn zumindest im Wiener DAC-Reglement (siehe Kasten!) ist die Grenze mit 12,5 % Alkohol auch festgeschrieben. 

Der wichtigste Punkt, ungeachtet der Provenienz der Gemischten Sätze und ihrer Alkoholgradation, ist aber das laufende Verkosten. Auch ein „Lieblingswein“ verändert sich je nach Jahrgang beträchtlich. Nicht immer kommen alle Rebsorten klar zum Tragen, und auch das „Terroir“ geben die diversen Trauben nicht gleichmäßig wieder. Doch keine Angst: Für heuer hat die ÖGZ vorgekostet – und einige gut einsetzbare Empfehlungen für Sie bereit!

ÖGZ-Sieger 2021 der Kategorie "Gemischter Satz"

Johannes Müller: ÖGZ-Gold für Knackigkeit

Cobenzl: Trink-Animo mit Gold gekrönt