Inflation
Inflation bringt KMUs in Bedrängnis
Lösungsvorschläge seitens der Politik gibt es viele, allerdings adressieren diese in erster Linie private Haushalte. Aber was ist mit Unternehmen?
Eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens Finanzombudsteam unter Geschäftsführern und Eigentümern von rd. 800 Klein- und Mittelbetrieben aus den Branchen Handel, produzierendes Gewerbe, Gastro- und Hotellerie, zeichnet ein düsteres Bild, denn die Auswirkungen der Preissteigerungen haben massive Auswirkungen.
Inflation zweistellig
Ausgehend von den bereits bis März 2022 passierten Preissteigerungen (Spitzenwert bei den Industrieerzeugerpreisen von 21,45%) gehen alle befragten Unternehmen von einem Anhalten dieser Entwicklung aus. Rd. 30% der befragten KMUs gehen davon aus, dass der weitere Anstieg in ihrer Branche über 10% liegen wird.
Besonders alarmierend ist der Umstand, wonach 71% der Befragten diese Preissteigerungen mit über 50% an ihre Produkte bzw. Dienstleistungen weitergeben werden. Unter Berücksichtigung des Verzögerungseffektes ist die Inflation somit bereits im September im zweistelligen Bereich.
Betriebsmittelkredite
Der massive Anstieg der Erzeugerpreisindizes führt zu zusätzlichem Liquiditätsbedarf bei den Klein- und Mittelbetrieben. Rd. 85% der befragten Unternehmen sind, bzw. waren, gezwungen, zusätzliche Betriebsmittelkredite bei ihren Banken für die Zwischenfinanzierung anzufragen. Die Banken stehen diesen Anfragen mehr als reserviert gegenüber. Bei rd. 72% der Kreditbeantragungen kam es zu einer Ablehnung durch die Hausbank. Anfragen bei Banken zeigen, dass bei Eigenkapitalquoten von unter 25% bis 30% so gut wie keine Chance auf Genehmigung besteht.
Beispielhaft zeigt sich die Situation bei einem burgenländischen Leitbetrieb, wo die Bank bei der aktuellen Eigenkapitalausstattung von 60% bereit ist, die Vorfinanzierung des Rohstoffeinkaufs abzuwickeln. Sollte die Eigenkapitalquote jedoch unter 30% fallen, müsste der Kredit vorzeitig rückgeführt werden, so das Angebot der Bank.
Kreditklemme
Die Kreditklemme bei der Nachfrage von Betriebsmittelkrediten kommt für Gerald Zmuegg wenig überraschend. „Bankenaufsicht und Risikoüberlegungen der Banken spiegeln diesen Trend seit Jahren wider. Während Häuslbauerkredite massive Wachstumsraten verzeichneten, ist die Finanzierung von Unternehmen zur Aufrechterhaltung des täglichen Geschäftsbetriebes für Banken weniger attraktiv.“
Gerade Klein- und Mittelbetriebe sollten das Nein ihrer Hausbank nicht hinnehmen und eine stärkere Verhandlungsposition aufbauen, um aus dieser Lage auch wieder herauskommen zu können. „Es wäre für den Standort Österreich fatal und unserer Gesellschaft nicht würdig, wenn unsere heimischen KMUs, die wichtigstern Arbeitgeber Österreichs, als Bittsteller auftreten müssen“, so Zmuegg.
Bei weiteren Preissteigerungen wird auch der Kreditbedarf weiter steigen und es wird zu einer Preis-Kredit-Spirale kommen.