Lehrlinge suchen ihren Weltmeister

Thomas Askan Vierich
03.05.2017

Im Herbst messen sich mehr als 1.200 junge Leute aus 76 Ländern bei den Weltmeisterschaften der Lehrlinge in Abu Dhabi – mit dabei eine Kellnerin und ein Koch aus Österreich.  

Teamcoaching zu den EuroSkills 2016

Alexander Stockl ist der Trainer von WM-Teilnehmer Christoph Fürnschuss, 21-jähriger Koch aus Werfen. Stockl war selbst 1997 bei den WorldSkills dabei und wurde Dritter. „Das war ein wichtiger Schritt in meiner Karriere“, erinnert er sich. Mit 25 arbeitete er als Küchenchef im Stanglwirt und war der Chef von 45 Mitarbeitern. „Wer sich so einen Wettbewerb antut, hat Biss“, sagt Stockl, der seit 2009 Ausbilder an der Tourismusschule Kleßheim ist.
Der Kochwettbewerb ist bei den WorldSkills mit 43 Nationen am besten besetzt. Christoph Fürnschuss sieht die WM als krönenden Abschluss seiner Lehrzeit, er möchte sich selbst beweisen, dass er besser ist als die anderen. Dafür ist er bereit, rund 200 Stunden Training überwiegend in der Freizeit zu investieren. „Man muss die Arbeitsabläufe bis zur Perfektion üben“, sagt er. „Das Niveau wird so hoch sein, dass kleinste Fehler entscheiden.“ Der Bewerb zieht sich über zwei Tage. Fürnschuss muss ein fünfgängiges Menü entwerfen und kochen, dazu noch einzelne Gerichte. Aus welchen Zutaten, wird erst beim Wettbewerb verraten. „Man muss also improvisieren können!“

Bei den Besten lernen

Fürnschuss ist in einer kleinen Fleischerei am Land groß geworden, dort hat er schon als Kind das Kochen entdeckt. Zur Lehre ist er bei Hans Peter Fink in Walkersdorf gegangen. Da das Gasthaus eine Stunde von seinem Elternhaus entfernt lag, hat er dort unter der Woche gleich gewohnt, ist also mit 16 von zu Hause ausgezogen. „Das war anfangs eine harte, später aber auch schöne Zeit. Mein Lehrherr hat mich sehr unterstützt, das tut er jetzt noch.“ Danach ist er zu den Obauers nach Werfen gewechselt: „Wenn man etwas lernen will, muss man zu den Besten.“ Fürnschuss hat alle Lehrlingswettbewerbe absolviert, wurde steirischer Landessieger, holte Gold bei den Staatsmeisterschaften, wurde Vizejuniorenmeister. Er möchte noch weiterlernen, bis er Mitte zwanzig ist, gerne auch im Ausland, sein Traumziel wäre New York. Erst dann traut er sich zu, als Sous-Chef zu arbeiten. Bis er irgendwann sein eigenes Lokal führen wird, wo er Tradition mit Moderne vereinen will, mit asiatisch-afrikanischem Flair.

Kreativ und mutig

Monika Pöllabauer, die österreichische Kandidatin in der Kategorie Service, wird von ihrer Trainerin Elisabeth Schlechtriemen als „kreativ und mutig“ beschrieben: „Was Monika auszeichnet, ist ihre natürliche, offene Art, ihre Herzlichkeit und ihr authentisches, freundliches Wesen.“ Gute Voraussetzungen, um im Service zu reüssieren, auch in Abu Dhabi. Dennoch muss sie hart trainieren: „Wir proben alle möglichen Szenarien, auch in zeitlicher Hinsicht, perfektionieren das Arbeiten am Tisch, beispielsweise das Flambieren, Tranchieren oder Filetieren“, erklärt Schlechtriemen. 

Auch Monika Pöllabauer war schon steirische Landessiegerin, hat sogar die Juniorenstaatsmeisterschaften gewonnen. Sie hat im letzten Winter eine Saison im Hotel Post in St. Anton am Arlberg gearbeitet und ist derzeit wieder in ihrem Lehrbetrieb, dem Landgasthof Willingshofer in Gasen (Oststeiermark). Der familiengeführte Drei-Sterne-Betrieb unterstützt sie auch bei den WorldSkills, gibt ihr Zeit zum Trainieren. Im März war sie in Manchester bei den UK-Ausscheidungen für die WorldSkills, außerhalb der Konkurrenz, einfach um Erfahrungen zu sammeln. Im Mai fliegt sie gemeinsam mit ihrer Trainerin zu den Skills China nach Shanghai. 

„Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen, jenseits der täglichen Arbeitsroutine“, sagt die 21-Jährige, die sich schon als recht stressresistent beschreibt. Sie hat in der 4. Klasse Hauptschule erste Erfahrungen in der Gastronomie gesammelt und gleich gewusst, dass das ihr Traumberuf sei. In der Lehre hat sie auch kochen gelernt, die Küche war ihr aber zu unkommunikativ: „Ich möchte den Kontakt mit dem Gast, gleich eine Rückmeldung“, sagt sie. In Abu Dhabi muss sie in drei Kategorien antreten: Fine, Casual und Bankett Dining. Da geht es auch um ihre Smalltalk-Fähigkeiten, auf Englisch. Was sie danach tun wird, weiß sie noch nicht: „Ich lass das auf mich zukommen, bleibe aber auf alle Fälle im Beruf. Jeder Tag, jeder Gast ist anders. Und man bekommt im Service jeden Tag ein positives Feedback.“ 

Hochkarätige Jury

Christoph Fürnschuss und Monika Pöllabauer kennen sich von den Trainings, müssen aber in Abu Dhabi für sich alleine kämpfen. Vor einer hochkarätigen internationalen Jury und vielen Zuschauern: „Wir erwarten insgesamt bis zu 150.000 Besucher“, sagt Alexander Stockl, der am Ende unseres Gespräches noch das duale Ausbildungssystem in Österreich lobend erwähnt: „Wir haben seit 2008 bei den World- und EuroSkills sieben Goldmedaillen, zweimal Silber und einmal Bronze geholt. Einer unserer Teilnehmer, Kevin Micheli, trat dann im Vorfinale zum Bocuse d’Or an, der Drittplatzierte der WorldSkills von 2012, Thomas Schäffer, ist heute Küchenmeister mit eigenem Wirtshaus.“ Es lohnt sich also, Ehrgeiz zu zeigen und keiner Herausforderung aus dem Weg zu gehen.

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