Traumberuf Tourismus?
Eine aktuelle Umfrage unter deutschen Beschäftigten zeigt: Der Tourismus ist für viele ein Traumberuf, doch die Loyalität wackelt.

Tourismus ist Leidenschaft. Das bestätigt eine neue Studie von Adobe Express, die Angestellte in Deutschland zu ihrer Zufriedenheit im Beruf befragt hat. Besonders auffällig: Sechs von zehn Beschäftigten in der Tourismusbranche betrachten ihren Job als echten Traumberuf. Und trotzdem plant jede zweite Person, innerhalb des nächsten Jahres den Arbeitsplatz zu wechseln.
Was auf den ersten Blick paradox erscheint, ist bei näherem Hinsehen ein Weckruf für Arbeitgeber:innen im Tourismus, auch diesseits der Grenze. Denn obwohl 56 Prozent mit ihrer Arbeit zufrieden sind und nur zwei Prozent sich offen unzufrieden zeigen, sind es vor allem fehlende Perspektiven, die zum Umdenken führen.
Gute Stimmung, aber wenig Bleibeperspektive
Die Zahlen aus Deutschland lassen sich nicht eins zu eins auf Österreich übertragen, aber sie sind ein starker Indikator. Auch hierzulande klagen Betriebe über hohe Fluktuation, fehlende Fachkräfte und sinkende Loyalität. Die Motivation im Job ist grundsätzlich vorhanden; in der deutschen Umfrage geben 58 Prozent an, sich auf ihren Arbeitstag zu freuen. Und dennoch: nur ein Viertel der Beschäftigten möchte langfristig in der Branche bleiben.
Das zeigt deutlich: Es geht nicht nur um Tageslaune, sondern um die strukturellen Rahmenbedingungen. Wer sich langfristig binden soll, braucht Entwicklungschancen.
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Was Beschäftigte wirklich wollen
Besonders geschätzt werden laut Umfrage flexible Arbeitszeitmodelle und zusätzliche Benefits, etwa Verpflegung, Rabatte, Gesundheitsangebote oder Weiterbildung. Jeweils ein Viertel der Befragten nennt dies als Grund für ihre Zufriedenheit.
Beim Blick auf einen möglichen Jobwechsel rücken aber andere Aspekte in den Fokus:
- 33 Prozent wünschen sich bessere Karriere- und Aufstiegschancen
- 17 Prozent sehnen sich nach einer besseren Work-Life-Balance
- Weitere 17 Prozent wünschen sich eine positivere Unternehmenskultur
Diese Erkenntnisse decken sich mit Erfahrungen aus Österreich: Zu enge Hierarchien, unklare Perspektiven und starre Arbeitszeiten zählen auch hier zu den häufigsten Kündigungsgründen, vor allem unter der jungen Generation.
Warum viele dennoch bleiben
Der Weg aus dem Job ist oft schwieriger als gedacht. Rund 29 Prozent der Befragten bleiben, weil sie sich in ihrer Rolle wohl fühlen. Noch einmal genauso viele glauben, sie seien zu alt für einen Neuanfang; bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass rund ein Drittel der Befragten unter 35 Jahre alt ist. Auch in Österreich beobachten Branchenkenner:innen eine ähnliche Ambivalenz: Hohe emotionale Bindung, aber gleichzeitig das Gefühl, in einem System zu stecken, das wenig Entwicklung erlaubt.