Insolvenz

Lindner Hotels: Phönix aus der Asche

01.09.2025

So rettete die traditionsreiche deutsche Hotelkette ihre Existenz binnen sechs Monaten.

Das hätte schiefgehen können. Richtig schiefgehen. Doch Lindner Hotels hat’s geschafft, und wie! Am 26. August 2025 wurde das gerichtlich bestätigt, was viele in der Branche nicht für möglich hielten: Die Düsseldorfer Hotelgruppe ist aus dem Insolvenzverfahren hervorgegangen wie der sprichwörtliche Phönix aus der Asche.

Seit März 2025 lief das Verfahren in Eigenverwaltung. Knapp sechs Monate später heißt es: Mission accomplished. Der Insolvenzplan wurde einstimmig angenommen, ein Detail, das in der Branche durchaus für Aufsehen sorgt. Einstimmig bedeutet nämlich: Sämtliche Gläubiger haben mitgezogen. Man habe den Sanierungsprozess in einer wirtschaftlich angespannten Zeit mit Konsequenz und Klarheit innerhalb kurzer Zeit umgesetzt, sagt Frank Kebekus, Generalbevollmächtigter der Lindner Hotels AG. Klingt nach Standardfloskeln? Mag sein. Die Zahlen sprechen jedoch eine andere Sprache.

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Generationswechsel

Adrian Lindner übernimmt jetzt das Ruder. Der Mann hat Erfahrung, Unternehmensberatung in München und New York, dann zurück in den Konzern während Corona. Frank Lindner, bisher CTO, zieht sich zurück. Das war eigentlich schon letztes Jahr geplant, aber dann kam die Insolvenz dazwischen. „Wir haben viel Vertrauen im Markt verloren. Aber wir haben in den letzten Monaten sehr viel erreicht und werden hart daran arbeiten, in Zukunft wieder als zuverlässiger Partner wahrgenommen zu werden“, gibt Adrian Lindner unumwunden zu. Ehrlichkeit – in Pressemitteilungen ist das nicht immer selbstverständlich.

Hier wird’s interessant für Investoren: Kein einziges Hotel musste insolvenzbedingt schließen. Die Schließungen auf Sylt und am Nürburgring waren sowieso geplant, da sind Verträge ausgelaufen. Auch das Main Plaza Frankfurt geht kurzfristig weg, aber aus anderen Gründen. Was dahintersteckt: knallharte Verhandlungen mit Verpächtern. „Konstruktive Vereinbarungen“ nennt man das diplomatisch. In Wahrheit wurden wohl etliche Mietverträge neu strukturiert – temporär zwar, aber immerhin.
Hochgurgl, Oberstaufen, Wiesensee – weg. „Rein wirtschaftliche Kriterien“, heißt es. Übersetzung: Die Häuser waren nicht mehr profitabel genug.

Hatte in den letzten Monaten bestimmt die eine oder andere schlaflose Nacht: Adrian Lindner, CEO der Lindner Hotel Group. (C) LHG
Hatte in den letzten Monaten bestimmt die eine oder andere schlaflose Nacht: Adrian Lindner, CEO der Lindner Hotel Group. (C) LHG

Personal: Chirurgische Präzision

850 Mitarbeitende beschäftigt die AG derzeit. Arbeitsplätze in den Hotels seien vollständig gesichert. Aber in der Verwaltung, da wurde geschnitten. Senior Vice Presidents wurden abgeschafft, Architecture & Technical Services sind ebenfalls weg. Das ist bemerkenswert klug: Die operative Ebene bleibt unangetastet, oben wird verschlankt. Gäste merken nichts, die Kosten sinken trotzdem.

Dirk Andres, der gerichtlich bestellte Sachwalter, bringt’s auf den Punkt: „Die Lindner Hotels AG ist heute entschuldet und operativ stabil. Das ist in dieser Form keineswegs selbstverständlich.“ Entschuldet. Das Wort hat Gewicht. Die Gruppe strukturiert sich übrigens clever: Vier Marken befinden sich unter einem Dach. Lindner Hotels & Resorts für die gehobene Mittelklasse, 7Pines für Luxus, Me and All (Hyatt-Partnership) für urbane Lifestyle-Boutique-Hotels, L-Collection für internationale Destinationen. Von 35 Hotels der Gesamtgruppe betreibt die AG selbst nur neun an sieben Standorten.

Was hier gelungen ist, passiert nicht jeden Tag. Ein Traditionsunternehmen (gegründet 1973 von Otto Lindner) navigiert sich binnen sechs Monaten aus der Insolvenz heraus – mit allen Beteiligten an Bord.
Für Investoren interessant: Die operative Substanz blieb erhalten, das Portfolio wurde optimiert, die Kostenstruktur verschlankt. Adrian Lindner wird zeigen müssen, ob er das verlorene Vertrauen zurückgewinnen kann.
Aber eins ist klar: Wer Lindner unterschätzt hat, könnte sich getäuscht haben. Die sind wieder da – und vermutlich hungriger als zuvor.

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