Porträt

See-Villa Millstatt: Klassik mit Kuppelblick

Wie die See-Villa in Millstatt ihre Vergangenheit pflegt und dabei die Zukunft nicht vergisst – ein Gespräch mit Federico Tacoli im Podcast Tourismus To Go.

Schon bei der Ortseinfahrt fällt ein Schild an der Straße auf: „See-Villa – einfach gut seit 1884“. Was aber macht ein Hotel wirklich gut?
„Das ist schwer zu verallgemeinern“, sagt Hausherr Federico Taccoli. „Aber für uns bedeutet es vor allem, individuell zu sein – für unsere Gäste, aber auch für uns selbst.“

Die See-Villa ist ein Familienbetrieb in fünfter Generation. Seit drei Jahren leiten Federico Tacoli und seine Frau Valentina Aichelburg-Rumerskirch das Haus, das 1884 mit 15 Zimmern für rund 50 Gäste von Rudolf Schürer von Waldheim eröffnet wurde. Heute verfügt das Vier-Sterne-Hotel über 42 Zimmer.

Advertorial

Die Inhaberfamilie ist stets vor Ort, begrüßt persönlich und lebt die Gastfreundschaft. „Ich glaube, das macht einen großen Unterschied zu anderen Häusern.“ Neben der familiären Nähe spielt aber auch die Lage eine Rolle: Die See-Villa war das erste offizielle Hotel am Millstätter See. Mit einer Uferlänge von 200 Metern liegt das Haus in 1A-Lage – fast alle Zimmer haben Seeblick. „Wir sind kein Standardprodukt“, sagt Tacoli. Und meint das wörtlich. Kein Zimmer gleicht dem anderen. Im Sommer verlassen viele Gäste das Gelände kaum. „Warum auch? Sie genießen lieber das Panorama, die Liegewiese, unser À-la-carte-Restaurant – übrigens das letzte am See.“

(C) Hotel See-Villa
Federico Tacoli und seine Frau Valentina Aichelburg-Rumerskirch. (C) Hotel See-Villa

Klassische Werte, moderner Komfort

So wie die Architektur ihre Geschichte erzählt, trägt auch das Ambiente die Handschrift einer gewachsenen Tradition: „Gediegen, aber lebendig“, steht hier in imaginären Lettern über dem Eingangstor. Tacoli nennt es eine Mischung aus imperialem Erbe und gepflegter Etikette. „Bei uns wird ein Graf noch als solcher angesprochen. Abends zieht man sich um, wir pflegen ein Semi-Fine Dining mit weiß eingedeckten Tischen, echten Kerzen und drei Gläsern pro Gedeck.“ Ja, die klassische Schule der Hotellerie lebt hier weiter.

Zur Tradition gehört auch die Küche. Sie bietet österreichische Klassiker mit modernen Akzenten. Die berühmten Salzburger Nockerln, fangfrischer Fisch oder Wild aus eigener Jagd – alles wird mit Liebe zum Detail zubereitet. Gekocht wird auf hohem Niveau, aber bewusst ohne Sterne-Ambitionen. „Wir wollen ein Haus für alle sein“, so der Hausherr. „Gute Küche, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Lieber verdient man weniger an einer Flasche Wein – dafür bestellt der Gast zwei.“

Diese Einstellung spiegelt sich auch im neuen Restaurant „1884“ wider. Nach einem viermonatigen Umbau ersetzt es den alten Speisesaal aus den 1950er Jahren. Der helle Kuppelbau für 140 Gäste erinnert an den Pavillon der Weltausstellung 1873 und wurde bereits mit drei Falstaff-Gabeln ausgezeichnet. Auch der Guide Michelin hat das Restaurant lobend erwähnt. Die Investition von rund zwei Millionen Euro kann man durchaus als starkes Zeichen für die Region werten.

Podcastaufnahme vor der See Villa unter Palmen. (C) A. Grübling
Podcastaufnahme vor der See Villa unter Palmen. (C) A. Grübling

Ein Ort der Entschleunigung

Diese Form der gepflegten Gastlichkeit zieht ein bestimmtes Publikum an. „Der Millstätter See steht für Understatement“, sagt Tacoli. „Unsere Gäste suchen keine Party oder Protz.“ Viele kommen aus der Wirtschaft, leben zurückgezogen, wollen einfach entspannen. „Man erkennt nicht, wie reich sie sind – und das ist auch gut so.“ Der Begriff „Sommerfrische“ erfährt hier eine moderne Renaissance: Einmal Entschleunigung, bitte.
Dass Genuss in der Seevilla nicht nur ein Sommerphänomen ist, zeigt sich am regionalen Publikum. Rund 50 Prozent der Restaurantgäste stammen aus dem Umland – Frühstück, Mittagessen, Kaffee oder ein Glas Wein am Abend: Die Türen stehen offen. „Im Sommer sind wir ein Hotel mit Restaurant, im Winter ein Restaurant mit Zimmern“, so Tacoli. Dann stehen Events im Mittelpunkt, und nicht selten bleiben Gäste über Nacht, weil sie sich schlicht wohlfühlen.

So wie die Küche und das Service gepflegt werden, gilt das auch für das historische Ensemble. Die Seevilla besteht aus vier Gebäuden – darunter die Villa Tacoli und das „Stöckel“ mit größeren Suiten.
Die Instandhaltung ist anspruchsvoll. Unter dem Gebäude liegt Wasser, das Fundament besteht aus massivem Granit. „Wir versuchen, den Zustand von 1884 schrittweise wiederherzustellen“, sagt der Chef. „Was in den 70ern verbaut wurde, machen wir nach und nach rückgängig.“ Dass der Granitsockel kein Wasser zieht, schützt das Haus – bisweilen sogar zu gut: „Manchmal müssen wir befeuchten, damit die alten Holztreppen und Gemälde keinen Schaden nehmen.“

Ausbildung mit Herz

Genauso viel Aufmerksamkeit gilt der Ausbildung. Die See-Villa ist ein klassischer Lehrbetrieb mit etwa 17 ganzjährig Beschäftigten und bis zu 45 im Sommer. Jugendliche aus Tourismus- und Wirtschaftsschulen lernen hier, was echte Gastlichkeit bedeutet – vom richtigen Decken bis zur Weinkunde. „Wer bei uns zwei Monate gearbeitet hat, kann mehr als so mancher Kellner in Wien“, sagt Tacoli mit einem Augenzwinkern. Fehler sind erlaubt – sie sind Teil des Lernprozesses. Viele kommen später zurück: als Gäste oder Mitarbeiter. „Das ist das schönste Kompliment.“

Mit solcher Bodenhaftung fällt der Blick nach vorn leicht. Die See-Villa will nicht nur formal Ganzjahresbetrieb sein, sondern auch wirtschaftlich. Das Ziel: eine gleichmäßigere Auslastung, auch in der Nebensaison.
Bleibt nur noch die Frage: Was macht ein Hotel „einfach gut“? Tacoli überlegt keine Sekunde: „Dass wir da sind. Immer. Die Familie begrüßt die Gäste persönlich. Das spürt man. Und das macht den Unterschied.“

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
logo

Newsletter abonnieren

Sichern Sie sich Ihren Wissensvorsprung vor allen anderen in der Branche und bleiben Sie mit unserem Newsletter bestens informiert.


Zum Newsletter