Die Auswirkungen des Krieges
Zuallererst macht der Krieg in der Ukraine betroffen. Er wirft aber auch die Frage auf, wie es mit den Preisen bei Energie und Agrargütern und dem Fremdenverkehr an sich weitergeht. Ein Überblick.

Vielerorts laufen die Rechner heiß. Computer werden mit Daten gefüttert, welche Auswirkungen der Ukraine-Überfall Russlands auf Europa, auf Österreich, ja speziell auf Gastronomie und Hotellerie haben kann.
Eines ist klar: Die Auswirkungen sind derzeit noch nicht final abschätzbar. Es bleibt abzuwarten, ob der Konflikt tatsächlich von längerer Dauer ist und was noch im Sanktionsregime kommt. Boykottiert die EU russisches Gas, oder dreht Putin buchstäblich den Gashahn ab?
Am Thema Energie liegen derzeit schlimme Befürchtungen. Schon jetzt steuern wir aufgrund der Krise auf Rekordreise bei Öl und Gas zu. Primär betrifft dies die Hotellerie stärker als die Gastronomie. Auf der betrieblichen Ebene muss rasch und entschlossen reagiert werden: 45 Prozent der Hoteliers aus einer noch vor Kriegsbeginn durchgeführten ÖHV-Befragung wollen verstärkt in alternative Energiegewinnung investieren und 76 Prozent wollen Energie sparen. Abseits der betrieblichen Strom- und Heizrechnung spiegeln sich die Preise natürlich volkswirtschaftlich wider. Und hohe Energiepreise waren immer schon Gift für das Wachstum.
Aus heutiger Sicht ist auch die Situation bei den Lebensmitteln angespannt, speziell bei Weizenkorn und Ölsaat, wie Peter Krug, Geschäftsführer von Eurogast Österreich, gegenüber der ÖGZ erklärt. „Die Börsennotierungen zeigen sehr steil nach oben. Sollte hier keine Entspannung sichtbar werden, wird dies unweigerlich auch auf viele Endprodukte wie Futtermittel und auf die verarbeitende Lebensmittelindustrie durchschlagen. Die Ukraine ist ebenfalls ein großer Produzent im Bereich Hühnerfleisch und Eiprodukte. Eurogast handelt zwar keine Hühnerprodukte aus der Ukraine, die fehlende Versorgung treibt jedoch auch hier die Preise von heimischen Produkten an.“ Ein Horn, in das auch Christof Kastner, der CEO der Kastner Group, bläst. Sollte die Aussaat wegen des Krieges nicht erfolgen, könnte es zu starken Preissteigerungen bei Lebensmitteln führen, warnt er (siehe Interview auf Seite 10). Ein Ansteigen der Preise bei Speiseöl sieht Jochen Kramer von Salomon: Die Ukraine und Russland seien wichtige Lieferanten von Sonnenblumen, Raps, Lein und Soja.
Der russische Gast
Anders als oft dargestellt, nehmen Russen bei den Auslandsgästen mit weniger als 1 Prozent aller Ankünfte eine marginale Rolle ein, nur in Wien (knapp 3 Prozent) ist der Anteil bedeutender. Durchschnittlich sind die Gäste 40,2 Jahre alt und gar nicht so wohlhabend, wie oft geglaubt wird.
Trotz seiner 150 Millionen Einwohner und dem Bild des reichen russischen Gastes ist der Einfluss auf den Gesamttourismus mit 0,8 Prozent der Ankünfte gering. Nur in Wien spielen Russen mit 3 Prozent eine halbwegs relevante Rolle (siehe dazu auch Grafik auf Seite 9 und Interview Seite 10). Neben den genannten wirtschaftlichen Problemen könnte sich aber ein länger dauernder Krieg allgemein ungünstig auf die Reiselust auswirken, sagt Wifo-Forscher Oliver Fritz gegenüber der ÖGZ.