Gastronomie

Herkunftskennzeichnung: Branchenvertreter für Wahlfreiheit

12.09.2025

WKO-Vertreter Rainer und Imlauer betonen gelebte Partnerschaften mit der Landwirtschaft und warnen vor pauschalen Schlüssen aus Großhandelsdaten.

Die Diskussion um Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln nimmt im beginnenden Herbst wieder an Fahrt auf. Angestoßen durch den neuen Report „Landwirtschaft, Lebensraum und Tourismus“ des Vereins „Land schafft Leben“, meldeten sich nun führende Vertreter der Gastronomie und Hotellerie zu Wort. Alois Rainer, Obmann des Fachverbandes Gastronomie, und Georg Imlauer, Obmann des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), sprechen sich klar gegen verpflichtende Regelungen aus und für eine differenzierte Betrachtung auf Basis valider Daten.

Gelebte Partnerschaften

Die Vertreter der Branche unterstreichen den Wert der engen Verbindung zwischen Landwirtschaft und Tourismus: „Österreich und der österreichische Tourismus haben der Landwirtschaft viel zu verdanken. Sie schafft unsere Kulturlandschaft“, so Rainer und Imlauer. Gleichzeitig sei auch die Landwirtschaft auf Gastronomie und Hotellerie angewiesen – als stabile Absatzkanäle, aber auch als Investoren in die lokale Infrastruktur.

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Die Beziehung sei in vielen Regionen längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Betriebe beziehen Lebensmittel direkt von regionalen Produzenten, pflegen langjährige Lieferpartnerschaften und stärken so die Wertschöpfung im ländlichen Raum.

Kritik an unvollständiger Datengrundlage

Kritisch sehen die Branchenvertreter die einseitige Verwendung von Großhandelsdaten als Basis für politische Forderungen. „Viele unserer Betriebe arbeiten mit lokalen Produzentinnen und Produzenten zusammen. Diese direkten Lieferbeziehungen fehlen in den Erhebungen komplett“, warnen Rainer und Imlauer. Wer auf Basis dieser unvollständigen Zahlen pauschale Aussagen treffe, riskiere nicht nur ein verzerrtes Bild, sondern auch das Vertrauen in bestehende Partnerschaften.

Bereits heute gibt es in mehreren Bundesländern erfolgreiche, freiwillige Herkunftskennzeichnungen – von Gütesiegeln bis zu regionalen Initiativen. Diese erlauben es Gästen, bewusst zwischen Betrieben zu wählen, die regionale Produkte ausweisen, und jenen, die andere Konzepte verfolgen. Rainer und Imlauer befürworten diese Praxis und setzen sich dafür ein, praxistaugliche Instrumente zur freiwilligen Transparenz weiterzuentwickeln. Ziel sei es, die Sichtbarkeit regionaler Herkunft zu fördern – ohne zusätzliche bürokratische Hürden für Betriebe.

Gegen starre Regulierung

Für die Vertreter der Gastronomie und Hotellerie steht fest: Regulierung darf nicht aus medialen Debatten heraus entstehen, sondern muss auf belastbaren, fairen Grundlagen basieren. „Auch wir stehen für Transparenz — nicht aber für bürokratische Verpflichtungen, die regionale Besonderheiten und saisonale Verfügbarkeiten ignorieren“, heißt es abschließend.

Hintergrund: Worum geht es im Report „Landwirtschaft, Lebensraum & Tourismus“?

Der Bericht des Vereins Land schafft Leben beleuchtet die zentrale Rolle der Landwirtschaft für den heimischen Tourismus, nicht nur als Lieferant regionaler Lebensmittel, sondern als Gestalter der touristisch attraktiven Kulturlandschaft. Auf 155 Seiten wird dargestellt, wie Wiesen, Almen und Weideflächen über Jahrhunderte die „schöne Landschaft“ formten, die Österreichs Gäste so schätzen. Die Studie warnt: Ohne eine lebendige Landwirtschaft droht der Verlust dieses Alleinstellungsmerkmals. Der Report plädiert daher für ein stärkeres Bewusstsein für die immateriellen Leistungen der Bauern, sowohl in der Gesellschaft als auch in Politik und Tourismuswirtschaft.

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