Hotel schlägt Kosmetik-Riesen

ÖGZ-Porträt
06.02.2023

Von: Dieter Mayr-Hassler
Der Osttiroler Thomas Winkler zog die Übernahme des elterlichen Hotelbetriebs einer internationalen Managementkarriere bei L’Oreal vor. Nun betreibt er zwei Hotels in Lienz und setzt Akzente im heimischen Tourismus
Moarhof

Lienz statt Paris und Frühstücks­ei statt Parfum, dafür hat sich Thomas Winkler entschieden. Damit steht fest, die heimische Hotel- und Tourismusbranche hat entgegen vieler Unkenrufe weiterhin ihren Reiz für den Nachwuchs. Der 40-Jährige hat seine Laufbahn beim Kosmetik-Konzern L’Oreal sausen lassen und kehrte vor knapp acht Jahren nach Lienz zurück, um gemeinsam mit seinem Eltern die Osttiroler Tourismuswirtschaft hochzuhalten. Mit 1. Jänner dieses Jahres hat Thomas die Führung der beiden Familienhotels in Lienz und im Nachbarort Tristach übernommen.

Thomas Winkler

Aber der Reihe nach: Thomas Winkler wuchs als Sohn einer Lienzer Hoteliersfamilie auf. Besuchte, wie es sich für einen Hotelierssohn gehört, die Hotelfachschule in St. Johann, um dann doch auf der Fachhochschule Kufstein eine etwas andere Richtung einzuschlagen und dort mit einem Magister (FH) für internationale Wirtschaft und Management abzuschließen. Mit dieser Ausbildung heuerte er bei L’Oreal in Wien in der Finanzabteilung an und wurde bald darauf nach Paris entsandt. Wie es bei solch großen internationalen Konzernen üblich ist, bekam er Angebote für Jobs in Asien oder Südamerika. „Es war mir bewusst, wenn ich bei L’Oreal bleibe, dann werde ich im Radzyklus rund um die Welt geschickt“, erklärt Winkler. Damals hatte er auch schon seine jetzige Frau Romana kennengelernt und der Wunsch nach der Gründung einer Familie stand im Vordergrund. „Da besann ich mich auf den Ort meiner Kindheit und mir wurde mit einem Schlag klar, Osttirol ist einer der schönsten Plätze der Welt, es gibt kaum einen besseren Platz, um seine Kinder aufwachsen zu lassen“, erinnert er sich zurück

Dolomitenhof
Seit 2015 wurde der Dolomitenhof stetig renoviert. Im Laufe des vergangenen Jahres wurde das Hotel um einen komplett neuen Trakt erweitert. 

Schrittweiser Ausbau

Seit 2015 wurde der Dolomitenhof jedes Jahr stetig renoviert und präsentiert sich nun im neuen Glanz und wurde schließlich im Laufe des vergangenen Jahres um einen neuen Trakt, die Dolomitenhof-Natur-Suiten, erweitert. Der Neubau beherbergt 15 Suiten zu jeweils 40 Quadratmetern. Sieben davon sind mit Privat-Sauna ausgestattet, sieben als Familiensuiten mit separatem Kinderzimmer, zusätzlich gibt es noch eine barrierefreie Einheit. Die Familiensuiten befinden sich vorwiegend im Erdgeschoß mit einem weitläufigen Garten und einem Kinderspielplatz. 

Zwar ist der Dolomitenhof erst vor ein paar Jahren von Familie Winkler gekauft worden, aber Thomas Winkler fühlt sich der langjährigen Tradition des Hauses verpflichtet. Das Gebäude wurde schon 1528 als „Freistiftgütl der Herrschaft Lienz“ erstmals erwähnt. 1929 kaufte Familie Reiter das Gebäude und führte den Dolomitenhof drei Generationen lang als Gasthof und Landwirtschaft. 2015 ging diese Aufgabe an Familie Winkler über. Obwohl das Landhotel nun über 80 Betten verfügt, will man der Tradition als lokaler Gasthaus- und Restaurantbetrieb treu bleiben. „Das A-la-carte-Geschäft sowie die Familienfeiern der Einheimischen (Taufen, Geburtstage, Hochzeiten) entwickeln sich recht gut, dadurch ergibt sich eine ideale Kombination mit dem Hotelbetrieb“, erklärt Winkler. 

„Irgendwie habe ich doch alles falsch gemacht. Hotelkauf, Heirat, Kinder und der ganze Umbau des Hotels und die Neupositionierung sind schon ein großer Stress gewesen“, grinst der engagierte Touristiker verschmitzt, um zu ergänzen: „Aber eben doch ein positiver.“ Nach Ende der Sommersaison wurde auch das Stammhaus, das Vier-Sterne-Hotel Moarhof, einer Modernisierung unterzogen. Von 15. Oktober bis 2. Dezember vergangenen Jahres wurden sämtliche Zimmer, das Foyer und der Speisesaal im Rahmen der Qualitätsoffensive Osttirol renoviert und in moderne Schmuckkästchen verwandelt. liegen. 

Dolomitenhof
Der Dolomitenhof auf einer historischen Aufnahme. Der Kauf entpuppte sich „im Nachhinein als Glücksfall“, sagt Thomas Winkler.

Übergabe

Im Zuge der Wiedereröffnungs-Feier stand auch die offizielle Übergabe an die neue Generation und die Verabschiedung der Seniorchefs in den Ruhestand auf dem Programm. 40 Jahre kümmerten sich Pepo und Helga um Gäste im Moarhof. Für die neuen Chefleute ist es nun auch wichtig, vor allem einen guten Weg zu finden, wie man Hotelführung und Familie (die Kinder Hannah und Maximilian sind sieben und vier) harmonisch unter einen Hut bringt. Aber mit ein wenig Unterstützung kann man ja vonseiten der Großeltern rechnen, die beide für einen kompletten Rückzug noch viel zu agil sind.

Mittlerweile ist auch der Marketingauftritt abgeschlossen und beide Hotels, die nun unter der alleinigen Führung von Thomas Winkler stehen, präsentieren sich als „Winkler Hotels Osttirol“ mit dem Wortspiel-Slogan „Natur.Stadt.zuHause“. Die neue Marke hat auch schon manche Gäste irritiert, die nicht glauben konnten, dass der Inhaber von zwei Hotels auch selbst mal mit dem Staubsauger durch die Hotelhalle wirbelt.

Thomas Winkler und Mutter Helga sind ausgebildete Wanderführer und als solche regelmäßig mit ihren Gästen auf Wandertour. Thomas engagiert sich zusätzlich im Tourismusverband, zuerst als Vorstand und nun als Aufsichtsrat. Er hatte auch mal Ambitionen auf das Führungsamt. Ob sich das überhaupt noch ausgeht, wird die Zukunft weisen. Das fachliche und menschliche Rüstzeug dazu hätte er allemal.

Mein Hotel

Hotel „Moarhof“: Vier-Sterne-Betrieb mit 100 Betten
A-la-carte-Restaurant „Moarhofstüberl“ und Pepos Bar in Lienz

Landhaus „Dolomitenhof“: Drei-Sterne-Betrieb mit 50 Betten
plus Suiten Dolomitenhof mit 30 Betten mit Restaurant und Wirtshaus in Tristach bei Lienz

Die Winkler-Hotels haben 365 Tage im Jahr geöffnet, beide Betriebe werden als Ganzjahresbetriebe geführt, in kurzen Übergangszeiten ist zumindest immer eines der beiden Hotels geöffnet, samt Gastronomie.