Gastein zeigt wie Crowdfunding geht

Crowdfunding
14.12.2016

Von: Thomas Askan Vierich
Alle Erwartungen übertroffen hat das Bürgerbeteiligungsmodell der Gasteiner Bergbahnen AG für das Projekt Schlossalm neu
So sehen Mittel- und Talstation aus. Letztere wird über die Straße verlegt, um einen bequemeren Einstieg zu gewährleisten.
So sehen Mittel- und Talstation aus. Letztere wird über die Straße verlegt, um einen bequemeren Einstieg zu gewährleisten.

Bis 2020 wollen die Schlossalmbahnen in Bad Hofgastein 85 Millionen Euro investieren. Man spricht von einem „Generationenprojekt“. Entstehen sollen ein neuer Speicherteich, neue Lifte und eine neue Tal- und Bergstation. Die Bauarbeiten beginnen im Frühjahr 2017. Zur Finanzierung ist auch eine Bürgerbeteiligung via Crowdfunding vorgesehen. Das bedeutet: Kleininvestoren können sich mit 100 bis 5.000 Euro beteiligen. Dafür bekommen sie je nach Laufzeit (fünf oder sieben Jahre) vier oder sechs Prozent Zinsen – fix. Der Kredit der Kleinanleger wird ihnen nach Ablauf der Frist komplett zurückgezahlt. Statt Zinsen sind auch Gutscheine für Liftkarten möglich – was der Kundenbindung dient. 

Am Donnerstag, den 1. 12., startete die Zeichnungsfrist für Beteiligungsmodelle. Am Samstag wurden zeitweise pro Minute mehr als 2.000 Euro gezeichnet. Durchschnittlich wurden 4.697,39 Euro pro Investor angelegt. Die Plattform Tausend mal Tausend, die das Crowdfunding abwickelte, musste am späten Samstagnachmittag bereits geschlossen werden, weil die maximale Fundingschwelle von 1,5 Millionen Euro erreicht wurde. 

Nicht nur ums Geld

Jetzt wird fieberhaft daran gearbeitet, für Interessenten eine Möglichkeit zu schaffen, bei der nächsten Tranche mit dabei zu sein, erklärt Reinhard Willfort, der Betreiber von Tausend mal Tausend. Wer sich jetzt noch unter 1000x1000.at/skigastein anmeldet, kommt auf eine Vormerkliste und wird beim Start der zweiten Runde über alle Möglichkeiten informiert. „Wir sind sehr dankbar für die positive Resonanz aus der Bevölkerung“, heißt es vonseiten des Vorstands der Gasteiner Bergbahnen. „Wir wollen keine Bank sein“, präzisiert Vorstand Franz Schefflinger. 

Es gehe auch nicht nur ums Geld. Vorstandskollege Wolfgang Egger ergänzt: „Gemeinschaft, eine Bindung von Kunden, ein neues Maß an Anteilnahme und Identifikation für ein Projekt stehen im Zentrum.“ Reinhard Willfort erklärt: „Im Gegensatz zur Finanz- und Börsenwelt geht es hier um reale Personen, um reales Geld und um ein reales Projekt. Wir finanzieren hier unsere reale Wirtschaft.“ Und das haben die Leute offenbar auf Anhieb verstanden.