Tourismus

Tirol: Sommertourismus trotzt Widrigkeiten

23.10.2025

Saisonabschluss mit Nächtigungsplus: Der Ausblick auf den Winter sorgt für Zuversicht, bleibt aber kostengetrieben herausfordernd.

Trotz eines eher verregneten Julis und eines angespannten wirtschaftlichen Umfelds blickt der Tiroler Tourismus auf eine insgesamt erfreuliche Sommersaison 2025 zurück. Das Bundesland verzeichnete sowohl bei Nächtigungen als auch bei Ankünften Zuwächse. Auch die touristische Wertschöpfung konnte gesteigert werden, wenn auch unter zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen.

Bis Ende September wurden in Tirol 20,8 Millionen Übernachtungen gezählt, ein Anstieg von 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Gästeankünfte legte auf 5,9 Millionen zu, was einem Plus von 3,7 Prozent entspricht. Rückläufig entwickelte sich hingegen die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, die mit 3,5 Tagen um 0,1 Tage unter dem Vorjahreswert liegt. „Die Gäste verreisen öfter und bleiben kürzer“, fasst Tourismuslandesrat Mario Gerber die aktuelle Entwicklung zusammen.

Wertschöpfung steigt, doch nicht alle profitieren

Gerber verweist auch auf die wirtschaftliche Dimension: „Gute Zahlen bei Nächtigungen und Ankünften sind erfreulich, eine positive Entwicklung bei der Wertschöpfung ist hingegen essenziell.“ Laut einer ersten Berechnung des MCI Tourismus liegt die touristische Wertschöpfung inflationsbereinigt bei 2,63 Milliarden Euro – ein reales Plus von zwei Prozent.

Die Einschätzung der Betriebe fällt mehrheitlich positiv aus: 63 Prozent der im Tourismusbarometer befragten Betriebe zeigen sich mit dem wirtschaftlichen Verlauf der Sommersaison zufrieden, 20 Prozent sogar sehr zufrieden. Dennoch warnt Gerber vor falscher Euphorie: „Diese Zahlen dürfen allerdings nicht über die verschiedenen Herausforderungen hinwegtäuschen, mit denen die Branche konfrontiert ist, wie die weiterhin steigenden Kosten.“

Kostenbelastung bleibt dominantes Thema

Alois Rainer, Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol, ergänzt: „Die aktuellen Zahlen belegen, wie leistungsfähig unsere Tourismusbetriebe sind und wie attraktiv und konkurrenzfähig unser Angebot am internationalen Markt auftritt. Allerdings kann die Ertragslage damit nicht Schritt halten.“ Wie das Tourismusbarometer zeigt, konnten nur 33 Prozent der Betriebe die gestiegenen Kosten vollständig an die Gäste weitergeben, 40 Prozent teilweise – und rund ein Viertel gar nicht. Rainer sieht darin ein klares Signal: „Hier zeigt sich die zunehmende Sparneigung der Gäste.“ Leichte Entspannung gibt es hingegen am Arbeitsmarkt: „Die neue Saisoniersregelung hat uns eine wichtige Erleichterung gebracht“, so Rainer.

Kernmärkte stabil, Inland gewinnt an Bedeutung

Die vier wichtigsten Herkunftsmärkte, Deutschland, Österreich, Niederlande und Schweiz, generierten gemeinsam rund 80 Prozent der Nächtigungen. Der deutsche Markt verzeichnete ein Plus von 1,5 Prozent auf 11,9 Millionen Übernachtungen. Österreichische Gäste kamen auf zwei Millionen Nächtigungen (+0,6 %), die Niederlande auf 1,7 Millionen (+2,4 %). Einzig die Schweiz zeigte mit minus 0,7 Prozent auf eine Million Nächtigungen einen leichten Rückgang.

Ein positiver Trend ist aus dem Inland erkennbar: „Besonders freut uns, dass das Interesse der Tirolerinnen und Tiroler an Urlaub im eigenen Land weiterhin steigt“, betont Tirol Werbung-Marketingleiter Patricio Hetfleisch. Mit rund 400.000 Nächtigungen liegt Tirol als Herkunftsmarkt damit vor Ländern wie Frankreich (350.000) und dem Vereinigten Königreich (330.000).

Touristische Randzeiten legen zu

Ein zentrales Ziel der Tourismusstrategie „Tiroler Weg“ ist die gleichmäßigere Auslastung über das Jahr hinweg. Die aktuelle Entwicklung bestätigt diesen Kurs: „Zudem zeigt die aktuelle Bilanz, dass die in der Tourismusstrategie Tiroler Weg forcierte Entwicklung hin zu einem ausgeglichenen Ganzjahrestourismus Früchte trägt“, analysiert Hetfleisch. So legten die Nächtigungen in den Randzeiten deutlich zu: Im Mai und Juni wurden 5,3 Millionen Übernachtungen gezählt – ein Plus von vier Prozent. Der September brachte 3,5 Millionen Nächtigungen, was einer Steigerung von 5,4 Prozent entspricht.

Optimismus für die Wintersaison

Die am 1. November startende Wintersaison stimmt die Branche zuversichtlich: Laut Tourismusbarometer erwarten 82 Prozent der Betriebe eine Buchungslage auf Vorjahresniveau oder besser, nur 16 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Besonders stark ist die Nachfrage für Weihnachten und Neujahr. Auch wirtschaftlich blicken die Betriebe vorsichtig positiv in den Winter: 57 Prozent erwarten stabile Umsätze, knapp 30 Prozent hoffen auf ein Umsatzplus. Die Tirol Werbung investiert rund acht Millionen Euro in Kommunikationsmaßnahmen. Ein Schwerpunkt liegt auf der internationalen Sichtbarkeit Tirols – etwa durch die Teilnahme am Austria House bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Cortina.

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