Internationale Jury

Ist Blaufränkisch eine große Rebsorte?

19.01.2023

Ist Blaufränkisch eine große Rebsorte, die mit beispielsweise Cabernet Sauvignon, Pinot Noir oder Nebbiolo in einer Liga spielt? Ein international besetzter Gipfel in Lech am Arlberg, der Mitte Dezember 2022 stattfand, ging dieser Frage nach. Mit einstimmigen Ergebnis.
Blaufränkisch

Nach einer Degustation von mehr als 50 Blaufränkisch-Topweinen von 17 unterschiedlichen Produzenten aus den Jahrgängen 1986 bis 2020 einigte sich die Jury auf folgende Sortenbeschreibung: „Frische und Säure mit einer präzisen Fruchtigkeit und engmaschigem Körper. Die Aromen entsprechen jenen von dunklen Beeren, gemeinsam mit einer rauchigen Würzigkeit, und zeigen Noten von getrockneten Kräutern.“ David Schildknecht (Vinous, USA) ergänzte: „Was Blaufränkisch besonders auszeichnet, ist eine Frische und Lebendigkeit, wie man sie sonst nur bei Weißweinen kennt.“ 

Also ein klares Ja!

Was die Jury im Laufe der Verkostung immer wieder bestätigte, ist das Talent der Sorte Blaufränkisch, ihre Herkunft widerzuspiegeln und sich dabei selbst zurückzunehmen. „Ein großer Wein“, so Sascha Speicher (Meiningers Sommeliermagazin, DE), „zeigt mir zuerst sein Terroir. Wenn ich als erstes die Rebsorte erkenne, ist es kein großer Wein.“ Harald Scholl (Magazin Vinum, CH) sekundierte: „Historische große Weine wurden immer durch ihre Herkunft und die Appellation definiert, niemals durch die Sorte.“ 

Blaufränkisch
Sascha Speicher und Jancis Robinson

Fazit: Blaufränkisch wird einstimmig als große Rotweinsorte der Welt anerkannt, denn sie erfüllt jene Parameter, die von einem außergewöhnlichen Rotwein erwartet werden, wie etwa Reifepotenzial, Reflektion des Terroirs, Komplexität, Unverwechselbarkeit und Finesse. Damit aus Blaufränkisch herkunftstypische, finessenreiche und lagerfähige Weine entstehen, müssen die Winzer weiterhin mit höchstem Qualitätsanspruch arbeiten. Das beginnt bereits im Weingarten, wo der Ertrag deutlich reduziert werden muss (max. 3500 kg / ha), um hochklassige Weine zu erzeugen. Diese Erkenntnis ist bereits bei vielen Betrieben angekommen, was zu einer generell hohen Qualität von österreichischen Rotweinen führt. Zudem hat sich laut David Schildknecht ein neues Selbstbewusstsein entwickelt, dass bestimmte Weinstile – etwa aus Blaufränkisch – nur in Österreich entstehen können: „Es gibt einen eindeutigen Trend vom ‚Das können wir auch‘ zu ‚Das können nur wir‘“.