Tourismus: Slow Food als Reisekonzept

Slow Food
22.03.2016

Von: Sonja Dries
Ein neues Reisekonzept von Slow Food soll Menschen dorthin bringen, wo Lebensmittel entstehen und aus Touristen Co-Produzenten machen. Kärnten ist Pilotregion.
Ein Slow-Food-Travel-Frühstück mit regionalen Produkten ist Teil des neuen Konzepts.
Kochworkshop für Slow-Food-Traveller: Kasnudeln.

Slogans wie „Geiz ist geil“ prägen immer noch das Konsumverhalten vieler Österreicher – auch im Lebensmittelbereich. Vergessen wird dabei, wie viel Arbeit und wie viel Handwerk hinter jedem einzelnen Produkt stecken. Die Wertschätzung für Lebensmittel ist vielerorts verloren gegangen und damit auch eine realistische Preisvorstellung. 
Die Non-Profit-Organisation Slow Food macht es sich nun schon seit 30 Jahren zur Aufgabe, diesem Trend entgegenzuwirken und genussvolles, regionales und bewusstes Essen zu fördern. Mit Slow Food Travel macht man nun den nächsten Schritt. Die Kärntner Alpe-Adria-Region wurde als international erste Slow-Food-Travel-Destination ausgewählt. 

„Kärnten hat keine großen industriellen Anbauflächen, sondern ist regional und klein geprägt. Deshalb ist das Slow-Food-Travel-Konzept wie für uns gemacht“, sagt Christian Kresse, Geschäftsführer von Kärnten Werbung. Bei dem neu entwickelten Konzept sollen Reisende zu Co-Produzenten werden und aktiv an der Herstellung von Lebensmitteln teilnehmen. 

Wo das Essen herkommt

Im Rahmen der Projektpräsentation in den Räumlichkeiten des Wiener Wochenendmarkts Markterei kamen Menschen zu Wort, die die Basis für das ganze Projekt bilden. Menschen wie Rosa Lanner, die seit mehr als 50 Jahren Brot bäckt und morgens um vier Uhr aufsteht, damit die Kunden das frische Lesachtaler Brot kaufen können. Menschen wie Sepp Brandstätter, der den weißen Landmais im Gailtal anbaut und deshalb lange als Spinner verschrien war, bis der Erfolg sich einstellte. Oder auch Hans Steinwender vom Lerchenhof in Hermagor, der nach alter Tradition Speck in der betriebseigenen Hoffleischerei erzeugt und dazu anhält, die feinen Scheiben, die er mitgebracht hat, so lange im Mund zu behalten, bis sie auf der Zunge zergehen. 

Speckseminar

Das Slow-Food-Travel-Programm will Besucher der Alpe-Adria-Region genau zu diesen Menschen bringen. Die Teilnahme an einem Speckseminar, das Ernten und Verarbeiten des weißen Landmais oder ein Brotbackkurs im Lesachtal sind nur einige der Angebote. Außerdem haben sich bereits Hotels und Pensionen gefunden, die ein Slow-Food-Travel-Frühstück anbieten und morgens regionalen Käse, Speck, Bio-Eier, Brot und Butter servieren. 

Slow Food Österreich arbeitet mit Kärnten derzeit an der Ausarbeitung eines Kriterienkatalogs und will demnächst ein Slow-Food-Travel-Handbuch herausgeben, damit das Konzept auch in anderen Regionen umgesetzt werden kann. Denn, so Projektkoordinatorin Barbara van Melle, „nur, wenn man die Herstellung der Lebensmittel authentisch und transparent erklärt, werden die Menschen auch bereit sein, den fairen Preis dafür zu 
zahlen.“

www.slowfoodaustria.at