Kulinarik

Bist auf der „La List“?

Restaurantguide
28.11.2024

In der „La Liste 2025“ sind zahlreiche Top-Köche Österreichs mitten in der absoluten Weltspitze gelandet. Lassen sich daraus erste Rückschlüsse auf die im Jänner kommenden Bewertungen im Guide Michelin ziehen? Eine Analyse
Küche Restaurant

La Liste ist ein internationales Restaurant-Ranking der 1000 besten Restaurants weltweit. Das Ranking basiert auf der globalen Analyse von über hunderten Gourmetmedien und Bewertungsplattformen. Die Köpfe hinter der Liste sitzen in Frankreich, weswegen man argwöhnen könnte, die Liste sei mit dem stolzen Blick der Grand Nation gestaltet. Wer in die Liste durchscrollt sieht das nicht bestätigt. Im Gegenteil: In den beiden Top-Kategorien (99,5 Punkte, 99 Punkte) befinden sich 21 Restaurants aus elf Ländern. 

Österreich? Sensationell!

In der Ausgabe 2025 hat Österreich, wie auch schon in den Vorjahren, sensationell abgeschnitten. Zahlreiche heimische Betriebe werden auf Augenhöhe mit absoluten 3-Sterne-Weltstars gereiht. Was Österreichs Rolle als „hidden champion“ der globalen TopTop-Gastronomie ein weiteres Mal unterstreicht.
Platz 1 mit 99,50 Punkten teilen sich sieben Betriebe, darunter auch die Schwarzwaldstube in Baiersbronn, Guy Savoy in Paris oder das Cheval blanc by Peter Knogl in Basel. 

Schon auf dem geteilten 3. Platz gehen mit Karl und Rudi Obauer aus Werfen im SalzburgerLand die ersten Österreicher mit 98,5 Punkten ins Ziel. Auf dem geteilten 4. Platz mit 98 Punkten rangieren Andreas Döllerer in Golling und das Stüva von Benjamin Parth in Ischgl. Einen Rang dahinter steht das Steirereck. Mit 97 Punkten belegt Thomas Dorfer mit dem Landhaus Bacher den geteilten sechsten Rang. 

Willkommen in der Champions League

Diese fünf Restaurants stehen in den Top 100 der besten Restaurants weltweit – das muss man sich mal genüsslich auf der Zunge zergehen lassen. In den Top 100 sind fast nur 3-Sterne-Restaurants vertreten. Auch ein Ländervergleich zeigt die Stärke Österreichs. In den Top 100 befinden sich vier Schweizer Restaurants, drei aus Deutschland, fünf aus Italien und sechs aus Spanien.

Weitere Restaurants aus Österreich mit zumindest 90 Punkten: Hubert Wallner, Taubenkobel (96,5), Ikarus (96), Silvio Nickol (95,5), Die Forelle, Amador (95), Bootshaus, Rote Wand Chefs Table (94), Am Pfarrhof, Mraz (93,5), Senn‘s (93), Paznaunerstube (92,5), Konstantin Filippou (92), Geschwister Rauch, Griggeler Stuba, Ois im Mühltalhof (91), aend (90). Auch diese 17 Restaurants zählen in diesem Ranking zur erweiterten Weltspitze. Eine herzliche Gratulation an diese Botschafter der österreichischen Gastrokultur und Gastlichkeit aus der Reaktion der ÖGZ! Auffallend ist auch, dass es sich bei diesen 22 Unternehmen fast ausnahmslos um Familienunternehmen handelt, die mit ihren im internationalen Vergleich bescheidenen finanziellen Möglichkeiten Leistungen erbringen, die - wie in diesem Ranking - mit höchster Anerkennung belohnt werden. Das sollte auch anderen kleinstrukturierten Betrieben Mut und Ansporn sein.

Sag mir wie viel Sternlein stehen ...

Ob sich daraus Rückschlüsse auf Michelin Sterne ergeben? Aus meiner Sicht ja: „La Liste 2025“ zeigt Österreichs Potenzial im 2- und 3-Sterne-Bereich auf. Vieles spricht dafür, dass es im nächsten Jahr mehr als nur einen 3-Sterner gibt. Von den fünf Top-Betrieben (Steirereck, Landhaus Bacher, Döllerer, Stüva, Obauer) in La Liste wurde im Michelin bisher nur das Steirereck in Wien bewertet, von allen 22 Betrieben mit zumindest 90 Punkten in der La Liste 2025 sind das die sieben Betriebe in Salzburg und Wien.

Interessant ist auch der Vergleich mit dem kürzlich erschienenen Gault Millau 2025. Dort finden sich 70 Betriebe mit vier oder fünf Hauben. Ich wage die Einschätzung, dass dies ein guter Näherungswert für die Anzahl der Haubenlokale in Österreich ist, je nachdem wie flächendeckend die Tester des Guide Michelin Österreich erfassen konnten. Der österreichische Tourismus und die österreichische Gastronomie sollten sich für 2025 sicher auf mehr internationale Gäste einstellen, die dem Sterneglanz folgen.

Ein frommer Wunsch zum Schluss: La Liste 2025 wurde in Paris im Rahmen eines prunkvollen Galaabends im französischen Außenministerium vorgestellt und gefeiert, fast wie ein Staatsakt. Wäre es zu viel verlangt, wenn sich auch die heimische Politik zu den internationalen Spitzenleistungen unserer Gastronomie bekennen würde?