FTI: Der lange Abschied vom Riesen
Ein Jahr nach dem Kollaps der FTI Group ist klar: Die Trümmer sind gewaltig. Doch wer genau hinsieht, erkennt: Die Gläubiger warten weiter – die Branche lernt.

Im Juni 2024 krachte es gewaltig. Der drittgrößte Reisekonzern Europas, die FTI Group, meldete Insolvenz an. Seitdem arbeiten Anwälte, Experten und Ex-Mitarbeiter an einem der größten Abwicklungsverfahren der Branche. Ein Jahr später zieht Insolvenzverwalter Axel Bierbach Zwischenbilanz – und spricht von einem „gemeinsamen Kraftakt“.
Die nackten Zahlen zeigen das Ausmaß: Über 70.000 Gläubiger, Forderungen von fast 980 Millionen Euro, mehr als 110 Gesellschaften weltweit. Über 11.000 Menschen standen einst auf der Gehaltsliste. Jetzt ist das einstige Imperium zerschlagen – aber nicht zerstört.
Hotelverkäufe statt Massenkündigungen
Bierbachs Team hat einen Großteil der Beteiligungen verkauft. Markenrechte, Domains, Luxusveranstalter, Servicecenter, sogar IT-Firmen wechselten den Besitzer. Dabei stand nicht nur die Quote im Blick. Vor allem im Ausland blieben viele Jobs erhalten – allein in den Hotels sind es rund 3.500 Stellen.
Kanzleipartner Oliver Schartl hat fünf der ehemals FTI-eigenen Häuser in Italien, Griechenland, Malta und der Türkei verkauft – dazu zwei gepachtete Hotels in Kroatien. Weitere Verkäufe in Spanien und der Türkei sollen bis Jahresende folgen. „Der Weiterbetrieb der Hotels unter neuen Eigentümern ist eine gute Nachricht für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für die betroffenen Urlaubsregionen“, sagt Schartl. Nur der Komplex Stella Canaris auf Fuerteventura bleibt vorerst eine Bauruine.
Viele Gläubiger, wenig Hoffnung
Parallel zur Zerschlagung läuft die Prüfung der Gläubigerforderungen – ein Mammutprojekt. Die meisten Reisenden haben ihr Geld vom Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) zurückerhalten. Doch nicht alle: Wer draußen blieb, muss sich weiter gedulden. „Es ist jetzt schon absehbar, dass die Quote sehr gering ausfallen wird“, sagt Bierbach. Eine genaue Zahl? Frühestens 2026.
Immerhin: Die Insolvenzmasse reicht inzwischen aus, um die Kosten zu decken. Rund 600 frühere Beschäftigte sollen noch im Sommer eine Nachzahlung für den Kündigungszeitraum erhalten. Bierbach spricht von etwa 6,3 Millionen Euro.
Was bleibt?
Die Abwicklung von FTI zeigt, wie komplex moderne Reisekonzerne organisiert sind – und wie verletzlich. Bierbach lobt die Zusammenarbeit mit dem DRSF, betont aber auch den Aufwand: Datensätze, Kundenerstattungen, Agenturportale. Die Insolvenz hat das System auf eine harte Probe gestellt – und zumindest bewiesen, dass es funktionieren kann.
Was bleibt, ist ein tiefer Einschnitt in den europäischen Reisemarkt. FTI war kein kleines Licht – es war eine Macht. Jetzt verteilt sich das Geschäft neu. Viele Ex-FTI-Mitarbeiter haben längst neue Jobs.