Wie österreichisches Fleisch den Markt erobert
Der oberösterreichische Großhändler Kröswang schwimmt gegen den Trend – und hat in der Gastronomie damit einen Boom um heimisches Frischfleisch ausgelöst.

In der Unternehmenszentrale von Kröswang in Grieskirchen herrscht eine Stimmung, die man in der Branche auch nicht jeden Tag antrifft. Während sich immer öfter Gäste vom Fleischkonsum abwenden und die Branche mit sinkenden Umsätzen kämpft, verzeichnet das österreichische Familienunternehmen Rekordwachstum. Der Grund: eine gezielte Strategie, die auf Regionalität setzt.
Vor genau einem Jahr startete Kröswang seine Initiative „Zeit für Fleisch. Aus Österreich“ – ein Coup, der sich als goldrichtig erweisen sollte. Über 250 Gastronomen haben sich seitdem mit Aufklebern zu der Kampagne bekannt, der Absatz österreichischen Frischfleischs schießt regelrecht hoch.
60 Millionen Euro Umsatz
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 60 Millionen Euro Umsatz erzielte das Unternehmen 2024 allein mit seinem 500 Produkte umfassenden Frischfleisch-Sortiment aus österreichischer Produktion. Das entspricht einem Wachstum von elf Prozent – zu einer Zeit, in der die Fleischbranche schrumpft.

„Als österreichischer Familienbetrieb sind uns Regionalität und Nachhaltigkeit besonders wichtig“, erklärt Firmeninhaber Manfred Kröswang die Strategie. Mit dem Firmensitz auf dem Klaushof verkörpere sein Unternehmen die Verwurzelung zur Landwirtschaft wie kein anderer Lebensmittelgroßhändler.
Kröswang entdeckt eine profitable „Nische“
Doch hinter der heimatverbundenen Rhetorik steckt natürlich auch Strategie. Während Discounter mit Billigfleisch um Marktanteile kämpfen, hat Kröswang eine profitable Nische entdeckt: Gastronomen, die bereit sind, für Qualität und Herkunftsnachweis mehr zu bezahlen. „Speziell in einer Zeit, wo der Kosten- und Spardruck steigt, war es uns wichtig, zu zeigen, dass für hochwertige österreichische Produkte immer ein Platz ist“, so Kröswang.
Die Rechnung geht auf. Besonders die hauseigenen Marken Sonnenpute und SalonBeef verzeichneten „überdurchschnittliches Wachstum“, wie das Unternehmen mitteilt. Ein Erfolg, der zeigt: Die Gastronomie ist bereit, gegen den allgemeinen Spartrend zu wirtschaften – wenn die Geschichte stimmt, die das Produkt erzählt.
Kröswang beschäftigt über 600 Mitarbeiter an zwölf Standorten. Eine Flotte von 200 Lastwagen beliefert 15.000 Kunden. Für 2025 hat das Unternehmen bereits über 20 weitere österreichische Frischfleisch-Artikel ins Sortiment aufgenommen.
Der Erfolg der Initiative wirft Fragen auf: Ist Regionalität der Schlüssel zum Überleben? Oder profitiert Kröswang lediglich von einem kurzfristigen Trend, der sich bei anhaltendem Kostendruck wieder umkehren könnte?
Die Antwort werden die kommenden Monate zeigen. Fest steht: In Grieskirchen hat man einen Weg gefunden, aus der Krise Kapital zu schlagen.