Saisonierkontingent: Tourismusbranche begrüßt neue Regelung
Die Bundesregierung stockt die Saisonkontingente auf 8.000 Plätze auf. Während die Branche den Schritt begrüßt, kommt auch Kritik auf.

Die Bundesregierung hat neue Eckpunkte zur Saisonkontingentverordnung beschlossen. Mit der Aufstockung auf insgesamt 8.000 Saisonarbeitsplätze, einer Vorverlegung des Antragsstarts sowie einem Westbalkan-Kontingent reagiert die Politik auf den akuten Arbeitskräftemangel in der Tourismusbranche. Branchenvertreterinnen und Vertreter loben die Maßnahme als wichtigen Schritt – doch es regt sich auch deutliche Kritik.
Mit dem Beschluss im Ministerrat hat die Bundesregierung eine lang erwartete Anpassung der Saisonkontingentverordnung vorgenommen. Die neue Regelung sieht vor, dass künftig jährlich 5.500 Saisonarbeitsplätze zur Verfügung stehen, ergänzt durch ein separates Kontingent von 2.500 Plätzen für Arbeitskräfte aus den Westbalkan-Staaten. Ein temporärer Überziehungsrahmen von bis zu 50 Prozent bleibt weiterhin möglich, solange die Jahresdurchschnittsgrenze eingehalten wird. Anträge für die Wintersaison 2025/2026 können bereits ab 1. November 2025 gestellt werden – zwei Monate früher als bisher.
„Es ist erfreulich, dass nun Planungssicherheit geschaffen wurde“, erklärte Susanne Kraus-Winkler, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich. Die Maßnahme sei dringend notwendig, um dem hohen Personalbedarf gerecht zu werden, das Service-Niveau zu sichern und das Stammpersonal zu entlasten.
Breite Zustimmung aus Wirtschaft und Politik
Der Beschluss findet breite Unterstützung aus unterschiedlichen politischen Lagern. Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger bezeichnete die Kontingent-Erweiterung als „zentralen Schritt“, um die Wintertourismussaison abzusichern. Besonders Regionen, die stark vom Tourismus abhängig sind, würden profitieren. Dennoch fordert Egger weitere Maßnahmen, um Österreich als Tourismusstandort langfristig wettbewerbsfähig zu halten.
Auch die Neos begrüßen das Paket. Tourismussprecher Dominik Oberhofer hebt hervor, dass „Verlässlichkeit und Planbarkeit die wichtigsten Faktoren für den heimischen Tourismus“ seien. Die neue Verordnung sowie der geplante Tourismusbeschäftigtenfonds würden sowohl Betrieben als auch Beschäftigten Perspektiven bieten. Der Fonds soll gezielt Qualifizierungsmaßnahmen und ganzjährige Beschäftigungsmöglichkeiten fördern.
Die ÖHV sieht in der neuen Regelung eine praxisnahe Lösung. Präsident Walter Veit betont die Vorteile für Unternehmen und ihre Teams: „Die Hotels können ihren Gästen früher das komplette Angebot bieten und dabei noch ihre Teams entlasten.“
„Lohndumping statt nachhaltiger Lösung“
Schärfste Kritik kam von der FPÖ. Klubobmann-Stellvertreterin Dagmar Belakowitsch und Tourismussprecher Christoph Steiner sehen in der Maßnahme eine politische „Bankrotterklärung“. Die Erhöhung der Kontingente fördere aus ihrer Sicht lediglich Lohndumping, ohne den Fachkräftemangel nachhaltig zu lösen.
Statt ausländische Saisonarbeitskräfte zu importieren, müsse man „das Bildungssystem stärker auf touristische Berufe ausrichten“ und die Bürokratie abbauen. Zudem fordert die FPÖ eine vollständige Steuer- und Abgabenbefreiung des Trinkgelds, um die Branche für Beschäftigte wieder attraktiver zu machen.