Wie Technik Essgewohnheiten verändert

Essen
25.10.2022

Von: Daniel Nutz
Hendrik Haase ist Verfechter einer entschleunigten und nachhaltigen Küche. Und er glaubt an einen großen Ernährungswandel durch die Technologisierung. Beides läuft für ihn zusammen.
Soll ich eine Pizza bestellen? Deine App prognostiziert dir, ob du heute um 20 Uhr Hunger bekommen wirst und checkt gleich mal die besten Angebote.

Haben Sie schon einmal die Schlagworte „Food“ „Health“ oder ähnliches in Ihrem Appstore gesucht? Nein? Probieren Sie es aus, Sie werden eine fast unfassbare Menge an Ergebnissen finden. Kleine Programme auf Ihrem Smartphone, die gebührenpflichtig oder ganz gratis (klar, für den Preis ihrer Daten) Ihre Ernährung optimieren wollen.

Und Sie denken nun, in ihrem kleine Wirtshaus oder Restaurant hat dies keine Bedeutung? Falsch gedacht! So in etwa führt der deutsche ist Publizist, Trendsetter, Food-Blogger und Speaker Hendrik Haase durch seine Key-Notes. Ach ja, wieder so ein junger Spinner, vermögen Sie nun womöglich zu denken? Haase wird mit diesem Vorurteil aber Unrecht getan. So gesehen am diesjährigen Hogast-Symposium. 

Haase ist 38 Jahre alt und in Berlin als Foodaktivist bekannt. Er gründete dort mit der „gläsernen Metzgerei“ ein Startup, das sich mit nachhaltiger Produktion und Ernährung auseinandersetzt und engagierte sich mit einer Initiative auch gegen Essensverschwendung.  Dass er auch vom Kochen handwerklich eine Ahnung hat, bewies er übrigens in der TV-Show „Kitchen Impossible“, in der er sich mit dem Fernsehkoch Tim Mälzer duellierte – natürlich nur im Sinne des Nachkochens einer Speise im breitenwirksamen Fernsehformat.

Daten, Daten, Daten

Was hat das jetzt alles mit Daten, Algorithmen zu tun, und wieso hat das gar Relevanz für eine kleine Gaststätte?  Haase verbrachte einige Zeit im Silicon Valley, wo der die Forschungslabore der Tech-Unternehmen besuchte. Was er aus dieser Zeit mitnahm: Auch beim Essen zählen: Daten, Daten, Daten!

Was steckt dahinter? Beinahe 400 Millionen Millionen Wearables, also kleine technische Geräte, die man am Körper trägt, und die ständig Daten sammeln, sind heute weltweit im Einsatz. Tendenz: Stark steigend. Bereits in zwei Jahren sollen es 530 Millionen sein. Sie messen etwa unsere Gesundheitsdaten und geben einen Tipp, was denn am besten auf den Mittagsteller kommt.  Food-Tracker nennt man diese Programme, und diese entscheiden welches Nahrungsmittel gerade am besten zur aktuellen Lebens- und Leistungsphase passt oder uns langfristig gesund hält. Bereits jetzt wird daran geforscht wie nach einer Analyse der Darmflora individuelle Ernährungspläne erstellt werden können. Die komplette Optimierung unserer Essgewohnheiten den Algorithmen zu überlassen, ist das wirklich die Zukunft? Bleibt hier nicht die Jahrtausendalte Kultur auf der Strecke?

Genau hier setzt Haase an! „Wir dürfen nicht wieder in die Convenience-Falle tappen“, sagt Haase. Klar anhand der gesammelten smarten Daten können Roboter künftig individuell angestimmte Gerichte kreieren.  Doch richtig smart werden jene Gastronominnen und Gastronomen sein, die die Möglichkeiten der technologischen Entwicklung mit den urmenschlichen Vorzügen verbinden. In der ganzen schnelllaufenden Technologisierung entsteht auch eine Sehnsucht nach dem Authentischen, nach dem Natürlichen. Und es geht um Verantwortung gegenüber dem eigenen Beruf. Als Buchautor („Crafted Food“) und Unternehmer versuchte Haase einen Gegenentwurf zur Gastro- und Fleisch Industrie aufzuzeigen.  Und hier liegt seine Meinung nach auch die Zukunft. Denn neben der rasanten technologischen Entwicklung gibt es einen weiteren Treiber des Wandels. Und dieser ist Antworten auf die ökologischen Fragen unserer Zeit zu finden, so Haase.