Kurzes Gastspiel für Haute Cuisine im Kelsen

Mit einer Lebensdauer, die selbst in der politischen Arena bemerkenswert kurz wäre, hat das Fine-Dining-Restaurant Kelsen im Parlamentsgebäude seine abendlichen Services eingestellt – gerade acht Monate nach dem großen Trommelwirbel seiner Eröffnung. Die Worte "gewaltige Ressourcen" standen im Mittelpunkt der Erklärung von Geschäftsführer Thomas Hahn, der gegenüber "Gault & Millau" betonte, dass die Herausforderungen eines High-End-Restaurants nicht zu unterschätzen seien. Vor allem die enttäuschende Auslastung des Kelsen gab dem ambitionierten Projekt den Rest.

Man kann es nicht anders sagen: Die Erwartungen an das Kelsen waren hoch. Doch jetzt zieht das Management die Reißleine – zumindest für die Abendstunden.

Das überraschende Ende des Abendgeschäfts kam jedoch nicht aus heiterem Himmel. Schon im Sommer entschied man nach einem Audit und in Absprache mit der Parlamentsdirektion, dass die gastronomische Ausrichtung im Hohen Haus neu bewertet werden müsse. Küchendirektor Manfred Stockner stellte klar, dass "Flexibilität und Anpassungsbereitschaft" gefragt seien. Vor allem der Zuwachs in den Bereichen Tagesgeschäft und Veranstaltungscatering erfordere eine "zielgerichtete" Ressourcenallokation. "Die Anpassung des Angebots ermöglicht uns, die Kapazitäts- und Qualitätsanforderungen für Events und Meetings weiterhin bestmöglich zu erfüllen," fügte Stockner hinzu.

Die anderen Gastronomie-Bereiche im Parlament bleiben von der Neuausrichtung unberührt. Das Café Agora im Besucherzentrum Demokratikum, das Bistro und die Cantina werden weiterbetrieben, so Florian Siegismund, Leitung Events und Catering. 

Für Veranstaltungen, die etwas außergewöhnlicher sein sollen, bietet das Dachgeschoss des Parlamentsgebäudes samt Terrassen eine spektakuläre Location. Der gläserne Saal "Eugenie Schwarzwald" und die kleineren Räume "Romy Schneider" und "Maria Lassnig" bieten Platz für bis zu 160 beziehungsweise 30 Gäste.