Brühwarm in der Brauerei: Kaffee-Trends 2018
Mit über 60 Ausstellern brachte das „Vienna Coffee Festival“ an drei Tagen die Barista-Szene nach Ottakring: Sie setzt heuer auf Espresso im Stanitzel, Porträts am Cappuccino und Kaffee im Cocktail.




7.800 Besucher fanden an den zweieinhalb Veranstaltungstagen den Weg in die Ottakringer Brauerei, die sich laut Vorstand Matthias Ortner über das „coolste Festival, das Kaffee betrifft“ freute. Lob gab es für die Organisatoren Günther Gapp (Gastrowerkstatt) und Günter Stölner von der österreichischen Specialty Coffee Association auch von Erst-Aussteller Rancilio: „Zuletzt waren wir in Berlin vertreten, das war bei weitem nicht so professionell wie hier“, streute Patrice Wiedemann vom Kaffeemaschinen-Hersteller dem Duo Rosen. Inhaltlich standen für die Fachbesucher neben unzähligen Blends der Röstereien etliche umsatzfördernde Ideen parat – begonnen vom Porträtfoto des Gastes am Milchschaum bis hin zu erfrischenden Drinks mit Kaffee. Gleich drei Wiener Bars (heuer, Salopp und Matiki) präsentierten nicht nur ihre Version des Klassikers „Espresso Martini“, sondern auch Kombinationen mit Wermut oder Basilikum.
Doch auch beim „puren“ Kaffee ergab sich eine breite Palette aus Zubereitungsarten (immer noch im Kommen: Cold Brew), Herkunftsländern und Röstprofilen. So hatte Oliver Goetz von der Wiener Rösterei „Alt Wien“ mit dem „Geisha Finca Hartmann“ aus Panama nicht nur einen 200 Euro/Kilo teuren Kaffee mitgebracht. Er stellte mit der „Red Line“ auch sieben besonders fruchtige Röstungen wie den lange am Fruchtfleisch belassenen „Alma Negra“ aus Costa Rica vor. „Es wird immer Kunden geben, die ihren Kaffee gerne so wollen“, begründete er die eigene Aufmachung dieser kürzer gerösteten Varianten.
Kaffee, Mehlspeis und Zucker in einem
„Nein, wie werden jetzt keine Tüten-Verkäufer“, stellte hingegen Mario Kranister (La Cultura del Caffé) klar. Doch sein im Stanitzel servierter Kaffee – wobei der Schokolade-Rand gleich als Süßungsmöglichkeit fungiert – zählte zu den begehrtesten Foto-Motiven des Branchen-Treffs. „Coffee in a Cone“, so der offizielle Name der Gastro-Neuheit, versteht sich aber nicht als Gag, „sondern soll auch zeigen, was an Nachhaltigkeit möglich ist, wenn‘s um Kaffee geht“, so Kranister. Überhaupt zählte Nachhaltigkeit in der naturgemäß mit den Anbauländern in der Dritten Welt verbundenen Kaffee-Szene ein starkes Thema: 80% weniger Emissionen gegenüber Kuhmilch ist etwa eines der Argumente, mit denen der deutsche Hafer-Milch-Importeur „Oatly“ seine Barista-Edition bewirbt. Doch auch der Fun-Faktor fehlte bei den von Helge Weitz‘ Team servierten „Capp-oat-ccinos“ nicht.
Schließlich ist die Kaffee-Messe ja „auch fast ein Musikfestival“, wie Co-Organisator Günter Gapp angesichts von DJs und Konzerten („Hot Pants Road Club“) in Ottakring scherzte. Und über die Bands ließ sich mindestens ebenso intensiv fachsimpeln wie über Brühtemperaturen und Röstprofile.