Die achte Saison des Theaterfestivals Hin & Weg
Von 8. bis 17. August dreht sich in Litschau beim Theaterfestival Hin & Weg alles um Kathedralen der Demokratie.

Die „Tage für zeitgenössische Theaterunterhaltung“ beschäftigen sich mit Demokratie und ihrer Weitergabe an nachfolgende Generationen. Rund 120 Veranstaltungen rücken in den künstlerischen Fokus: Aufführungen, auch Erst- und Uraufführungen, szenische Lesungen, Hörspiele & Diskussionen finden im Herrenseetheater, im Theaterhaus Moment, im Brauhausstadl, in der freien Natur und an außergewöhnlichen Orten in und rund um Litschau statt.
Arbeit an der Demokratie
Demokratie – verstanden als lebenswerteste Staatsform für ein menschliches Zusammenleben – verlange nach Diskussionen und Abstimmungen. Demokratie erfordere gesellschaftspolitisches Bewusstsein und Bildung. Demokratie brauche auch Toleranz und Mut – und sie sei ohne Zweifel laut einer Aussendung mit aufreibender Arbeit, vielen Hindernissen, auch mit Scheitern verbunden.
Aber: Sie bringt Freiheit. So wie an einer Kathedrale Jahrzehnte und -hunderte lang gebaut wird, so müsse auch an der Demokratie stets gearbeitet werden. Jede Generation habe die Aufgabe, Demokratie zu verbessern, sie neuen/anderen Gegebenheiten anzupassen, aus Fehlern zu lernen und dieses wertvolle Gebäude an nachfolgende Generationen weiterzugeben. So betont Zeno Stanek, seines Zeichens Intendant der Festivals Litschau, dem Schrammel.Klang.Festival und dem Theaterfestival Hin & Weg, „dass wir hier im Theaterlabor Litschau das weite Feld der Demokratie künstlerisch ausleuchten werden, in unterschiedlichen Formaten, mit neuen Theaterschaffenden, neuen Ensembles – und mit viel Publikum. Die in den letzten Jahren begonnene Auflösung der ‚vierten‘ Wand zwischen Bühne und Zuschauern wird demnach – gerade im Kontext des heurigen Festivalmottos – intensiv fortgesetzt und mit vielen Produktionen auch mittels immersiven Theaters in den Mittelpunkt gerückt.“
Mittendrin statt reines Zusehen

© Anastasiia Yakovenko
Die Teilhabe des Publikums meint zweierlei – in Form einer aktiven Mitgestaltung der Inhalte, wie in der Uraufführung „Object(ive) Democracy“ von Rebekha Wild oder in der Produktion der English Lovers. Und durch immersive Schwerpunkte wie in „Der Staat“ von Alexander Manuiloff, in dem Monolog „Der Reichsbürger“ des Landestheaters Schwaben oder im „Herold Hearing“ mit einem kurzen Theaterworkshop durch den Festivalintendanten in Vorbereitung auf „Das Ereignis“ von Azzi Finder und Veronika Guschelbauer. Auch in „Amor und …“ von Dramatiker*in Residence Marie-Theres Auer wird das Publikum direkt miteinbezogen. Sie wird zudem in Zusammenarbeit mit dem beim Publikum bekannten Ensemble KollekTief um AntoN Widauer und Alina Schaller eine Uraufführung mit regionalem Bezug in einen ungewöhnlichen Raum zaubern.
Eine etwas andere Art von Beteiligung nimmt das Projekt „Verborgene Texte“ von Andrea Nitsche ein: Jede Art von Text kann eingereicht werden und wird nach Auslosung am ersten Festival-Wochenende gelesen, im Nachhinein aufgezeichnet und der Autor*in zur Verfügung gestellt.
Experimentelle Bühnenadaptionen

© Tibor Spath & Katharina Steinbüchler
Die Eröffnung des Theaterfestivals Hin & Weg findet zum zweiten Mal in Folge im Theaterhaus Moment unweit des Strandbades Litschau – mit einer neu produzierten und erstmals am Festival aufgeführten, experimentellen Bühnenadaption von „Macbeth“ von Sören Kneidl statt. Um Tyrannen und Diktatoren geht es auch in „Homo Tyrannus“ von der Musik- und Kunstuniversität Wien und in „How to feed a dictator“ des Südböhmischen Theaters, zudem um Tyrannei im Dritten Reich in „Brandmauer“ des Ensembles in Residence (Bhakti/Delmas/Welser), samt aktiver Beteilung des Publikums – die auch zwischen den beiden Festival-Wochenenden mit offenen Proben zum Erleben des Theater(er)schaffens einladen. Claudia Kottal im Team mit vier Schauspielerinnen bringen die österreichische Anne Frank auf die Bühne: „Ich bin Ruth, das kurze Leben der Ruth Maier“ verbindet die Thematik faschistische Diktatur und (historische) Frau nachdrücklich, ebenso „Divas im Dilemma“ von Maxi Blaha und Karin Lischka. Eine andere historische Frau rückt „Sie ist ein lebendiges Feuer“ in den Blickwinkel, nämlich das Leben der Milena Jesenská in der Bezirkshauptstadt Gmünd und im benachbarten Tschechien. Um Frauen geht es auch in „Zu Ende gehen“ (als Frau gegen alle und gegen die Bodenversiegelung), um innerfamiliäre Frauenbeziehungen in „Die Beautyqueen von Leenane“, einer Theaterproduktion des Max-Reinhardt-Seminars am Eröffnungsabend im Herrenseetheater. Um Körper und Sexualität drehen sich die Aufführungen „Dirty old women“ von K. Tanner/J. Simanowitz und „Ungeregelt“ von Luna Project, übrigens auch eigens für das Theaterfestival konzipiert.
Musik und Überraschung

© Julie Dadsetan
200 Jahre Anton Bruckner sind Anlass für das Schubert-Theater Manuela Linshalm mit einem Solo-Programm, „Der schlafende Wal“ nach Litschau zum Theaterfestival zu entsenden. Die Buffons sind heuer mit einer Weltpremiere in Form eines Liederabends, „Johannus Nuss“, vertreten, in „73 mit Lukas Lauermann“ treffen Musiker Stirner und Lukas Lauermann aufeinander und im letzten Teil der Familientrilogie von Barbara Gassner, „Testament“, geht es ebenso musikalisch zur Bühne. „Schubert unrasiert“ von vier Power Rangers des Max-Reinhardt-Seminars unternimmt den Versuch, im Schubert’schen Sinne eine Show abzuliefern.
Anlässlich des 90. Geburtstages von Komponist & Musiker Kurt Schwertsik wird ihm der erste Samstagabend, 9. August, mit einem „Blind Date für Kurt Schwertsik“ gewidmet, die Aufführung ist demnach eine Überraschung, vor allem für den Jubilar selbst. Im Anschluss wird der Dokumentarfilm „Das Wunderland des Kurt Schwertsik“ (ORF/Herbert Eisenschenk) im Herrenseetheater gezeigt.
Die Tage für zeitgenössische Theaterunterhaltung klingen abends mit Lounge-Konzerten im Glasfoyer aus, bereits zum zweiten Mal von Sigrid Horn kuratiert. In Summe sind es fünf Konzerte – gesungene Dramatik von: Anna Buchegger, Fudge Summer feat. Sigrid Horn, Pippa, Sketches on duality, Phoebe Violet. Der letzte Festivalabend wird erstmalig mit einer Abschlussparty samt DJ-Line begangen.
Workshops für Jung und Alt
Zwischen den beiden Festival-Wochenenden werden in bewährter Weise Theater-Workshops abgehalten, in Summe sieben unterschiedliche Kurse, vom 11.–15. August. Für alle ab 15 Jahren wird ein Workshop zu „Improvisation & Storytelling“ (Anna Manzano) angeboten, für alle anderen ab 18 Jahren gibt es Workshops zu den Themen „Figurentheater“ (Manuela Linshalm), „Songwriting“ (Jan Rohrweg), „Feldenkrais“ (Lena Franke), „Impro-Theater“ (Jim Libby), „Monologschreiben“ (Bernhard Studlar, Alexandra Koch, Anna Wakulik – in Kooperation mit Fabulamundi und den Wiener Wortstätten) und „Schauspiel – Das gestische Prinzip“ (Margarete Schuler) zu entdecken.
Achtes Theaterfestival Hin & Weg 2025
Intendanz: Zeno Stanek
Künstlerische Leitung: Katharina Stemberger, Sigrid Horn, Zeno Stanek
- 08.–17. August
Theater.Workshops: 11.–15. August - Herrenseetheater im Strandbad Litschau, Strandbadstraße 19, 3874 Litschau
Theaterhaus Moment, Brauhausstadl, außergewöhnliche Orte in und um Litschau - Programm hier (unter laufender Ergänzung), Theater.Workshops, 11.–15. August hier einsehbar
- Infos unter office@hinundweg.jetzt / Tel.: +43 (1) 48 02 102
- Kartenvorverkauf direkt auf der Theaterfestival-Hin-&-Weg-Website und im Vorverkauf im Tourismusbüro Litschau, Stadtplatz 25, A- 3874 Litschau und an der Tageskasse am Festivalgelände
- Infos zu Buchungen, auch für Übernachtungen, findet man hier.
Weit über 100 Einzelveranstaltungen – Aufführungen, szenische Lesungen, Diskussionen und Hörspiele – werden es in diesem Jahr sein. Gespielt wird auf Bühnen des Alltags, an außergewöhnlichen Orten in und um Litschau, im Herrenseetheater, im 200 Jahre alten Brauhausstadl und im Theaterhaus Moment, das direkt neben dem Festivalzentrum beim Strandbad und am Areal des Theater- und Feriendorf Königsleitn liegt. Hier am Herrensee ist in den vergangenen Jahren eine Art von „Theaterlabor“ entstanden, wo Alt auf Jung, Musik auf Text, Natur auf Kunst und Geist auf Genuss treffen soll.
2025 stehen folgende Zusammenarbeiten am Programm: Schubert Theater Wien, Schauspielschule Ernst Busch Berlin, Muk – Musik- und Kunstuniversität Wien, „Theatergruppe KollekTief“, Wild Theatre, English Lovers, texte.wien von Christoph Braendle, Südböhmisches Theater Budweis, Theater im Bahnhof Graz, Teater Štrik Slowenien/Klagenfurt, Wienerwortstätten, LunaProjects, Spitzwegerich, Landestheater Schwaben, Max-Reinhardt-Seminar – zudem der Litschauer Musik- und Gesangsverein, die Stadtkapelle Litschau und Litschauer*innen, die ihre privaten Küchen und Wohnzimmer für die heiß begehrten Küchenlesungen öffnen, heuer mit: Franz Schuh, Doris Weiner, Julia Stemberger, Pia Hirzegger, Katharina Stemberger, Bernhard Studlar u. a.