Schweizer beneiden Österreich um die Treue der Deutschen

Schweiz
11.02.2019

 
Erstmals seit zehn Jahren gingen die schweizerischen Übernachtungen in Österreich deutlich zurück. Weil die Preise in der Schweiz gesunken und in Österreich gestiegen sind, schreibt die „Luzerner Zeitung“. Insgesamt schauen die Schweizer eher neidisch auf den östlichen Nachbar.

Ein Jahrzehnt lang war das Ferienland Österreich in der Schweiz en vogue. Jedes Jahr drängten mehr und mehr schweizerische Urlauber ins Nachbarland, vor allem nach Tirol und Vorarlberg. 2018 ist nun das erste Jahr, in dem Österreich einen deutlichen Rückgang im Quellmarkt Schweiz verzeichnet. Bei den Schweizern gab es den deutlichsten Rückgang der Übernachtungen von allen ausländischen Gästen. Vor allem mit der beginnenden Wintersaison verlor Österreich offenbar an Anziehungskraft. Im Dezember kamen 5 Prozent weniger Schweizer Gäste, die schweizerischen Logiernächte gingen um 2,5 Prozent zurück.

Preisanpassungen

Die Bedingungen hätten sich „leicht an­gepasst“, sagt Carmen Breuss, die Regionalmanagerin der Österreich Werbung, der „Luzerner Zeitung“. Die Schweiz habe ihr eigenes Angebot verbessert, auch das Marketing sei sichtbar verstärkt worden.

„Unsere Nachbarn haben die gestiegene Nachfrage genutzt – und die Preise erhöht», sagt Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig der Zeitung. In der Schweiz hingegen habe man sich zurückgehalten. Das Lob des obersten Hoteliers für die eigene Branche wird von den statistischen Ämtern beider Länder gestützt. Die Hotellerie in der Schweiz verzichtete demnach nicht bloßß auf Preissteigerungen. Ihr gelang sogar eine deutliche Senkung. In Österreich hingegen hätten die Hoteliers preislich kräftig zugeschlagen, ihre Konditionen gingen zuletzt steil nach oben, schreibt die „Luzerner Zeitung“.

Hochpreisland Schweiz?

Züllig erkennt eine gewisse Desillusionierung der schweizerischen Gäste mit möglichen Superdeals. „Letzten Endes zahlt man für gute Qualität überall einen ähnlichen Preis“, sagt der Bündner Hotelier. Diese Erkenntnis habe sich in den letzten Jahren allmählich durchgesetzt. «Die Schweizer haben auch gemerkt: Die Leistung stimmt, die sie daheim für ihr Geld bekommen.»

Der Luzerner Tourismusprofessor Jürg Stettler erkennt Fortschritte im Schweizer Tourismus. Die Branche habe ihre Preise in den letzten Jahren stetig gesenkt. Geholfen hätten auch die günstigeren Tickets für Bergbahnen sowie die gross angelegten Werbekampagnen dafür. „Damit ist das Bild von der teuren Schweiz korrigiert worden, zumindest ein Stück weit.“

Neid auf treue deutsche Gäste

Doch obwohl der Boom vorbei ist, kehren nicht Massen von Schweizer Touristen ihren österreichischen Gastgebern den Rücken zu. Es wandern bloß nicht mehr Jahr für Jahr noch mehr Schweizer Reisende dorthin ab. Stattdessen werden wohl weiterhin jährlich um die 5 Millionen Übernachtungen von Schweizern gebucht. Von der Schweizer Treue ist man bei Österreich Werbung überzeugt: „Wir glauben, in den kommenden Jahren das hohe Niveau der Schweizer Gästezahlen be­halten zu können“, sagt Managerin Breuss. Im besten Falle sei ein leichter Ausbau möglich. Denn laut Umfragen würden die Schweizer Gäste unter anderem die landschaftliche Schönheit schätzen, die Qualität der Hotellerie sowie das Verhältnis von Preis und Leistung. An eine Massenrückkehr von schweizerischen Gästen in den heimischen Markt glaubt man auch in der Schweiz nicht wirklich. Hotelleriesuisse-Präsident Züllig geht im Gegenteil davon aus, dass die Zahl der Übernachtungen grosso modo gleich bleiben wird.

Etwas neidisch blickt man in der Schweiz auf die tollen Zahlen der deutschen Reisenden in Österreich: 2018 übernachteten bei uns 5 Prozent mehr deutsche Gäste . Damit verbucht Österreich aktuell rund 12 Prozent mehr deutsche Gäste als noch vor zehn Jahren. Davon könne der Schweizer Tourismus nur träumen, schreibt die „Luzerner Zeitung“. In der Schweiz warte man noch immer auf eine Rückkehr der deutschen Gäste.

RED/Luzerner Zeitung