Trauer

Reinhard Gerer 1953-2023

Köche
07.04.2023

Einer der bedeutendsten Köche Österreichs ist kurz vor seinem 70. Geburtstag verstorben.
Trauer

Mit dem Begriff "Legende" muss man immer sparsam umgehen. Für Reinhard Gerer, der nur wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag nach langem Leiden von uns gegangen ist, trifft das aber nicht zu. Denn legendär waren viele der Leistungen in der beispiellosen Karriere des gebürtigen Steirers. Und reich an Höhen und Tiefen. 

Schon früh zeigte der talentierte Jungkoch außergewöhnliches Gespür und Ambition, dementsprechend lernte er nur von den Granden seiner Zeit: zuerst Werner Matt, dann Paul Bocuse, Eckart Witzigmann und Heinz Winkler. Bald darauf schrieb er österreichische Kochgeschichte, als er im Mattes zum jüngsten Haubenkoch des Landes geadelt wurde. Aber mit einer Gault Millau Haube war noch lange nicht Schluss, mit der Übernahme der Küchenleitung im Restaurant Korso im Hotel Bristol in Wien 1984 begann sein Talent erst richtig zu leuchten. Mit seiner für damals gewagten Hybridküche aus Haute Cuisine und österreichischer Tradition schrieb er Geschichte und machte z.B. das Beuschl auch für Gourmettempel salonfähig. Sein Mut und Geschick blieb nicht unbelohnt, er erkochte sich in Folge erst drei, dann vier Hauben - eine bis dato unerreichte Leistung in Österreich. Auch einen Guide Michelin Stern konnte er im Lauf der Jahre zu seiner beeindruckenden Sammlung an Auszeichnungen hinzufügen. 

Als nach rund zwei Jahrzehnten auf höchstem Niveau am Wiener Ring die Bewertungen etwas stagnierten, wandte sich Gerer anderen Projekten zu, mit leider sehr wechselhaftem Erfolg. So war zum Beispiel sein Engagement ab 2003 für die Dinnershow "Palazzo" gemeinsam mit seinem Schüler Toni Mörwald höchst populär, weniger hingegen das 2013 gestartete Konkurrenzprojekt "Teatro". Beliebte Kochbücher, die heute zu den Standards zählen, wie "Moderne Klassiker", "Der große Gerer" oder "Feine Küche für alle Tage" zählen ebenso zu seinem großen Vermächtnis wie seine Schüler Toni Mörwald, Dieter Koschina, Alexander Kumptner, Bernie Rieder, Harald Brunner, Daniel Kellner, Christian Rach oder Patisseur Josef Zotter. Seine eigenen Restaurants ("Magdalenenhof", das "O" und zuletzt das "Bella und Waldemar") boten stets hervorragende Küche und genossen die Anerkennung der Kollegen. 

Mit Reinhard Gerer haben wir einen der besten, erfolgreichsten und prägendsten Köche des Landes verloren, sein Beitrag zum Ruf Österreichs in der nationalen und internationalen Kulinarik lebt ewig weiter.