Wiener Schnitzel aus Kanada

Gastronomie
18.07.2022

Keine Experimente, nur gute alte österreichische Küche gibt es bei Chef Henrie vulgo Henrie Thöringer im kanadischen MacTier. Wir haben ihn besucht.
Chef Henrie

Wem MacTier nichts sagt: Die Kleinstadt 200 km nördlich von Toronto ist ein beliebtes Ziel erholungshungriger Großstädter, Golfplatz inklusive. Die Klientel ist also betucht. 

Henrie Thöringer (28), Sohn Schladminger Auswanderer, wuchs hier auf. Er wurde zweisprachig erzogen und hätte nach der Highschool auch seine Kochlehre in Kanada gemacht, „aber die kostet hier 15.000 Dollar (etwa 11.000 Euro, Anm.). Wer hat das schon?“ Wie praktisch, eine Doppelstaatsbürgerschaft zu besitzen. In der Landesberufsschule Obertrum lernte Henrie weit günstiger. Er dankte es ihr, indem er 2014 den Goldenen Kochlöffel für sie gewann. Wer das schafft, schafft auch ein Restaurant, kommentierte der stolze Vater im heimatlichen MacTier. 

Schnitzel von Chef Henrie

Von Schnitzel bis Kasnudel

Rasch war ein heruntergekommenes Lokal gefunden, hergerichtet und als Café/Bistro (www.chefhenrie.com) gestartet. Dessen Gewinne steckt er gerade in den Umbau in ein gediegenes Restaurant – mit Catering. Chef Henrie serviert Beuschel, Schweinsbraten, Backhendl, Tafelspitz und Kärntner Kasnudeln. Und natürlich Schnitzel. „Die gehen am besten.“ Die so deftigen wie reichlichen Mahlzeiten sprachen sich schnell herum. Für ein original Kalbsschnitzel aus der Pfanne – in Kanada kommt Schnitzel meist vom Schwein und aus der Fritteuse – werfen sich selbst Torontoner*innen auf den Highway. „200 km sind hier keine Entfernung. Für ein gutes Dinner macht man das.“

Zwei Erkenntnisse lassen sich aus Chef Henries Erfolgsgeschichte ableiten. Erstens, auch in zunehmend veganen Zeiten lässt sich mit authentisch österreichischer Fleischküche weltweit reüssieren. Zweitens, mit dem richtigen Standort rechnet sich das auch. Für den jungen Chef kam es nie infrage, nach Toronto zu gehen. „Die Mieten dort sind viel zu teuer.“ Aktuell hadert er damit, das Angebot für ein zweites Restaurant ausschlagen zu müssen. „Ich koche selbst. Ich kann mich nicht zweiteilen.“ Denn Fachkräftemangel ist auch in Kanada ein großes Thema.