Wirtschaft

Kostenexplosion bedroht Tourismus

28.05.2025

Trotz voller Gästebücher schrumpfen die Gewinne: Steigende Kosten und wirtschaftliche Unsicherheiten treiben Österreichs Tourismusbetriebe an den Rand. Der Tourismusbarometer 2025 von Deloitte und ÖHV zeigt: Ohne Effizienz, kluge Preise und politische Hilfe droht der Branche der Absturz.

Die Stimmung in Österreichs Tourismusbranche ist düster – trotz prall gefüllter Gästebücher. Der Tourismusbarometer 2025, erstellt von Deloitte und der ÖHV, zeichnet ein alarmierendes Bild: Hohe Kosten fressen die Gewinne auf, und die Branche blickt sorgenvoll in die Zukunft. Über 200 Touristikerinnen und Touristiker haben ihre Einschätzungen abgegeben – die Gesamtnote für die wirtschaftliche Lage fällt mit 3,06 ernüchternd aus. „Das ist eine deutliche Verschlechterung zum Vorjahr und zeigt eine zunehmend pessimistische Grundstimmung – und das, obwohl die Nachfrage wieder auf Vor-Pandemie-Niveau angekommen ist“, sagt Andreas Kapferer, Partner bei Deloitte Tirol.

Gewinne schmelzen – trotz Umsatzplus

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Viele Betriebe konnten ihren Umsatz steigern, doch die Erträge schrumpfen. Schuld sind explodierende Kosten für Personal, Energie und Waren, gepaart mit einer hohen Abgabenlast. Besonders bitter: Die kollektivvertraglichen Lohnsteigerungen der letzten zwei Jahre konnten nicht vollständig an die Gäste weitergegeben werden. Das Ergebnis? Vier von zehn Befragten fürchten, dass sich ihre finanzielle Lage im Sommer weiter verschlechtert. „Die Buchungssituation ist bei den österreichischen Betrieben endlich wieder erfreulich. Allerdings ist die stark gestiegene Kostenbelastung mehr als ein Wermutstropfen: Sie bringt viele Unternehmen an ihre wirtschaftlichen Grenzen“, warnt Markus Gratzer, Generalsekretär der ÖHV.

Die Betriebe stehen vor einem Dilemma: Effizienz steigern, Preise anpassen – aber wie, ohne Gäste zu vergraulen? „Die Betriebe müssen verstärkt auf Effizienzsteigerung und eine strategische Preisgestaltung setzen“, rät Kapferer. Doch er betont: „Die Politik ist gefordert, der Inflation und den damit verbundenen Kostenerhöhungen entgegenzuwirken. Auch müssen unnötige bürokratische Hürden abgebaut werden. Gute Nächtigungszahlen allein bringen nichts, wenn am Ende kein Geld am Konto bleibt.“

Investitionen auf Eis, Kredite schwer zu bekommen

Die Krise zwingt viele Betriebe, Investitionen zu kürzen. 42 Prozent haben geplante Projekte bereits zurückgeschraubt, 35 Prozent planen Einschränkungen in den nächsten fünf Jahren. In der anlagenintensiven Hotellerie ist das ein Warnsignal. „Kurzfristige Kostensenkungen sind gefährlich – denn wer dauerhaft bei Instandhaltung und Weiterentwicklung spart, riskiert einen Abwärtstrend, der sich langfristig negativ auf das Angebot und die Wettbewerbsfähigkeit auswirken kann“, sagt Gratzer.

Hinzu kommt: Kredite sind schwerer zu bekommen. Fast die Hälfte der Befragten berichtet von erschwerten Finanzierungsbedingungen. 36 Prozent der Kreditnehmer wurden von Banken zu höheren Sicherheiten aufgefordert. Interessant: 39 Prozent der Betriebe, die Kredite aufgenommen haben, setzen auf variable Zinsen – in der Hoffnung auf sinkende Zinssätze. 23 Prozent bevorzugen Fixzinsen, 38 Prozent mischen beide Formen.

Weckruf für die Branche – und die Politik

Die Botschaft des Tourismusbarometers ist klar: Österreichs Tourismus steht an einem Scheideweg. Ohne politische Unterstützung und kluge Strategien droht die Branche trotz guter Buchungslage in die roten Zahlen zu rutschen. „Gerade in der aktuellen Lage ist es entscheidend, dass Betriebe ihre Finanzierung breiter aufstellen. Jetzt heißt es, alternative Finanzierungsformen zu prüfen und gezielt zu nutzen, um Zukunftsprojekte realisieren zu können und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“, mahnt Kapferer.

Die Herausforderung ist groß, die Zeit drängt. Österreichs Tourismusbetriebe brauchen jetzt Rückenwind – von der Politik, von klugen Konzepten und von einer Branche, die bereit ist, sich neu zu erfinden. Sonst droht dem Tourismus, trotz voller Betten, ein leerer Geldbeutel.

Die Studie zum Download finden Sie hier.

 

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