Ploberger Wels: Zwei Brüder, zwei Bauphasen

Hotel
15.02.2017

 
Das Hotel Ploberger in Wels schaffte den Generationenwechsel – und mit ihm fünf weitere Hotels in Wels.  
Markus (links) und Michael Ploberger in der Tiefgarage zu ihrem Hotel. In der Hand halten sie eine Honigwabe vom Bio-Frühstücksbüffet.
Vom Vater und Onkel übernommen und im Umbau begriffen: das Hotel Ploberger in Wels.

Im Welser Tourismus wirkt jetzt die Jugend. Tatsächlich haben derzeit sechs privat geführte Hotels den Generationenwechsel entweder gerade vollzogen oder man steht kurz davor. Und in einem dieser gastlichen Häuser haben gleich zwei Brüder – 33 und 34 Jahre alt – das Zepter mit Schwung übernommen: Im Vier-Sterne-Hotel Ploberger am Kaiser-Josef-Platz geben seit einiger Zeit Michael und Markus den touristischen Ton an und einen entsprechend dynamischen Takt vor. Schließlich heißt es, Onkel Rudolf Ploberger, der sich jetzt in Prag mit dem ebenfalls der Familie gehörenden Boutique-Hotel Maximilian beschäftigt, in den Fußstapfen zu folgen. 

Nägel mit Köpfen

Michael und Markus Ploberger machten gleich von Anfang an Nägel mit Köpfen. Beide aus verschiedenen Bereichen der Betriebswirtschaft kommend, beide mit wichtiger Auslandserfahrung bestückt, haben sie von Onkel Rudolf und Vater Christian das Haus übernommen. Die beiden stecken voller Ideen mit fixen Plänen. Vier Millionen Euro werden in den beiden Bauabschnitten ab 15. Dezember 2016 und ab 15. Juni 2017 investiert. Zwei Drittel des Hotels werden umgebaut. Dabei kommen durch Flächenoptimierung nicht nur fünf neue Zimmer dazu, was dann insgesamt 97 vermietbare Einheiten mit 164 Betten ergibt. Es wird zudem konsequent auf LED-Beleuchtung umgestellt und eine Gebäudesteuerung installiert, die auch einen Vergleich mit den Top-Fünf-Sterne-Häusern in Österreich nicht zu scheuen braucht. Zwei weitere Bauphasen sind schon in den Köpfen der Brüder.

Nicht in die Wiege gelegt

Aus den beiden Junghoteliers sprudelt trotz Terminstress die pure Freude über ihre Aufgabe. Für Michael war im Gegensatz zu seinem Bruder, der schon zwei Jahre länger im Hotel Ploberger wirkt, nicht immer klar, im Familienbesitz einmal eine wesentliche Rolle zu spielen. Wie sein jüngerer Bruder auch absolvierte er nach dem Studium ein Auslandsjahr. In Argentinien. Es folgten berufliche Stationen bei Bosch in Spanien und bei einem Start-up in Norwegen. Schließlich gründete er mit „Heimschmecker“ ein vielbeachtetes Speiselogistik-Unternehmen in Wien. Seit einem Jahr, seit er sein eigenes Start-up in Wien verkauft hat, kümmert er sich um das Projektmanagement für die Modernisierung des Hotels. Aber auch „um eine neue, kreative Buchungs-Plattform“, lässt sich Michael Ploberger schon in die Zukunfts-Karten blicken. 

Klare Aufgabenverteilung

Markus hingegen, der jüngere Bruder, ging nach dem Studium der Internationalen BWL für ein Auslandsjahr nach Kanada und kümmert sich jetzt um Marketing und Controlling. Brüderlich-professionelle Aufteilung sozusagen. „Je nach Interesse und Profession“, betonen beide. Optimierung der Kosten, hieß entsprechend die erste Aufgabe des Jüngeren. Trotzdem unterstreicht er: „Obwohl wir beide in Kleßheim zur Schule gegangen sind, haben wir uns in der Praxis autodidaktisch an alles heranarbeiten müssen.“ Schließlich ist der Onkel schon sehr bald vollständig zum Projekt nach Prag gewechselt. 
Für beide ist das Hotel Ploberger ganz offensichtlich eine echte Herzensangelegenheit. Für Michael Ploberger, der sich selbst mehr „aus dem technischen Marketing“ kommen sieht, ist Usability eine wichtige Tugend im touristischen Marketing. „Wie gut, dass wir ein Hotelprojekt begleiten dürfen, wo wir frei gestalten können und kein Konzern im Hintergrund uniformes Handeln verlangt.“ Und das Ganze mit einer gehörigen Portion positiver Emotion: „Das hier ist kein SB-Automat, sondern ein sehr gefühlvolles Produkt, wo wir mit vollem Herzen dahinterstehen müssen. Kleinigkeiten entscheiden und machen das große Ganze erst erfolgreich.“ Markus ergänzt: „Haus, Mitarbeiter und natürlich Gäste müssen verstanden und in Einklang gebracht werden. Da hilft es schon sehr, dass wir für unsere eigene Sache, also das Hotel im Familienbesitz, kämpfen.“ 

Welser Übergaben

Das verbindet auch die anderen „Hotel-Juniors“ in Wels mit insgesamt fünf Häusern mit den Ploberger-Brüdern: Alexandra Platzer, Paul Schludermann, Sophie Schick sowie die Schwestern Anna und Eva Wanik. Entsprechend wird gemeinsam mit dem Tourismusverband unter Hochdruck an der Steigerung der Auslastung gewerkt. Green Meetings und die konzentrierte Arbeit durch die Business Touristik Wels sind für alle unisono bestes Beispiel für modernes, zielgruppenorientiertes, nachhaltiges und zudem dienstleistungsorientiertes Marketing. Die Ende 2016 gestartete Plattform „Rennrad-Tourismus Wels“ ist für die Nachfolge-Generation in Wels naheliegende Erweiterung in Richtung Individual-Tourismus und Auslastungsschub an den Wochenenden und in den Sommermonaten. Da gibt es in Wels, wie in anderen Städten auch, durchaus noch Luft nach oben. „Einzelkämpfer haben es immer schwerer auf dem Markt. Deshalb ist es perfekt, dass wir in der jungen Generation in Wels gemeinsam an einem Strick ziehen“, sagt Markus Ploberger.

Text: Ludwig Anderl

Generationswechsel in Wels

Gleich sechs der wichtigsten acht Hotels in Wels sind entweder im Familienbesitz oder werden zumindest von Familienmitgliedern geführt. Sie haben entweder bereits den Generationswechsel vollzogen oder sind gerade dabei. Es sind dies neben dem Hotel Ploberger die Hotels Bayerischer Hof und Alexandra der Familie Platzer, das Boutique-Hotel Hauser, das Hotel Maxlhaid der Familie Schludermann und das Hotel Gösserbräu der Familie Wanik.