Wintertourismus 2025/26: Skifahren bleibt sexy
Die Prognosen für den touristischen Winter 2025/26 in Österreich stimmen zuversichtlich. Stabile Buchungslage, hohe Reiselust und ein Fokus auf Qualität und Nachhaltigkeit geben der Branche Auftrieb.

Österreichs Wintertourismus steht vor einer paradoxen Saison. Die Buchungslage ist stabil, die Reiselust ungebrochen und Qualität sowie Nachhaltigkeit bleiben zentrale Motoren der Nachfrage. Doch hinter den Kulissen wächst der Druck: Kosten steigen, Fachkräfte fehlen, das Angebot muss sich weiter diversifizieren. Drei zentrale Stimmen der Branche, Staatssekretärin Elisabeth Zehetner, Spartenobfrau Susanne Kraus-Winkler und ÖW-Chefin Astrid Steharnig-Staudinger, skizzierten im Rahmen der Präsentation der Studie Winterpotenziale 2025/2026 die aktuelle Situation.
„Der Winter stimmt uns optimistisch“, sagte Staatssekretärin Elisabeth Zehetner beim Ausblick auf die Wintersaison 2025/26. Die zugrundeliegende Winterpotenzialstudie zeigt in allen zehn untersuchten Märkten, darunter Deutschland, Schweiz, Niederlande, Großbritannien und Tschechien, eine bemerkenswert stabile Konsumstimmung. Zwischen 64 und 82 Prozent der Befragten erwarten eine stabile oder bessere persönliche wirtschaftliche Lage als im Vorjahr. Das klingt doch fantastisch, oder?

Insgesamt überwiegt also die Zuversicht. Besonders auffällig: Während Konsumausgaben im Alltag teils noch kritisch hinterfragt werden, bleibt der Urlaub weitgehend unangetastet – zum Glück. Der Anteil jener, die bei Reisen sparen wollen, ist von 29 auf 27 Prozent gesunken. „Urlaub gehört zur Lebensrealität der Menschen dazu. Es ist der Raum für Erholung, Zusammenkommen und Naturerleben, selbst in wirtschaftlich fordernden Zeiten“, so Zehetner. Die zentralen Faktoren Geld, Zeit und Lust sind bei rund der Hälfte der Befragten gegeben. Die Reisebereitschaft liegt mit fix Reisenden und potenziellen Buchern bei 63 bis 77 Prozent.
Buchungslage ist stabil
Auch aus Sicht der Betriebe zeigt sich ein positives Bild. Susanne Kraus-Winkler, Bundesspartenobfrau in der Wirtschaftskammer Österreich, berichtet von „stabilen Vorausbuchungen“ für die klassischen Ferienzeiten Weihnachten, Silvester und Februar. Selbst das „Jännerloch“ schrumpft: In Premiumregionen wie Lech oder Oberlech sei es kaum mehr Thema.

Der Winter weist zudem einen deutlich höheren Auslandsnächteanteil auf: 77 Prozent der Nächtigungen stammen aus dem Ausland, verglichen mit 71 Prozent im Sommer. 95 Prozent der Gäste bewerteten laut Umfrage Österreich als (sehr) attraktive Winterdestination. Gleichzeitig bleibt das Ausgabenniveau stabil oder steigt; nur 12 Prozent planen eine Reduktion.
Sparpotenziale sehen Gäste vor allem bei der Anreise und bei Pauschalreisen (die im Winter keine Rolle spielen) jedoch nicht beim eigentlichen Winterurlaub. Nachhaltigkeit gewinnt ebenfalls weiter an Bedeutung: Ein Drittel der Wintersportler nennt sie als entscheidendes Kriterium bei der Urlaubsentscheidung!
„Weniger Schnee, mehr Ideen“, so fasst die ehemalige Tourismus-Staatssekretärin die zunehmende Notwendigkeit zur Angebotsdiversifizierung zusammen. Zwei Drittel der Wintergäste kommen zwar zum Skifahren, 40 Prozent reisen aber mit Begleitpersonen, die alternative Aktivitäten suchen. Die Vielfalt abseits der Pisten – von Wellness bis Kulinarik – wird daher immer wichtiger.
Zugleich unterstreichen neue Zahlen die Relevanz von Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis: Österreich liegt international an der Spitze bei Wintersportdestinationen. Gründe dafür sind das breite Angebot, eine hohe Servicequalität und die Atmosphäre. Wie ein Taxifahrer gegenüber Susanne Kraus-Winkler am Arlberg schildert: „Selbst wenn Frankreich günstiger ist, Österreich ist einfach sympathischer.“
Auch bei jungen Zielgruppen wird angesetzt. Schulskikurse sollen durch die Plattform „sportwochen.org“ und einen Förderzuschuss erleichtert werden, ein Beitrag zur Nachwuchsförderung.
Digitalisierung und Internationalisierung im Fokus
ÖW-Geschäftsführerin Astrid Steharnig-Staudinger stellte die Ergebnisse der Winterpotenzialstudie detailliert vor. Befragt wurden 10.000 Personen aus zehn Kernmärkten; sie repräsentieren rund 80 Prozent der Winterankünfte in Österreich. Das Potenzial bleibt stabil: 16,5 Millionen Gäste aus diesen Märkten wollen fix nach Österreich reisen, weltweit sind es 20,8 Millionen.

Österreich rangiert in acht von zehn Märkten unter den Top-2-Winterzielen. Gleichzeitig nehmen „Skiaussteiger“ zu: zwischen 12 und 32 Prozent der Gäste steigen aus dem aktiven Wintersport aus. Die Folge: mehr Bedarf an Wiedereinsteiger-Programmen und alternativen Angeboten. Besonders gefragt: Qualität, Exklusivität und Premiumleistungen.
Ein weiteres strategisches Ziel bleibt die Positionierung Österreichs als Ganzjahresdestination. 86 Prozent der Wintergäste waren bereits ganzjährig im Land. Die neue ÖW-Winterkampagne unter dem Motto Austria is just Lebensgefühl setzt auf KI-generierte Sujets rund um Kaiserin Sisi, internationale Reichweite und eine humorvolle Kampagne für Ski-Wiedereinsteiger – unter dem Titel Crush-Calls.
Herausforderungen bleiben präsent
Trotz der positiven Perspektiven mangelt es nicht an Herausforderungen. Stichwort: hohe Bürokratie, steigende Betriebskosten und anhaltender Fachkräftemangel. Mit der Saisoniersverordnung ab 1. November und einem neuen Verlängerungsmechanismus will die Bundesregierung Planungssicherheit schaffen. Ein weiteres strategisches Thema ist die Digitalisierung. Die Reisesuche über KI nimmt rasant zu, was neue Anforderungen an Buchungssysteme und Marketingstrategien stellt.