Studie

Schwere Flasche, gute Flasche?

Psychologie
03.11.2022

Welchen Einfluss hat das Flaschengewicht auf die Qualitätswahrnehmung von Konsumenten? Die FH Burgenland hat Erstaunliches herausgefunden.
Eine Frau hält zwei Weinflaschen in Händen

Es gibt Weine, die in Standard-Flaschen abgefüllt sind und es gibt Weine in besonders schweren, edlen Flaschen. Die Preisfrage lautet: Wie beeinflusst das Flaschengewicht das Qualitätsempfinden der Konsumenten? Tut es das überhaupt? Geht man unterbewusst davon aus, dass die schwere Flasche auch automatisch den besseren Wein transportiert?

Die Antwort darauf kennt Stephanie Andert, die in ihrer Masterarbeit an der FH Burgenland dieser Frage auf den Grund gegangen ist. 
2012 zeigten Betina Piqueras-Fisz­man (Universität Wageningen, Niederlande) und Charles Spence (Oxford) in einem Experiment auf, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Gewicht einer Weinflasche und dem Preis gibt. Allerdings verzichtete das Experiment auf die Bewertung sensorischer Merkmale, also auf visuelle, geruchliche, aber auch geschmackliche und taktile Reize. 

In der Studie von Andert wurden unter Berücksichtigung dieser Merkmale die Probanden in zwei Gruppen aufgeteilt und jede dieser Gruppe erhielt den exakt gleichen Wein (in diesem Fall war es ein österreichischer Zweigelt) als Testobjekt. Die einzige unabhängige Variable war das Gewicht der beiden Flaschen, welches sich um 860 Gramm unterschied. Im anschließenden Fragebogen wurden die Teilnehmer gebeten, Fragen über die Merkmale Herkunft, Reifepotenzial, Geschmack und Farbe sowie über die Preiserwartung und Zahlungsbereitschaft zu beantworten. Nach Erhebung dieser Daten wurde ein zweiter Fragebogen ausgehändigt, der Rückschlüsse auf die Weinkenntnisse der Probanden zuließ.

Das Ergebnis

Im Vorfeld der Untersuchung ging man davon aus, dass Konsumentinnen und Konsumenten die Qualität eines Rotweines in einer Weinflasche mit höherem Gewicht besser beurteilen als die Qualität des Rotweines in einer Weinflasche mit geringem. Das Ergebnis der Studie zeigt jedoch, dass es keinen signifikanten Unterschied bei der Qualitätsbeurteilung des Weins in Abhängigkeit zum Gewicht der Flasche gibt. 
Auch die Annahme, dass ein höheres Flaschengewicht einen höheren Preis erzielt, konnte damit widerlegt werden. Allerdings wurde mit der Studie unter Berücksichtigung der „Westendorp’s Price Sensitivity Meter“-Methode nachgewiesen, dass eine höhere Zahlungsbereitschaft bei schwereren Weinflaschen im Vergleich zu leichteren Weinflaschen vorhanden ist. Eine Bereitschaft auf leichtere Flaschen aus Gründen der Nachhaltigkeit zurückzugreifen, wurde von der Mehrheit der Probanden abgelehnt – was doch erstaunlich ist.