„Dann kannst du alles werden, was du willst“

Personal
12.09.2019

 
In der Hotellerie springen zu viele Talente bald nach der Lehre ab. Das muss nicht sein, meint Elmar Supper, Area Manager bei den Austria Trend Hotels. Anhand seiner Karriere beschreibt er, wie es anders geht.
Elmar Supper zeichnet für eine Handvoll Wiener Hotels verantwortlich.
Elmar Supper zeichnet für eine Handvoll Wiener Hotels verantwortlich.

Elmar Supper hat gerade einen kleinen Brand gelöscht. Keinen physischen, nur ein Malheur in einem seiner Hotels. Der Direktor rief ihn an, ob er ihm zur Seite stehen könne. Zehn Minuten später war Supper zur Stelle. 
Der 44-Jährige ist Area Manager bei der Austria Trend Gruppe. Unter seiner Führung sind das Schloss Wilhelminenberg, das Ananas nahe dem Naschmarkt, das Savoyen am Rennweg, das Hotel Zoo in der Schönbrunner Schlossstraße, das Parkhotel Schönbrunn in Hietzing und gleich daneben die luxuriöse Grand Suite im Westflügel von Schönbrunn. „Sein“ Radisson Blu Royal Palace in der Schlossallee ging eben an den Luxemburger Hotelfonds ECHO.  Demnächst beginnen die Bauarbeiten für etwas „Kleines, Feines“. Supper wird es nicht langweilig. 
Er stehe „gern am Gas“, sagt er. Das war wohl eine der Voraussetzungen, es so weit zu bringen. Seine Beweglichkeit half ihm wohl auch. „Dann kannst du alles werden, was du willst.“
Vielleicht ist dieser Satz der Schlüssel zur Lösung der Personalprobleme der Hotellerie. Die Drop-out-Quote ist hoch, viele steigen schon ein, zwei Jahre nach Lehrabschluss wieder aus. „Wir müssen ihnen aufzeigen, welche Möglichkeiten unsere Branche für sie hat. Nicht nur innerhalb des Lehrbildes.“ 
Supper ist gelernter Koch. Seine Eltern betreiben den Gasthof Supper in Lockenhaus, er selbst lernte in der Ringbar in Hartberg und war bei der Kücheneröffnung in Bad Waltersdorf dabei: „Wir waren die Ersten in Österreich, die Ovo-lakto-vegetabil machten, vegetarisch mit Milch, Eiern und Honig.“ Dann rief ihn die weite Welt. Bis nach New York zu Herdlegende David Bouley führten ihn seine Wanderjahre: „Das Restaurant gibt es heute nicht mehr.“ 

Der erste Scheideweg

Irgendwann ging es ihm, wie es vielen geht: Er wollte nicht mehr kochen. Diesen Moment muss man erwischen und Optionen anbieten, sonst geht das Talent der Branche verloren. Supper kehrte ins Burgenland zurück. Immerhin, er wollte nicht raus aus der Branche, nur raus aus der Küche. „Ich habe von einer freien Stelle in Bad Tatzmannsdorf gehört, Einkauf und F&B. Ich habe dort angerufen und gesagt, ich will den Job. Der Direktor hat geantwortet, da verdienen Sie nichts.“ Supper nahm trotzdem an: „Ich sehe mich gern als Dienstleister. Das müssen die Führungskräfte den jungen Leuten beibringen. Die Leidenschaft, nahe am Gast zu sein. Dann tun sich viele Möglichkeiten auf.“ 
Der Wechsel von der Küche in die Administration war also geschafft. Ein Jahr später las er ein Inserat des Verkehrsbüros: Hotelrevisor gesucht. „Es war eher Qualitätsmanagement“, korrigiert er. Er kam viel herum, traf Hoteldirektoren, lernte von ihnen. Und bekam das Angebot, als stellvertretender Direktor nach Kitzbühel zu wechseln. „Es war eine der spannendsten Zeiten meines Lebens“, schwärmt er noch heute. Er leitete einen Umbau – der Betrieb war geschlossen – und gleichzeitig das Hotel Congress in Innsbruck.  
Blick aus der Vogelperspektive: Supper kam in die Rush Hour des Lebens. Die Karriere raste dahin, gleichzeitig stand die Familiengründung an. Ein kritischer Punkt im Mitarbeiterlebenszyklus: Viele springen wegen der nicht gerade familienfreundlichen Arbeitszeiten ab. 

Die zweite Kreuzung

Auch Supper schaltete einen Gang zurück. Der Familie wegen kehrte er neuerlich ins Burgenland zurück, stieg in Tatzmannsdorf in die Geschäftsführung ein, erlag aber bald wieder den Verlockungen Tirols. Er übernahm das Schloss Lebenberg in Kitzbühel und wurde zum Wochenendpendler. „Damals ging das noch“, sagt er. Die Kinder waren klein. War er daheim, erlebte er sie „ganz intensiv“. 400 Kilometer entfernt, konzentrierte er sich „ausschließlich auf das Geschäft“. 
An dieser Stelle muss bemerkt werden, dass eine Gruppe mit 26 Hotels viele Möglichkeiten hat, um einen High Potential zu binden. Je nach Lebensphase hält sie ihn entweder auf Trab oder lässt die Zügel locker. Supper lässt das nicht ganz unwidersprochen gelten: „Auch ein Boutiquehotel kann Talente rotieren lassen. Wie einen Trainee.“ Auf jeden Fall solle es den Weg des Mitarbeiters so individuell wie möglich gestalten. Jetzt wird er kategorisch: „Das ist Aufgabe der Führungskraft. Mindestens so viel Zeit, wie sie den Gästen widmet, muss sie sich auch um die Mitarbeiter kümmern. Weil jeder einzigartig ist.“ 
Das setzt aber auch Ehrlichkeit vonseiten des Mitarbeiters voraus. Wie soll der Arbeitgeber wissen, was dieser will, wenn er nichts sagt? Am Beispiel Suppers: Er hatte zeitgerecht deponiert, rund um die Einschulung seiner Kinder nach Wien wechseln zu wollen. So geschah es dann auch. Erst erhielt er die Leitung des Parkhotels Schönbrunn, dann das Royal Palace dazu: „Heute würde man das nicht mehr so machen. Ein Hotel, ein Direktor.“ 
Heuer gelang ihm sein bislang letzter Karrieresprung ins Area Management. Parallel macht er interne Schulungen und einen MBA an der FH Burgenland, „weil ich schon gemerkt habe, dass ich ein paar wesentliche Dinge lernen muss“. Bis auf Weiteres ist er ausgelastet. Einen letzten, aus seiner Karriere abgeleiteten, Ratschlag hat er noch: „Es hilft in unserer Branche, reisefreudig zu sein. In jeder Hinsicht. Weil – ich hätte ja auch im Burgenland bleiben können.“ 

Autorin: Mara Leicht