KSV tischt Insolvenzstatistik auf
In Österreich sperren jeden Tag 19 Firmen zu. Die aktuellen KSV-Zahlen lesen sich wie das Fieberprotokoll einer Branche, die lange geschwitzt hat und jetzt die Rechnung serviert bekommt.
Sie war da, die Hoffnung. Auf Besserung, auf ein Ende der Dauerkrise. Doch statt Entwarnung gibt es den nächsten Nachschlag: 6.857 Unternehmenspleiten im Jahr 2025, ein Plus von über vier Prozent. Täglich gehen 19 Betriebe in die Knie, viele davon in der Tourismusbranche, wo der Preisdruck hoch, die Marge dünn und das Personal knapp ist.
Die Gastronomie und Hotellerie rangieren in der aktuellen KSV1870-Auswertung auf Platz drei der pleiteanfälligsten Branchen. 807 Betriebe meldeten im laufenden Jahr Insolvenz an. Und das, obwohl sich die Passiva, also die offenen Forderungen, österreichweit auf 8,38 Milliarden Euro halbierten. Der Grund: weniger Mega-Pleiten, aber dafür umso mehr kleine, stille Abschiede. Ohne Schlagzeile, ohne großem Aufschrei, aber mit echtem Schaden.
Viele der betroffenen Betriebe waren wirtschaftlich so ausgezehrt, dass sie sich nicht einmal mehr ein reguläres Insolvenzverfahren leisten konnten. Über 2.600 Verfahren wurden mangels Masse nicht eröffnet – das ist ein Anteil von 38 Prozent. KSV-Experte Karl-Heinz Götze bringt es auf den Punkt:
„Wird ein Insolvenzfall nicht eröffnet, ist eine professionelle Aufarbeitung unmöglich. Die Folgen sind verheerend. Der Betrieb muss geschlossen werden, alle Arbeitsplätze gehen verloren und die Gläubiger sehen keinen einzigen Euro.“

Beim Wirt’n wird gespart
Gasthäuser, Hotels, Cafés stehen besonders häufig auf der Kippe. Steigende Löhne, teure Energie, geringere Auslastung: Die Mischung ist toxisch. Die Gäste zögern, die Kosten steigen, die Luft wird dünner. Viele Betriebe sind laut KSV zwar noch „auf soliden Beinen“, aber die Tendenz ist klar: „Immer mehr Unternehmen gleiten aufgrund der stagnierenden Wirtschaftslage in Richtung Mittelmaß ab, wodurch auch deren Ausfallrisiko steigt“, so Ricardo-José Vybiral vom KSV1870. Selbst wenn die Eigenkapitalquote leicht gestiegen ist, hilft das wenig, wenn die Kasse leer bleibt.
Die Konsumzurückhaltung trifft jene zuerst, die vom täglichen Umsatz leben. Die Mittagstische bleiben leer, die Wochenenden kürzer gebucht. Besonders in Tourismusregionen ohne Saisonverlängerung kämpfen viele Beherbergungsbetriebe. Während die Bauwirtschaft vor allem an fehlenden Aufträgen leidet und der Handel mit sinkender Kaufkraft ringt, ist es in der Gastronomie das tägliche Delta zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis, das viele Betriebe zermürbt. Der Kellner läuft, aber das Geld läuft davon.
2026? Keine Besserung in Sicht
Der KSV rechnet für das kommende Jahr mit einem ähnlichen Insolvenzaufkommen. Zwar werde die Inflation wohl sinken, die Wirtschaft leicht wachsen, doch die strukturellen Probleme bleiben. Ein Gesetzespaket zur Betrugsbekämpfung könnte die Lage weiter verkomplizieren. Sollte es kommen, fürchtet der KSV einen „massiven Eingriff in den seit mehr als 40 Jahre geltenden Gleichbehandlungsgrundsatz“, mit spürbaren Folgen für Gläubiger wie Schuldner.




