ÖGZ Porträt

Ein Model als Gastro-Trendsetter

Gastronomie
14.04.2022

Von: Jasmin Kreulitsch
Vom Investmentbanker im Anzug zum Gastronom mit Männerdutt: Die Geschichte von Hendrik Genotte liest sich wie ein popkulturelles Märchen – ohne böse Hexe, dafür mit gutem Geschmack.
Tausendsasser Hank Ge macht jetzt auf Gastronom.

Es war einmal ein junger Mann, der eine traditionelle Laufbahn einschlägt. Karriere als Investmentbanker, sicheres Einkommen, Zukunft vorhersehbar. 

Doch statt in ein Reihenhaus und Aktien investiert Hendrik Genotte in sich selbst – und bricht aus dem vorgezeichneten Leben aus. Weil seit seinem Studium der Gedanke in ihm schlummert, sich eines Tages selbstständig machen zu wollen, bricht er mit allen Konventionen. Der gebürtige Kölner kündigt seinen Job bei der Deutschen Bank, reist zwei Jahre durch Australien und landet vor elf Jahren in Wien. Er verliebt sich in die Stadt und fängt ein Leben an, das geprägt ist von seiner Leidenschaft für gutes Essen, Lifestyle und die Gastro-Szene. Er setzt mehrere Restaurant-Konzepte um, erarbeitet sich 355.000 Follower auf Instagram, gründet ein Mode-Unternehmen und arbeitet als Model für Marken wie Mercedes Benz und Otto. Die ÖGZ hat mit dem Tausendsassa gesprochen.

Die Gerichte, die du kreierst, sind sehr bunt. Woher kommt dein Faible für Farben?

Essen ist für mich ein Genuss und sollte Spaß machen. Das Auge isst mit – das heißt, die Optik sollte bestenfalls den Geschmack unterstreichen. Die Inspiration für den „Bali Brunch“ war meine Vorliebe für Healthy-Food-Kreationen und die Sehnsucht nach meiner Lieblingsinsel Bali. Die junge, spritzige, farbenfrohe Modernität der indonesischen Mentalität spiegelt sich in der Aufbereitung unserer Produkte wider. Die einzigartigen Geschmäcker, die Frische der Zutaten und vor allem das Zelebrieren des gemeinsamen, gesunden Essens haben mich an Bali am meisten fasziniert. Dieses Lebensgefühl wollte ich nach Wien bringen. Wir bieten gesundes Essen, das der Seele guttut.

Wo findest du Inspiration für neue Rezepte und Gastro-Ideen?

Bisher ausschließlich auf meinen Reisen. Ich liebe Street-Food genauso sehr wie Fine-Dining und versuche, mich an jedem Ort durch die lokale Küche zu kosten. Mir ist wichtig, ein Zeichen für Vielfalt und Inklusion zu setzen. Schubladen-Denken wie „too vegan“ oder „only meat options“ entspricht nicht meinem Stil. Stattdessen: Miteinander genießen statt gegeneinander urteilen!

Wann weißt du, dass eine Gastro-Idee so gut ist, dass sie auf dem Markt funktionieren kann?

Eine Idee ist für mich vielversprechend, wenn sie in anderen Ländern bzw. Orten funktioniert. Mein Ziel ist nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern Konzepte aufzuspüren, die meiner Philosophie entsprechen, und diese für den österreichischen Markt entsprechend anzupassen. 

Du hast mit „Bali Brunch“ begonnen und hast jetzt eine Pizzeria eröffnet. Wie kam’s zum Schritt von Bali nach Neapel?

Der Weg zur Pizza kam recht spontan durch das Kennenlernen mit dem Italiener Matteo Minante, der nun mein zweiter Geschäftspartner ist. Er führt seit Jahren erfolgreich die „Pizzeria Minante“ in Wien-Neubau. 

Wie oft musst du dir anhören, dass du Influencer und kein Gastronom bist – und was erwiderst du darauf?

Ehrlicherweise sehe ich mich weder als Influencer noch als Gastronom. Mir gefällt es, zu experimentieren und neue Konzepte zu schaffen. Ohne das großartige Team und die Expertise meiner Geschäftspartner wäre die gastronomische Umsetzung im operativen Betrieb undenkbar. 

Wenn du ein Lokal einrichtest: Wie oft denkst du daran, ob es instagram- und tiktoktauglich ist?

Haha. Ich denke ehrlicherweise mehr an andere Aspekte wie Komfort, Wahrnehmung, Atmosphäre. Wenn die Location zudem fototauglich ist, umso besser. Ich liebe verschiedene Interior-Stilrichtungen und habe Freude an der Inneneinrichtung. 

Du hast ein Händchen für Trends. Wohin wird sich deiner Meinung nach die österreichische Gastroszene in den kommenden Jahren entwickeln?

Ich bin überzeugt davon, dass Veggie-Fine-Dining ein großes Ding wird. Da gibt es viel Potential. Beispielsweise hat kürzlich das „Jola Vienna“ in Wien eröffnet. Gerne mehr davon! 

Was kommt als nächstes bei dir?

Wir fokussieren auf die Weiterentwicklung unserer bestehenden Konzepte. Zusätzlich eröffne ich mit meinem zukünftigen Partner Sammy Walfisch, der hinter der Cocktailbar „Moby Dick“ in Wien-Neubau steht, eine neue Speak-Easy Bar namens „Fitzcarraldo“.