Ausbildung

Fleischlos: Ein neuer Lehrberuf nimmt Form an

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10.08.2023

Der Lehrberuf "Fachkraft für vegetarische und vegane Kulinarik" steht in den Startlöchern. Die ÖGZ hat alle aktuellen Infos dazu.
Vegetarischer Koch

Es bahnt sich eine kleine Revolution in Österreichs Köcheausbildung an:Der Vorschlag, einen eigenen Lehrberuf für vegetarische und vegane Kulinarik in Österreich zu etablieren (die ÖGZ berichtete), hatte vor dem Sommer eine hitzigen Debatte entfacht. Jetzt tut sich wieder was. Der ÖGZ liegen jene Unterlagen vor, die in Kürze dem Wirtschaftsministerium zur Begutachtung vorgelegt werden sollen und vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft geprüft werden: das Lehrbild, der Motivenbericht (darin wird begründet, warum die neue Lehre eingeführt werden soll) sowie  die Verwandtschaftsregelungen, also jene Bedingungen, mit denen der Wechsel in einen verwandten Lehrberuf definiert werden.

Ein Blick zurück: Als Joachim Ivany, Mandatar der Grünen Wirtschaft und Inhaber der "Erbsenzählerei" in Wien, im Mai den Vorschlag für eine fleischlose Kochausbildung vorlegte, stieß er teilweise auf heftigen Widerstand - aber auch auf Zustimmung aus der Branche, insbesondere die Wirtschaftskammer Wien befürwortete den Vorschlag. Die Befürchtungen? Eine verdünnte Ausbildung und berufliche Sackgassen, in die die neue Ausbildung führen könnte. Doch die Bewegung für den neuen Lehrberuf hat überraschend an Fahrt gewonnen. 

Joachim Ivany
Joachim Ivany (Grünn Wirtschaft): Die Branche verliert potenzielle Fachkräfte, weil eine wachsende Zahl junger, vegan oder vegetarisch lebender Menschen eine traditionelle Kochlehre nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann.

Befürworter betonen, dass die Notwendigkeit einer solchen Ausbildung durch die steigende Nachfrage nach vegetarischen und veganen Optionen untermauert werde. Elf Prozent der Österreicher essen bereits fleischlos - eine Zahl, die seit 2016 stetig steigt. 44 Prozent versuchen bereits aktiv, ihren Fleischkonsum zu reduzieren. Parallel dazu hat sich die Zahl der vegetarischen und veganen Restaurants in Österreich vervielfacht. Ivany betont gegenüber dem "Standard", dass es unfair sei, diese Betriebe nicht ausbilden zu lassen.

Allerdings betont Thomas Wolf, Gastro-Fachverbandsgeschäftsführer in der Wirtschaftskammer Österreich, gegenüber dem "Standard", dass die neuen Lehrberufe "sinnvoll" sein und "zueinander passen" müssen. 

Die Tradition der österreichischen Küche ist stark, aber sie muss wohl auch dazu bereit sein, sich zu entwickeln. Die Frage lautet, ob das Wirtschaftsministerium den Vorschlag im Herbst billigen wird.

Einen ausführlichen Bericht dazu finden Sie in der folgenden Ausgabe der ÖGZ (Erscheintermin am 25. August 2023).