Wiener Ortstaxe: Eine Belastung mit Ansage
Die massive Erhöhung der Ortstaxe sorgt in der Hotellerie für Diskussionen. Warum die Maßnahme als unverständlich, realitätsfern und potenziell schädlich für den Tourismusstandort gilt, erklärt Marco Riederer von der Prodinger Tourismusberatung im Podcast „Tourismus to go“.

Wien hebt an, und zwar die Ortstaxe. Die Stadtregierung hat angekündigt, den bisherigen Satz von 3,2 Prozent auf künftig 8 Prozent zu erhöhen. Damit liegt Wien europaweit künftig an der Spitze, sehr zum Unmut der Branche. Denn anders als in allen anderen österreichischen Gemeinden, wo fixe Beträge pro Nächtigung fällig werden, bemisst sich die Ortstaxe in Wien prozentuell am Zimmerpreis. Das bedeutet: Steigen die Preise, steigen auch die Abgaben.
„Da scheint schon ein bisschen durch, dass versucht wird, auf Kosten einer einzelnen Branche ein Teil des Stadtbudgets zu sanieren“, sagt Marco Riederer, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung, im Gespräch mit Alexander Grübling. Die angekündigte Erhöhung um 166 Prozent (ursprünglich auf 8,5 Prozent) war für viele Betriebe ein Schock. Dass die Maßnahme nun gestaffelt eingeführt wird (ab Juli 2026) und mit 8 Prozent leicht niedriger ausfällt, wird in der Branche zwar als Teilerfolg gewertet, bleibt aber hoch umstritten.
Vertrauensbruch statt Verlässlichkeit
Besonders kritisch sehen Hoteliers den ursprünglichen Zeitplan: Die Erhöhung war kurzfristig für Dezember 2025 geplant, also mitten in der Buchungssaison, als viele Preise längst fixiert waren. „Das ist vollkommen an der Realität vorbei und ein riesiger administrativer Aufwand“, so Riederer. Die Ortstaxe ist Teil des Gesamtpreises, der laut Preisauszeichnungsgesetz bereits bei Buchung korrekt angegeben werden muss. Nachträgliche Änderungen stellen Hotels vor rechtliche und praktische Probleme – und gefährden die Vertrauensbasis zu Kundinnen und Partnern.
Dass der Start nun verschoben wurde, mildert die Lage nur geringfügig. Die grundsätzliche Kritik bleibt: „Die Erhöhung an sich ist immer noch extrem drastisch und eigentlich viel zu massiv.“
Die Stadt Wien argumentiert, man orientiere sich an anderen europäischen Städten, doch der Vergleich hinkt. „Man hat sich Städte herausgepickt, bei denen Wien im Mittelfeld liegt. Insgesamt aber gehört Wien nun zu den teuersten Destinationen Europas“, stellt Riederer klar. Vor allem im internationalen Wettbewerb um Kongresse und Großveranstaltungen sei dies ein Standortnachteil.
Während andere Länder über Entlastungen für die Hotellerie diskutieren, erhöht Wien die Belastung weiter. „Das Wettbewerbsverhältnis wird schwieriger, definitiv“, warnt Riederer.

Betriebe in der Zwickmühle
Ob die Erhöhung tatsächlich negative Effekte auf die Nächtigungszahlen haben wird, ist schwer zu sagen. Studien wie jene des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo deuten darauf hin, dass Wien-Gäste teilweise preissensibel sind, vor allem im Kongress- und Budgetsegment. Dennoch könnte die Erhöhung zu einem Reputationsverlust führen und Wien für Veranstalter unattraktiver machen.
2024 war mit Blick auf die Nächtigungszahlen das erfolgreichste Jahr für Wiens Tourismus. Doch Riederer warnt vor zu viel Euphorie: „Die Gäste kommen nach Wien, das ist schön. Jetzt müssen wir schauen, dass die Betriebe auch noch positiv wirtschaften können.“ Denn steigende Energiepreise, höhere Löhne und allgemeine Teuerung belasten die Hotellerie ohnehin stark.
Freude der Branchenvertreter, aber worüber?
Seine Einschätzung ist deutlich: „Ich bin ein bisschen verwundert über die jetzige Freude unserer Branchenvertreter. Erreicht wurde letztlich nur eine Senkung um ein halbes Prozent und eine zeitliche Verzögerung.“
Marco Riederer ist Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung. Mit Standorten in ganz Österreich betreut das Unternehmen rund 500 Betriebe, vorwiegend aus der gehobenen Ferienhotellerie. Riederer gilt als profilierter Kenner der Branche und begleitet Projekte von der Standortanalyse bis zur Finanzierungsberatung. Neben seiner Beratertätigkeit betreibt er den Podcast „Smart Hotel Key“, in dem er regelmäßig aktuelle Themen der Hotellerie diskutiert und den wir an dieser Stelle ausdrücklich empfehlen.