Gastkommentar

Was 5 Hauben bedeuten, und was nicht

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23.11.2022

 
Benjamin Parth ist der jüngste Koch, der in Österreich jemals in die oberste Haubenliga aufstieg. In der ÖGZ analysiert er exklusiv, was das für ihn und seinen Betrieb bedeutet.
Benjamin Parth

Text: Benjamin Parth

Klar, es war eine echte Erfolgsmeldung für unser Haus und für mich persönlich: Unser Gourmetrestaurant Stüva wurde vom Gault&Millau im Restaurant-Guide 2023 mit fünf Hauben (19 Punkten) bewertet. Für uns ist das schon etwas ganz Besonderes, denn mein Küchenteam und ich haben so viele Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet. Was den Ausschlag für die 19 Punkte gegeben hat, kann ich nur vermuten. Wahrscheinlich haben wir unsere Küchenlinie in den letzten Jahren nochmals eine Spur präziser auf den Teller bringen können. Das Erfolgsrezept war immer dasselbe: Konsequent harte Arbeit und der Versuch jeden Tag besser zu werden.

Was bedeuten fünf Hauben?

Natürlich sind sie eine Bestätigung für die harte Arbeit in den letzten Jahren. Das Medieninteresse nach der Bekanntgabe in Wien war enorm, während bei uns im Hotel in Ischgl die Telefone heiß liefen. Auch viele Gäste freuten sich mit uns – schon immer hatten wir einen hohen Stammgästeanteil bei uns im Restaurant Stüva. Die fünfte Haube und die damit einhergehende zusätzliche Aufmerksamkeit eröffnet uns nun die Möglichkeit, neue Gäste anzusprechen und von unserer Küche zu überzeugen. Das ist eine große Chance, und dafür bin ich dankbar. 

Was bedeuten sie nicht?

Dass wir uns auf unseren Lorbeeren ausruhen dürfen – im Gegenteil: Der Druck ist groß, denn ab sofort müssen wir die fünf Hauben Jahr für Jahr neu bestätigen. Ich bin überzeugt, dass das nur mit einer gesunden Portion Coolness möglich sein wird. Und mein Team und ich sind dafür bekannt, nicht gerne stehenzubleiben. Wir werden also unseren Weg weitergehen, uns dabei verändern und idealerweise noch besser werden.

Was mir besonders wichtig ist und ich meinem Team tagtäglich sage: Wir behalten Bodenhaftung und achten auf das große Ganze. Das ist, was unsere Branche umtreibt. Die große Herausforderung ist und bleibt, junge Menschen für die Arbeit in der Gastronomie zu begeistern, sie zu fördern und zu halten. Das sind unsere Führungskräfte von morgen. Und natürlich gilt es, jungen Menschen qualitativ hochwertiges Essen näherzubringen. Das sind die Gäste von morgen. Es ist unser aller Verantwortung, das im Auge zu behalten. Die Zukunft der Gastronomie geht uns nämlich alle an, egal, wieviele Hauben wir haben. 

Zur Person

Benjamin Parth (34) ist Küchenchef im Restaurant Stüva im Gourmet Boutique Hotel YSCLA****S  in Ischgl, Tirol. Er ist der einzige Koch, der im aktuellen Gault&Millau 2023 einen Sprung von vier auf fünf Hauben hinlegt – und zugleich mit 34 Jahren der jüngste, der in Österreich jemals in die oberste Haubenliga aufstieg.