Riesling im ÖGZ-Test

14.09.2021

Von: Roland Graf
Eine derart als deutsche Sorte konnotierte Traube wie der Riesling hat es nicht leicht. Im eigenen Land als „König der Weißweine“ geltend, versucht man hierzulande einen vielschichtigen Zugang. 

Am deutlichsten wird die polarisierende Rolle, die der Riesling einnimmt, bei reiferen Vertretern.

Denn was dem einen als „herrliches Petrol“ gilt, geißeln die anderen als „Seestinkerl“. Und da reden wir noch nicht einmal vom Geschmack. 

In der Tat gehören ja gerade die reifen Sortenvertreter des Donautals, allen voran aus der Wachau, dem Kamp- und Kremstal, zu den international am meisten geschätzten heimischen Weinen. Auch wenn im Inland im Zweifel doch Veltliner bestellt wird. Dabei wäre der Riesling in vielen Fällen auch zum Essen durchaus die bessere Wahl. Pfirsichfrucht und eine markante Säurestruktur stehen zu Buche, die mineralische Prägung, die in den DAC-Gebieten mit Riesling – bis hinunter zum steirischen Sausal – dazukommt, sorgt ebenfalls für „Essensfreundlichkeit“. 

Eines der wenigen objektiven Gegenargumente hingegen war in den letzten Jahren immer weniger zu hören. Dass die Sorte zu süß sei nämlich. Aus dem Restzucker-verliebten Deutschland setzte sich dieses Vorurteil auch im Halbwissen heimischer Weintrinker fest. 

Frischeinjektion fürs Beuschel

Dass die Sorte in der Tat für die Edelfäule Botrytis anfällig ist und mitunter kräftige Honigtöne aufweist, steht auf einem anderen Blatt. Allerdings wird dieser Stil mittlerweile auch von den Winzern kaum mehr forciert. Der trockene Riesling kann somit uneingeschränkt als Begleiter zu den panierten Klassikern der Wiener Küche empfohlen werden. 

Welche Speisen passen zu Riesling?

Will man es bildlich formulieren, dann fungiert der lebendig-frische Klassik-Ausbau so wie die Zitrone zu Schnitzel, gebackenen Champignons oder einem Backhendl. Eine Frischeinjektion fürs Beuschel liefert die Rebsorte aber ebenso, wie sie es vermag, Fischfilets elegant zu umspülen. Freilich soll das nicht die solistischen Qualitäten mindern, die Riesling mit Terroir-Prägung der höheren Preisklasse mitbringt. Klirrend kühl kommt dann der Heiligenstein als Herkunft durch oder der Wiener Nussberg offeriert sein Trinkanimo mit kreidigen Untertönen. Diese Einzellagen-Rieslinge haben auch im ÖGZ-Test einen eigenen Stellenwert bewiesen, der sich einmal mehr mit höherer Reife noch besser darstellte. Stets ein interessantes Thema lieferte auch das „Ländermatch“ Deutschland–Österreich, das wieder die perfekte Säurestruktur der deutschen Riesling-„Originale“ unterstrich. 

Im Übrigen ist auch eine solche doppelte, deutsch-österreichische Weinbegleitung eine Anregung, die den Gästen beim Blindverkosten Gelegenheit zum Fachsimplen gibt (und dem Sommelier Mehrverkauf ermöglicht). Welche Gewächse bei der Jury punkteten und am Ende die begehrte Auszeichnung ÖGZ-Gold einheimsen konnten, lesen Sie auf den kommenden vier Riesling-Special-Seiten!

ÖGZ-Sieger 2021 der Kategorie "Riesling"

Fuhrgassl-Huber: Mut zur Opulenz & ÖGZ-„vergoldet“!, by a.gruebling

Cobenzl: Mit viel Druck und Frische zu ÖGZ-Gold

Schreieck: Großartiger ­Sortenausdruck holt Gold

Pfaffl: Perfekter Balanceakt mit ÖGZ-Gold geehrt

Sax: ÖGZ-Gold für puren ­Sorten-Charme

Ehn: In früher Form ist dieser Jury-Favorit

Domäne Wachau: Am Punkt – nun „vergoldet“