Integration

Gastronomie und Tourismus lebt auch von Eingewanderten

25.07.2025

Die Hälfte (48 Prozent) der Beschäftigten in Gastronomie und Tourismus sind Eingewanderte, in Wien sind das bereits 73 Prozent. Diese Branchen fungieren auch als Integrationsmotoren.

„Gastronomie und Tourismus wären ohne Mitarbeiter*innen mit Einwanderungsbiographie am Ende – gleichzeitig sind Gastronomie und Tourismus für viele Menschen, die einwandern, der erste, wesentliche Integrations-Baustein für ein neues Leben in Österreich“, so Sozialforscher Günther Ogris, Vorsitzender des Dema-Institutes im Rahmen einer Analyse von Mikrozensus und weiteren Wirtschaftsdaten.

Wachstum dank Internationalität

Mitarbeiter hinter der Bar © Jacob Wackerhausen iStock Getty Images Plus
© Jacob Wackerhausen iStock Getty Images Plus

Während es in vielen Gemeinden im ländlichen Raum ein Wirtshaussterben gibt, hat Wien eine sehr lebendige und wachsende Anzahl von Gastrobetrieben. In den letzten zehn Jahren haben laut einer Aussendung zusätzliche 200 Betriebe aufgemacht (2015 bis 2024). Mit dem Stichtag 31.12.2024 gibt es in Wien rund 8.900 Restaurants, Gasthäuser, Bars, Cafés u.Ä.

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Dieses Wachstum in der Gastronomie habe die Stadt Wien der Einwanderung und Internationalität zu verdanken. Die Zahl der Kund*innen steigt durch die wachsende Bevölkerung einerseits und durch die steigenden Zahlen im Tourismus. Doch die Wiener Gastronomie könne ihre Leistung nur durch die eingewanderten Arbeitskräfte, aber auch Unternehmer*innen mit Einwanderungsgeschichte, sicherstellen.

In den Gastrobetrieben in Wien – inkl. Caterer und Ausschänken – arbeiten in Summe etwa 48.000 Arbeitskräfte. Günther Ogris meint: „Wir verdanken drei Viertel (73 Prozent) der Arbeitskräfte in der Gastronomie der Möglichkeit einzuwandern!“ – und zwei Drittel der Gastronomie-Unternehmer*innen haben eine Einwanderungsbiografie.

Tourismustendenz steigend

Wien ist ein sehr beliebtes Reiseziel. 2024 verzeichnete die Bundeshauptstadt laut einer Aussendung über acht Millionen Gästeankünfte. Die Tourist*innen kommen aus aller Welt. Mit 1.8 Millionen Besucher*innen aus Österreich und 6.3 Millionen Besucher*innen aus anderen Ländern zählen Tourismuswirtschaft und Gastronomie zu den bedeutendsten und wachsenden Wirtschaftszweigen in Wien. Fast 19 Millionen Nächtigungen, die Tendenz ist steigend, unterstreichen die große Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Wien.

Grafik 1: Anzahl der Gästeankünfte in Wien (in 1000) © Statistik Austria
Grafik 1: Anzahl der Gästeankünfte in Wien (in 1000) © Statistik Austria

Günther Ogris sagt: „Dieser Erfolg Wiens im Tourismus wäre ohne die eingewanderten Arbeitskräfte nicht möglich – im Beherbergungswesen arbeiten weitere 14.600 Menschen, von denen zwei Drittel (68 Prozent) der Einwanderung zu verdanken sind.“

Prozente im Detail

73 Prozent aller Beschäftigten in der Branche Beherbergung und Gastronomie sind Menschen, die entweder selbst eingewandert oder Kinder von Einwanderer*innen sind, so die Aussendung. Es gibt keine Untergruppe in der Branche, in der nicht die Eingewanderten mehr als die Hälfte aller Arbeitskräfte stellen. Am höchsten ist der Anteil in den Restaurants und Cafés, am niedrigsten in den Ausschänken.

Grafik 2: Drei Viertel (73 Prozent) der Arbeitskräfte in Gastronomie und Beherbergung haben Einwanderungshintergrund © Mikrozensus 2023/2024
Grafik 2: Drei Viertel (73 Prozent) der Arbeitskräfte in Gastronomie und Beherbergung haben Einwanderungshintergrund © Mikrozensus 2023/2024

Zwei Drittel (65 Prozent) haben eine ausländische, ein Drittel (35 Prozent) haben die österreichische Staatsbürgerschaft, 21 Prozent sind EU-Bürger*innen (ohne Österreich), 5 Prozent haben die türkische Staatsbürgerschaft, knapp jede*r Zehnte stammt aus Bosnien Herzegowina, Serbien, Albanien – Balkanstaaten, die (noch) nicht zur EU gehören. 13 Prozent haben eine asiatische Staatsbürgerschaft, 13 Prozent kommen aus anderen Regionen der Welt.

Grafik 3: Arbeitnehmer*innen in Gastro und Beherbergung nach Staatsbürgerschaft © Mikrozensus 2023/2024
Grafik 3: Arbeitnehmer*innen in Gastro und Beherbergung nach Staatsbürgerschaft © Mikrozensus 2023/2024

Die Branche als Integrationsmotor

Viele Menschen mit Fluchthintergrund, mit fehlender Ausbildung oder fehlender Schulbildung nützen in dieser Branche die Einstiegsmöglichkeit in den Arbeitsmarkt.

„Die Daten unterstreichen: Diese Menschen zeigen hier den Willen zu Selbstverantwortung, Selbstbestimmung, aber auch Bewusstsein für Unternehmertum. Damit sind Gastronomie und Tourismus Motoren für die Integration, weil sie die wirtschaftliche Basis für viele Menschen schaffen, die eingewandert sind“, so Sozialforscher Ogris.

• Die Branche bietet Arbeitsplätze für Neuankömmlinge: Jede fünfte (19 Prozent) eingewanderte Arbeitskraft ist weniger als fünf Jahre in Österreich.
• Ein Viertel (26 Prozent) der Arbeitskräfte in der Branche hat nur einen Pflichtschulabschluss, fünf Prozent, etwa 3100 Personen haben nicht einmal einen Pflichtschulabschluss.
• Jede*r zwölfte Arbeitnehmer*in kommt aus Syrien, Afghanistan oder aus Afrika. Diese Menschen haben mehrheitlich eine Fluchtbiografie.

Beständigkeit wird geschätzt

Koch mit Teller © Photo_Concepts iStock Getty Images Plus/ Connect Images
© Photo_Concepts iStock Getty Images Plus/ Connect Images

Für Arbeitgeber*innen zählt auch die Beständigkeit der Mitarbeiter*innen mit Einwanderungsgeschichte. Denn die Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund bleiben im Durchschnitt einige Jahre länger in der Branche. Bei den einheimischen Arbeitskräften in der Gastronomie und Tourismus steigen relativ viele nach einigen Jahren bereits wieder aus.

• Einheimische Arbeitnehmer*innen wechseln früher in eine andere Branche. Bereits vor dem 30. Geburtstag wechseln viele Einheimische in eine andere Branche, vor dem 40. Geburtstag hat die Branche bereits mehr als die Hälfte der einheimischen Erwerbstätigen an andere Branchen verloren.
• Die Branche Gastro und Tourismus ist die einzige Branche, in der die Mitarbeiter*innen mit Einwanderungshintergrund im Durchschnitt älter sind als die einheimischen Beschäftigten (um etwa zwei Jahre). In allen anderen Branchen sind die einheimischen Arbeitnehmer*innen im Durchschnitt acht Jahre älter als die eingewanderten Arbeitskräfte.
• Besonders deutlich sieht man diesen Trend bei den Köch*innen.
Nach dem 39. Geburtstag geht der Anteil einheimischer Köch*innen auf zehn Prozent zurück. Für die einheimischen Köch*innen ist die Phase der Familiengründung jener Zeitpunkt, in dem der Beruf gewechselt wird, um die Arbeit mit Partnerschaft und Kinder vereinbar zu machen.

Grafik 4: Zwei Drittel der Köch*innen haben Migrationshintergrund © Mikrozensus 2023/2024
Grafik 4: Zwei Drittel der Köch*innen haben Migrationshintergrund © Mikrozensus 2023/2024

Auch Bundesländer profitieren

Auch wenn in Wien die Integration eingewanderter Arbeitnehmer*innen in der Gastronomie und im Tourismus am weitesten fortgeschritten ist, zeigt sich auch in den anderen Bundesländern die Bedeutung der Einwanderung für diesen Wirtschaftsbereich. Den niedrigsten Anteil an migrantischen Kolleg*innen (35 Prozent) gibt es in Niederösterreich. In Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg hat jeweils auch etwa jede*r zweite Mitarbeiter*in in der Branche Einwanderungsgeschichte.

Günther Ogris äußert sich: „Die Datenlage ist eindeutig: Die Einwanderung hält damit die Gastronomiebetriebe und damit ein gutes Stück Lebensqualität in Österreich am Leben!“

Grafik 5: Anteil der Beschäftigten in Gastronomie und Tourismus nach Bundesland © Mikrozensus 2023/2024
Grafik 5: Anteil der Beschäftigten in Gastronomie und Tourismus nach Bundesland © Mikrozensus 2023/2024

Quellen:
WKO-Mitgliederstatistik 2014 und 2024
Mikrozensus 2023/24 gewichtet, um Zufallsschwankungen zu reduzieren, wurden die zwei Jahrgänge des Mikrozensus zusammengefasst, der Durchschnitt ermittelt und dann gewichtet.

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