Trends in der Tasse

Was bringt künftig Umsatz?

Top-Artikel
15.09.2022

Von: Roland Graf
600 Kaffee-Varianten, 80 Aussteller und 7.000 Besucher – die Bilanz des „Vienna Coffee Festivals“ am neuen Standort kann sich sehen lassen. Auch in Sachen Trends
Besucher an einem Stand des Vienna Coffee Festival 2022

Die massivste Änderung neben dem neuen Veranstaltungsort Marx-Halle erlebte man gleich beim Entrée. Ein einziger Kostbecher, waschbar und wiederbefüllbar, soll die unzähligen Wegwerf-Pappbecher ersetzen. Es ist ein nachhaltiger Coup, den die Organisatoren Günter Stölner und Günther Gapp mit „Cup Solutions“ gemeinsam umsetzen. Der Aussteller zeigt so die praktische Anwendung seines Systems. „Zu den Kunden gehört etwa die OMV mit ihren Coffeeshops“, so Alexander Derler. Stammkunden bringen zum Tanken ihren eigenen Espresso-Becher mit, so die Idee. Sie trifft in der Kaffee-Szene, die stolz „Respect the growers“-Sweater trägt, natürlich einen Nerv.

Trends, Trends, Trends

Der zweite Trend hat unmittelbar mit den Kaffee-Bauern, den „growern“ eben zu tun. Die rumänischen Gäste von „Sloane“ stellen ihn in Form neuer Herkünfte vor. Der „Howari Jaadi Natural“ war vielleicht der spannendste Kaffee des Festivals. Er stammt aus dem Jemen und damit dem Land, von dem 98% aller Kaffeepflanzen abstammen. Entsprechend groß war das Interesse an dieser Art „Ur-Bohne“. Und Teodora Pitis ist überzeugt, „dass der Jemen in den nächsten Jahren im Fokus der „Speciality Coffee“-Szene stehen wird.

Bitte Bild 20 Coffee Festival einbauen: BU: Kaffee mit Alkohol ist ein Trend, der noch viel Potenzial hat.
Kaffee mit Alkohol ist ein Trend, der noch viel Potenzial hat.

Einsatz in Cocktails

Nachhaltigkeit und neue Herkünfte wurden von einem dritten Trend begleitet, der den Rundgang zu einer Art kalt-warmen Erfahrung machte. Denn der „cold brew“ als Zubereitungsform stand quantitativ dem Espresso kaum nach. Das gilt neben den aromatischen Nuancen beim Brühen sogar für die Weiterverarbeitung. Der australische Kaffeelikör „Mr. Black“, den Stefanos Aleksandrov Miskovic („Vienna Distribution“) vorstellte, basiert ebenfalls auf „Cold Brew“: „Die geringere Süße ist so möglich, weil wir mehr fruchtige Noten und weniger Bittere extrahieren“, erklärt sich das Profil des Wodka-basierten Likörs.

Womit wir bei Trend Nr. 4 des Festivals wären, dem umfassenden Einsatz von Kaffee in Cocktails. Die Barbesitzer Kan Zuo („The Sign“) und Arik Vinnitsky („Matiki“) sorgten mit ihren Kreationen – vom rauchigen Islay-Whisky bis zum Wodka als Basis – für Furore. Doch sie waren beileibe nicht die einzigen Stände, an denen Kaffee abseits der Tasse serviert wurde. Was auch unmittelbar zum fünften und vielleicht wichtigsten Trend führt: Denn der Markt ist selbst im eingefleischten Kaffeehaus-Land Österreich im Wachsen.

Wie viel Kaffee wird konsumiert?

Der aktuelle Umsatz pro Kopf und Jahr liegt mit 441,20 Euro weiter hoch, doch der prognostizierte Zuwachs beträgt 7,12%. Die Zahlen des traditionell von De Longhi und marketagent erhobenen „Kaffeereports“ gehen von einem Wachstum des Marktvolumen von heute vier Milliarden auf 4,92 Milliarden im Jahr 2025 aus. Auch gegenüber dem Vorjahr legte der Konsum (2021: 3,74 Mrd.) bereits kräftig zu. Für 2022 schätzt die Studie den durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch auf sechs Kilogramm ein.

Kaffee: So mag‘s der Gast gerne

Beliebteste Zubereitung in Österreich bleibt der Verlängerte: 38,9 Prozent bevorzugen laut Kaffeereport 2022 (De'Longhi/marketagent) diese Servierart. Cappuccino (34,5 %) und Espresso (25,3 %) folgen.

Entkoffeinierten Kaffee trinken demnach nur mehr 3,4%. Auch Latte Macchiato und Filterkaffee verzeichneten Einbußen bei der Beliebtheit.

Stabil hingegen ist der Einsatz von Milch-Alternativen – 24,4% greifen zu Hafer, Soja oder Kokos. Insgesamt mögen 63,2% der Konsumenten ihren Kaffee mit Milch oder Pflanzendrinks. Und: Fast 60% der Befragten verzichten 2022 auf Zucker oder Süßstoff.