Trinkfreude bringt Umsatz

Bier
14.04.2020

Die Entscheidung, ob ein Gast ein Glas Bier austrinkt und sich ein zweites bestellt, bezeichnet man als „Drinkability“. Und nein, nicht nur Österreichs Bierstil Nummer eins ist dafür geeignet.
Top-Kandidaten für das erste Bier der Saison im Schanigarten.
Biersommelier-Staatsmeister Michael Kolarik-Leingartner

Drinkability ist ein komplexes Thema. „Es geht nicht darum, ob es ein Bier ist, das du gerne trinkst. Drinkability bedeutet, dass für den Gast ein hoher Genussmoment entsteht“, sagt Biersommelier-Staatsmeister Michael Kolarik-Leingartner. Der hohe Genussmoment besteht aber nicht darin, einfach nur zweimal vom Bier zu nippen, sondern auch die angedachte Portionsgröße mit Genuss zu trinken –  und anschließend ein zweites zu bestellen. Kolarik-Leingartner hat die ÖGZ zu einer Verkostung in die neue Del-Fabro-Zentrale in Wien-Simmering eingeladen, ein paar herausragende, sehr gut trinkbare Biere ausgewählt und nach ihrer Geschmacksintensität geordnet (siehe Foto). Diese Biere machen auf jeder Karte eine gute Figur. Tun Sie sich keinen Zwang an – setzen Sie, zumindest einige, auf Ihre Karte!

Einschenk-Tipp 

Wichtig für die Drinkability: Glaspflege, Glasauswahl, Schankhygiene. Der Staatsmeister hat auch einen Einschenk-Tipp parat: Wer auf Bekömmlichkeit und Trinkbarkeit schaut, sollte Bier immer schwungvoll einschenken. Das Bier darf dann auch ruhig drei bis vier Minuten stehen und sollte auf zwei- bis dreimal fertig gemacht werden. Warum? „Man hat so von der gebundenen Kohlensäure einen guten Teil entbunden. Neben der schönen Optik erhält man auch ein trinkbareres Bier, das durch Aromenreichtum glänzt.“

Hier die Alternativen zum klassischen Märzen

1. Brauhaus Gusswerk Jakobsgold. Ein tolles Beispiel für ein neu interpretiertes alkoholfreies Bier. Sehr gute Trinkbarkeit. Hat einen schönen Körper und eine zarte Fruchtigkeit. Ist nicht filtriert und hat Trübstoffe, das fördert ein gutes Mundgefühl. Unter den alkoholfreien Bieren definitiv ein Genussmoment. 

2. Spaten Münchner Hell.  Der Bierstil „Bayrisch Hell“ liegt derzeit auch in Österreich voll im Trend und steht im Gegensatz zum österreichischen Märzen für eine deutlich höhere Trinkbarkeit.  Hat eine Nuance mehr Restsüße als das österreichische Märzen und dadurch einen minimal volleren Körper. Sehr milde Bittere. 

3. Reininghaus Jahrgangspils. Ein Klassiker und eine Spezialität. Ein Bier, das ausschließlich mit Aromahopfen einer Sorte aus einem Jahrgang gebraut wird. Für einen Brauer eine sehr respektable Herangehensweise! Denn zwischen den Erntejahrgängen können merkbare geschmackliche Unterschiede liegen. 

4. Obertrumer Original. Ein unfiltriertes Märzenbier  (Zwickl) mit rundem Mundgefühl. Von der Textur cremig; das Nichtfiltrieren senkt die Bittere. Äußerst gut trinkbar!

5. Ottakringer Wiener Original & 6. Culturbrauer Austrian Lager. Zwei Wiener Lager wie aus dem Bilderbuch. Bei diesem Bierstil sollen Malzkörper und Bittere erkennbar sein. Aber: Das eine soll das andere nicht überfahren. Für den Lagerbier-Trinker die Option. Ein universell einsetzbar Bierstil für die Gastronomie! Ein Joker, ganzjährig.

7. Isaac von Birra Baladin. Der Italiener Teo Musso gründete 1996 in seiner Heimatstadt Piozzo im Piemont „Birreria Baladin“. „Isaac” ist ein belgisches Witbier, ein obergäriges, mit Koriandersamen und Orangenschalen gewürztes Bier. Tipp: in Kürze bei Del Fabro & Kolarik erhältlich! Die Hopfenbittere ist hier eine Randerscheinung. Passt perfekt zu bitteren Salaten.

8. Der Belgier Blonde. Dieses Bier ist die Referenz in Sachen Trinkbarkeit bei belgischen Alltagsbieren. Leicht fruchtig, zarte Honignoten, Citrus und Gewürz. Im Duft hintergründig, hat aber Körper mit seinen 6,5 Vol.% Alkohol. Davon trinkt man gerne auch ein zweites (allerdings kein großes). Hier ist die Hefe der Superstar.

9. Brew Age Alphatier.  Das New England IPA passt auf den ersten Blick nicht unbedingt in eine Liste mit trinkbaren Bieren. Das täuscht: Ziel dieses Bieres ist es, eine Art Fruchtsaft-Variante eines Bieres zu kreieren. Vordergründig fruchtig, ähnelt von der Textur, dem Mundgefühl einem Orangensaft. Blickdicht trüb und knallorange! Die auf der Flasche ausgewiesenen 45 Bittereinheiten sind nicht wirklich identifizierbar. Wow!

Zur Person

Michael Kolarik-Leingartner ist ausgebildeter Brauer und Biersommelier-Staatsmeister. Er ist als Budweiser-Brand-Ambassador bei Del Fabro & Kolarik tätig und berät Gastronomen in den Bereichen Sortiment, Schankhygiene und Produktqualität.
www.delfabrokolarik.at