Gastronomie

Keine Bar ohne Bier

Was braucht eine Cocktail-Bar, um beim Thema Bier alles richtig zu machen? Michael Kolarik-Leingartner, zweifacher Biersommelier-Staatsmeister, spricht im Tourismus To Go-Podcast über die richtige Bierstrategie.

Bier gehört in jede Bar, aber nicht um jeden Preis und nicht in jeder Form. Davon ist Michael Kolarik-Leingartner, zweifacher Biersommelier-Staatsmeister und Markenverantwortlicher für Budweiser Budvar in Österreich, überzeugt. Im Podcast Tourismus To Go (Folge 38) erklärt er, wie man Bier strategisch in ein Barkonzept integrieren kann, welche Sorten funktionieren und wo die größten Fehler liegen.

„Eine Bar ist ein Gesamtkunstwerk – und dazu gehört auch ein passendes Bierangebot“, sagt Kolarik-Leingartner. Entscheidend sei jedoch, den richtigen Platz für das Bier im Konzept zu finden. Ob als leichter Start in den Abend, als Erfrischung zwischen zwei Cocktails oder als Begleiter zu einem rauchigen Whisky: „Ohne Bier geht es nicht. Aber Bier darf das Konzept nicht dominieren.“

Die Gäste erwarten, so der Experte, Biere mit vollem, aber ausgewogenem Geschmack. Zu starke Bittere oder hohe Alkoholgehalte passten nicht zum Barambiente. „Fünf Prozent Alkohol, wie bei klassischen Lager- oder Märzenbieren, sind ideal, damit der Abend auch in die Länge gehen kann“, rät Kolarik-Leingartner.

Michael Kolarik-Leingartner (vorne) zu Gast im Tourismus To Go-Studio. (C) Markus Höller
Michael Kolarik-Leingartner (vorne) zu Gast im Tourismus To Go-Studio. (C) Markus Höller

Welche Biere in die Bar gehören

Für die Basisausstattung empfiehlt der Bierexperte eine Marke mit internationaler Bekanntheit und breitem Geschmack. „Marken, die nicht polarisieren, helfen, wenn man selbst ein gutes Image aufbauen möchte“, erklärt er. Marken, die man mit Preisaktionen aus dem Handel verbindet, sollten jedoch nicht das Bild prägen; schließlich erwarten Gäste in einer Bar Premiumqualität.

Regionalität bleibt zwar ein starkes Thema, spielt in Bars aber eine untergeordnete Rolle. Gerade in touristischen Betrieben, etwa Hotelbars, suchen Gäste am Abend eher Vertrautes. „Nach einem langen Tag will man nicht mehr experimentieren. Da greift man lieber zu einer bekannten Marke, auf die man sich verlassen kann.“

Fass, Flasche oder Dose?

Auch die richtige Gebindeform will überlegt sein. Fassbier kann laut Kolarik-Leingartner ein Qualitätsmerkmal sein, setzt aber ausreichenden Durchsatz voraus. „Wenn man nur drei oder vier Tage pro Woche geöffnet hat, kann die Stehzeit des Biers problematisch werden.“ Als Richtwert nennt er ein bis zwei Fässer pro Woche. Kleinere Gebinde ab zehn Litern können hier Abhilfe schaffen.

Die Bierdose, einst verpönt, ist heute anerkannt, zumindest bei modernen Craftbieren. „Sie schützt das Bier optimal vor Licht und Sauerstoff. Qualitativ ist sie kleinen Flaschen oft überlegen“, so der Fachmann. Dennoch passe sie nicht zu jedem Ambiente: „Wer auf Understatement oder Tradition setzt, sollte vorerst noch darauf verzichten.“

Alkoholfrei boomt, zumindest am Nachmittag

Ein wachsender Trend ist das alkoholfreie Bier. Besonders Bars, die tagsüber geöffnet haben, können davon profitieren. „Wenn Gäste am Nachmittag vorbeikommen, vielleicht nach dem Sport oder vor dem Abendessen, greifen sie gern zu alkoholfreien Alternativen“, erklärt Kolarik-Leingartner. Am späteren Abend hingegen bleibt das klassische Bier klar im Vorteil. „Wer auf ein Bier ausgeht, will kein alkoholfreies probieren. Da sollte man den Gast auch nicht bekehren wollen.“

Bei Geri Tsai in der Tür 7 gibt es auch Bier-Cocktails. (C) Del Fabro Kolarik
Bei Geri Tsai in der Tür 7 gibt es auch Bier-Cocktails. (C) Del Fabro Kolarik

Bier im Cocktail: eine spannende Nische

Auch als Zutat im Cocktail spielt Bier zunehmend eine Rolle. Beispiele aus Wien zeigen, dass sich kreative Barkonzepte damit profilieren können. „In der Wiener Dino’s Apothecary Bar etwa steht regelmäßig ein Biercocktail auf der Karte, und auch in der Tür 7 experimentiert Geri Tsai erfolgreich mit Bier als Mixzutat“, berichtet Kolarik-Leingartner.

Tipp: Beim Wiener Coffee Festival zeigte das Konzept Barley and Beans, dass dunkle Biere mit Röstaromen eine ideale Basis für Drinks mit Kaffee-, Schokoladen- oder Brandy-Noten sein können. „Die Geschmacksbewertungen lagen über vier Punkten von fünf – das zeigt, wie groß das Potenzial ist.“ Wichtig sei dabei vor allem Experimentierfreude: „Um Biercocktails auszuprobieren, braucht man keine Schankanlage. Flaschenbier reicht völlig aus.“

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
logo

Newsletter abonnieren

Sichern Sie sich Ihren Wissensvorsprung vor allen anderen in der Branche und bleiben Sie mit unserem Newsletter bestens informiert.


Zum Newsletter