Entbürokratisierungspaket: Amtsschimmel an der Leine
Der Ministerrat hat das Entbürokratisierungspaket von Staatssekretär Sepp Schellhorn durchgewunken. Für die Tourismus-Sparte ist es ein „wichtiger erster Schritt“ aus dem Papierkram-Dschungel.
Jeder Hotelier, jeder Gastwirt kennt das Gefühl: Manchmal verbringt man mehr Zeit mit Formularen als mit dem Gast. „Realitätsfern“ und „hinderlich“ nennt Susanne Kraus-Winkler, Obfrau der Bundessparte Tourismus, den Status quo. Nun soll das neue Paket von Sepp Schellhorn (Neos) endlich Luft verschaffen. Die Richtung: Weg von der Schikane, hin zur Machbarkeit.
Die 4 wichtigsten Neuerungen für Ihren Betrieb
Die Eckpunkte:
- Beraten statt Strafen: Der wohl wichtigste psychologische Hebel. Wer einen formalen Fehler macht, soll künftig nicht sofort zur Kasse gebeten, sondern erst auf den Mangel hingewiesen werden. Das nimmt den Druck bei Betriebsprüfungen.
- Digitales Gästeblatt: Endlich kommt die gesetzliche Grundlage für das digitale Meldewesen. Das händische Ausfüllen von Zetteln soll Geschichte sein.
- Preisauszeichnung: Die Regeln für Beherbergungsbetriebe werden vereinfacht.
- Grace Period: Die Fristen für Übergangsregelungen werden verlängert.
Applaus kommt von Hotellerie-Obmann Georg Imlauer, allerdings mit einem dicken „Aber“. Das digitale Gästeblatt sei nur dann ein Gewinn, wenn es wirkliche Entlastung bringt. Heißt: Die Daten müssen automatisch an Gemeinde und Statistik Austria fließen. „Ohne Zusatzaufwand für die Betriebe“, fordert Imlauer. Zudem pocht er auf Fairness: Wenn Hotels digital melden müssen, darf die private Konkurrenz (Airbnb & Co.) nicht durch den Rost fallen. Eine Registrierungspflicht für private Vermieter sei die Grundvoraussetzung, damit das digitale Gästeblatt flächendeckend funktioniert.
Ein weiterer Dorn im Auge der Hoteliers sind die Provisionen der Buchungsplattformen. Imlauer fordert hier Rechtsklarheit: Es darf nicht sein, dass Intermediäre Provisionen auf Durchlaufposten wie Ortstaxen oder Abgaben berechnen.
Was noch fehlt: Die Aushilfs-App
Susanne Kraus-Winkler sieht das Paket als Startschuss, nicht als Ziellinie. Eine zentrale Forderung der Branche fehlt nämlich noch: Die unbürokratische Anmeldung von Aushilfskräften per App. Gerade bei kurzfristigen Spitzen im Service wäre das der erhoffte Befreiungsschlag. „Unsere Betriebe wollen ihre Zeit in Gäste investieren, nicht in Papierberge“, so Kraus-Winkler.




