Erfolg durch totale Spezialisierung
Das Hotel Alpenrose in Lermoos von Andrea und Ernst Mayer gehört zu den besten Kinderhotels des Landes. Vor einem Jahr kam nun ein weiteres Kinderhotel im deutschen Oberjoch dazu – das ist ebenso erfolgreich.

Text: Alice Rienesl
Schau Mama, ein Aquarium!“ Sprach mein Fräulein Tochter mit aufgeregter Stimme, bevor sie mit glänzenden Augen gedanklich abtauchte und damit Raum und Zeit vergaß. Das Einchecken im Hotel Alpenrose in Lermoos wurde dadurch zum stress- und nörgelfreien Kinderspiel, der Gang zum Zimmer ohne Gepäck und dank des Goldfischteiches am Weg zum gemütlichen Spaziergang. Als dann beim Abendessen das Hausmaskottchen Fuchs Fridolin die Kleinen zum abendlichen Tanz im Kinderland abholte, war mein Nachwuchs in Windeseile auch körperlich entrückt. Erübrigt sich fast zu sagen, dass sich der schnelle Abschied nach dem Frühstück am zweiten Tag mit einem saloppen „Mama, ich gehe ins Kinderland“ wiederholte. Zum Glück war ich beim Besuch der Piraten-Wasserlandschaft noch gefragt.
Langeweile kommt im Vier-Sterne-Superior-Haus Alpenrose, das von den Leading Family Hotels & Resorts auch mit fünf Smileys ausgezeichnet wurde, niemals auf – weder für die Kinder noch für die Eltern. Das Angebot könnte vielfältiger nicht sein, die Kinderbetreuung an sieben Tagen die Woche ist darüber hinaus ein Highlight für alle.
Auf Wunsch der Gäste
Begonnen hat alles mit einer Frühstückspension, die über 34 Betten verfügte und bis in die 70er-Jahre noch den Eltern von Andrea Mayer gehörte. So wirklich wollte sie keiner übernehmen. Aufgrund eines guten Konzeptes und der unerwarteten Zustimmung der Hausbank wagten Andrea Mayer und ihr Mann Ernst aber dann doch den Einstieg. Hilfreich dabei war auch noch der Zukauf des benachbarten Grundstückes durch den Vater. Von Anfang an war beiden aber klar, dass eine gute Entwicklung nur mit einer totalen Spezialisierung funktionieren kann. „Die ganze Spezialisierung war einfach ein Eingehen auf die Wünsche der Gäste. So haben wir mit der Kinderbetreuung begonnen“, erzählt Ernst Mayer von den Anfängen. Aus einer Kinderbetreuerin wurden bald drei Personen, mittlerweile sind es 24 Kinderbetreuer, die sich um die kleinen Gäste kümmern. Von Anfang an war für beide Hoteliers klar, dass die Gäste auch bereit sein müssen für das Service zu bezahlen.
Viel mehr Mitarbeiter
„Das Konzept hat ja einen riesigen Nachteil. Die dafür notwendigen Mitarbeiter sind ein hoher Kostenfaktor. Bei 24 Kinderbetreuern haben wir im Hotel fast ein Viertel an Mitarbeitern, die es in einem anderen Hotel so gar nicht gibt“, rechnet Mayer kurz vor. Ganz abgesehen von den vielen Umbauten, gut ausgestatteten Indoorbereichen und großzügig angelegten Zimmern, die zum Teil alle noch in Zeiten hoher Kreditzinsen errichtet wurden. „Damals waren die Zinsen mit 9,75 Prozent ja unverschämt hoch. Das ist heute unvorstellbar. Bei so hohen Zinsen würde heute gar nichts mehr passieren, das muss ja auch zurückgezahlt werden.“ Der Erfolg gab An- drea und Ernst Mayer aber recht und in Folge haben sie insgesamt zwölf Jahre gebaut. Das Leben wurde dominiert von langen Saisonen und stetigen Bautätigkeiten in den Zwischenzeiten. Jetzt gibt es neben den Indoor-Spielplätzen, Schwimmbädern und dem Wellnessbereich insgesamt 92 Zimmer, was bedeutet, dass sich an den Vollbelegstagen rund 350 Gäste im Haus befinden. Und so unglaublich es klingt, das Hotel Alpenrose bringt es auf 300 Vollbelegstage im Jahr.
Wenige heimische Gäste
Der Anteil der österreichischen Gäste ist mit zwei Prozent aber verschwindend gering. „Die Anreise ist für Österreicher einfach sehr weit und mit kleinen Kindern daher zu beschwerlich“, ist die simple Erklärung von Ernst Mayer. „Die fahren dann eher zu den Kollegen nach Kärnten, in die Steiermark, nach Salzburg oder ins Burgenland.“ Das Gros der Alpenrose-Gäste kommt aus Deutschland und der Schweiz, je zwischen 40 und 45 Prozent. Viele davon sind langjährige Stammgäste, was aber nicht bedeutet, dass diese immer an den geplanten Terminen kommen können. Für manche Ferientermine werden eigene Wartelisten geführt, die Zusage des Wunschtermins ist daher oftmals auch Glückssache.
Geringere Personalkosten
Da die Nachfrage das Angebot ständig übersteigt, war die Übernahme eines Hotelkomplexes im Dezember 2011 im deutschen Oberjoch ein wahrer Segen. Geplant war es zwar nicht, aber wie das Leben so spielt, führte der Zufall Regie. In diesem Fall durch den ältesten Sohn von Andrea und Ernst Mayer, der in Dubai eine Managementausbildung bei Hilton machte und auf einer Internetseite auf die Immobilie stieß. Die großen und hellen Seminarräumlichkeiten des Hotels konnten perfekt zu Kinderbetreuungsräumen umgebaut werden, die ehemals 206 Zimmer wurden auf 140 Einheiten zusammengelegt. Alles in allem ist aufgrund der Gebäudegröße alles viel großzügiger als in Lermoos, dazu kommt noch, dass sich Oberjoch in geografischer Nähe des Hotels Alpenrose befindet.
Der günstige Kaufpreis und die geringeren Personalkosten (in Deutschland gibt es keinen 13. und 14. Gehalt) machen den Urlaub für die Gäste außerdem auch etwas billiger. „Insgesamt werden wir im ersten Jahr wahrscheinlich eine Auslastung zwischen 75 und 78 Prozent hinkriegen. Im April dieses Jahres haben wir sogar schon eine Auslastung von 82 Prozent geschafft“, freut sich Ernst Mayer.
www.kinderhotels.com
www.hotelalpenrose.at
www.kinderhoteloberjoch.de