G’schmackige Gastarbeiter: Cabernet & Co am Vormarsch

07.12.2021

Von: Roland Graf
ÖGZ-Verkostung: Veltliner und Zweigelt führen die heimische Trauben-Hitparade an. Doch was ist mit Chardonnay und Cabernet? Wir richteten den Fokus auf Rebsorten, die auch „Gewinner“ im Klimawandel sind.

Das große Vorbild Bor­deaux brachte mit den späten 1980er-Jahren einen Stilwandel in Österreichs Rotweinszene, der bis heute anhält. 

Vor allem der Barrique-Ausbau, anfangs von den Altvorderen mehr als skeptisch beäugt, fällt Weinkennern dazu ein. Doch es waren auch neue Sorten, die sich plötzlich in den Weingärten fanden. 

Lernfähige Konsumenten

„Gastarbeiter“ aus Frankreich wie der Cabernet (Franc und Sauvignon) oder der Merlot, später auch der Syrah sahen sich als Verschnittpartner der Platzhirsche Zweigelt und Blaufränkisch geschätzt. Nur solo wollte man sie nicht so recht. Doch der Konsument ist lernfähig, die Winzer auch. 

Mittlerweile ist es sogar denkbar, den Ausschluss „gängiger“ Sorten als Alleinstellungsmerkmal zu wählen. Günther Neukamp und Thomas Stadler haben das für ihr Weinprojekt (Neukamp & Stadler) getan: „Große Weine aus Halbturn im Stil großer internationaler Vorbilder“, lautet das Credo, das z. B. auf Cabernet Franc und Pinot Noir aus dem Seewinkel setzt. Vor allem der Cabernet Franc, lange als die „schwierigste“ Rotweinsorte in puncto Vollreife gesehen, profitiert von der Klimaerwärmung. Während er früher Gunstlagen brauchte und diese für „Selbstläufer“-Trauben blockierte, wird er mittlerweile alljährlich reif. Womit man die charaktervolle Sorte auch nicht mehr als minimal – meist unter 15 % – dosiertes „Gewürz“ in Cuvées versteckt, sondern reinsortig ausbaut.

Speisenbegleiter

Die Analogie zum Würzen ist in diesem Fall angebracht; die bisweilen fast pikante Paprikanote der Rebsorte gibt dem Sommelier ein wunderbares Instrument mit. „CF“ ist der wohl beste Partner, den man für Lammgerichte finden kann. Und diese perfekte Eignung als Speisenbegleiter teilt die Rarität mit dem zwar allgegenwärtigen, aber selten perfekt gekelterten Chardonnay. Ist er aber als am Punkt abgestimmte Reserve im burgundischen Stil (salzig, buttrig, exotisch) im Keller, dann erweist er sich als Allzweckwaffe. Etwa zu fermentierten Gemüsen, die aktuell beliebt in Österreichs Küchen sind – es muss nicht immer „Orange Wine“ sein, wenn es um schmelzige Weinbegleiter geht. Vor allem ist der Gerbstoff beim Chardonnay keine Genussbremse wie bei vielen maischevergorenen Alternativweinen. 

Wer’s nicht glaubt, soll die Statistik sprechen lassen. 235 Hektar (!) mehr Chardonnay-Fläche in nur fünf Jahren sprechen eine klare Sprache. Auch Pinot Gris (+ 40 Hektar), Syrah (+ 10 Hektar), Merlot (+ 75) und Cabernet Franc (+ 20) legten zu. Jetzt muss nur noch die Weinkarte das nachvollziehen – der Geschmack, so das Fazit der ÖGZ-Verkostung, passt allemal!

ÖGZ-Sieger der Kategorie "Internationale Rebsorten"

Sax: Anfangs verhalten, dann zupackend und goldig

Neukamp & Stadler: Balance-Akt mit Kraft und Gold

Norbert Bauer: Goldener Wein, man muss nur warten