Auf der Suche nach Köchen

Daniel Nutz
18.01.2018

Eine Erweiterung der Mangelberufsliste könnte Hotellerie und Gastronomie mit dringend benötigten Köchen und anderen Fachkräften versorgen. Wenn diese denn kommen wollen.  

Ob der bildliche Vergleich so gewollt war? „Unsere Branche braucht im Moment, Köche so dringend wie einen Bissen Brot“, begrüßt die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft Petra Nocker-Schwarzenbacher die geplante Regionalisierung bzw. Erweiterung der Mangelberufsliste für Köche. Tatsächlich war in den westlichen Bundesländern die Zahl der offenen Stellen im Dezember in etwa doppelt so hoch wie jene der Arbeitssuchenden. Handeln war also gefragt!

Denn es ist alljährlich das selbe Bild: In der Hochsaison werden in den Wintersportregionen verzweifelt Köche gesucht. Obwohl bundesweit 2.630 Arbeitssuchende 2.178 offenen Stellen gegenüber standen, war eine Abdeckung des Arbeitskräftebedarfs im Westen bislang nicht möglich.

Schwierige Prognosen

Durch die nun geplanten Änderungen in der Rot-Weiß-Rot-Card, die die Zuwanderung auf den österreichischen Arbeitsmarkt regelt, werden künftig Betriebe in den Regionen mit mehr offenen Stellen als Arbeitssuchenden ihr Recruiting in sogenannte Drittstaaten – also in Nicht-EU-Länder – ausweiten können. Hört man in die Branche, so sind in erster Linie die Länder Türkei, Ukraine und Russland im Visier.

Darüber, wie hoch das Potenzial der Fachkräfte in diesen Ländern tatsächlich ist, kann derzeit aber nur spekuliert werden. Eine Anfrage der ÖGZ in der zuständigen Tourismussparte der Wirtschaftskammer brachte bloß den Ausdruck der Hoffnung, dass sich der Zuzug von Arbeitskräften ebenso entwickle wie die Nächtigungsstatistik aus diesen Ländern. Eine fundierte Einschätzung sieht anders aus. Auch das AMS hat keine Prognose. Es herrscht also des Prinzip Hoffnung.  

Für ein Hick-Hack zwischen Regierung und Opposition sorgten einstweilen die Sticheleien von SPÖ-Klubobmann Christian Kern gegen die geplanten schwarz-blauen Maßnahmen. Der ehemalige Bundeskanzler kalkulierte durch die Regionalisierung und Ausweitung der Mangelberufsliste auf 63 Berufe mit  insgesamt 150.000 Zuwanderern, die, in fünf Jahren, über alle Branchen gerechnet, auf den österreichischen Arbeitsmarkt strömen würden – und wollte damit offensichtlich die FPÖ bloßstellen, die bekanntlich mit einer Inländer-Zuerst-Haltung auf Stimmenfang ging. Diese Zahl dürfte aber weit zu hoch gegriffen sein.  

Weniger als 150.000

AMS-Chef Johannes Kopf rechnet dagegen lediglich mit „pro Jahr einigen tausend Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten“ – was einen geringeren Anstieg bedeuten würde. Seit 2012 sind über die Mangelberufsliste übrigens nur 1.719 Zuwanderungen genehmigt worden. Als Mangelberuf gelten Jobs, bei denen für eine offene Stelle bundesweit maximal 1,5 qualifizierte Arbeitslose zur Verfügung stehen. Köche und Kellner galten bislang nicht als Mangelberufe, weil diese zwar in Westösterreich fehlen, es aber im Osten des Landes ausreichend qualifizierte Arbeitslose gibt. Das soll sich nun ändern.

Von einigen Arbeitsmarkt-Experten wird auch laut über eine Anpassung der  „Mangelberufsliste“ nach deutschem Vorbild nachgedacht. In Deutschland wird auch evaluiert, ob die Löhne steigen und ob die Branche ausreichend Lehrstellen anbietet. Erst wenn beides zutrifft und Jobangebote trotzdem monatelang offen bleiben – spricht man dort von einem Fachkräftemangel.

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