Stimmungslage

ÖHV-Tourismusbarometer 2023: Wie ist die Stimmung?

ÖHV
22.06.2023

Aufschwung und Kostendruck: Österreichs Tourismuswirtschaft befindet sich in der Zwickmühle.
Grafik zu ÖHV Trendreport

Trotz steigender Kosten eine positive Stimmung im österreichischen Tourismus. Oder ist es doch nicht so einfach? Die neueste Studie von Deloitte und der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) zeichnet ein wesentlich komplexeres Bild. Nach der pandemiebedingten Dürreperiode zeigt sich zwar eine klar verbesserte Stimmung. Gleichzeitig drückt ein beispielloser Kostendruck auf die Betriebe, der laut Studie 90% der befragten Betriebe spüren. Autsch.

Die gute Nachricht ist aber: Der österreichische Tourismus bewegt sich wieder in die richtige Richtung. Dieses positive Bild ergibt sich aus dem jährlich durchgeführten ÖHV-Tourismusbarometer, für das rund 230 Akteure zu aktuellen Wirtschaftstrends befragt wurden.

Politische Maßnahmen

Dennoch gibt es auch Herausforderungen: Eine davon ist der immense Kostendruck. Andreas Kapferer, Partner bei Deloitte Österreich, unterstreicht die schwierige Situation: "Die Betriebe können diese Kosten nicht vollständig an ihre Gäste weitergeben, daher sind politische Maßnahmen gefordert."

Der Städtetourismus, insbesondere in Wien, erlebt derzeit eine regelrechte Blütezeit. Hier sehen 92% der befragten Betriebe eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Kein Wunder: Man startet ja auch von einem etwas niedrigeren Niveau als beispielsweise die Ferienhotellerie in Tirol oder Salzburg. Trotzdem: Ein wichtiger Impuls, denn gerade der Städtetourismus habe besonders stark unter den pandemiebedingten Einschränkungen gelitten, so Markus Gratzer, Generalsekretär der ÖHV.

Branche findet Antworten

Das Thema Personal bleibt weiter omnipräsent. Laut Studie ist die Mitarbeitergewinnung für 87% der Befragten genauso schwierig oder sogar schwieriger als bisher. Aber die Branche findet Antworten: verstärktes Personalmanagement zeigt Wirkung. Während 2021 noch 80 % wirtschaftlich negativ von der Arbeitsmarktsituation betroffen waren, sind es heuer nur mehr 58 %.

Immer kritischer wird jedoch die Finanzierungslage. Für 58% der Tourismusbetriebe ist es schwieriger geworden, an Kreditfinanzierungen zu gelangen. Investitionen, die ursprünglich für 2023 geplant waren, werden von 36% der Befragten reduziert. Zudem könnten bald die Kreditvergabekriterien hinsichtlich Nachhaltigkeit, Soziales und Unternehmensführung verschärft werden.

Trotzdem stellt sich die Branche den Herausforderungen der Zukunft: 96% haben Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit umgesetzt. Für Deloitte-Experte Kapferer ist dies ein Muss für jedes Unternehmen, das eine Kreditfinanzierung anstrebt: "Jetzt gilt es, nachhaltige und soziale Maßnahmen einzuleiten und diese auch zu dokumentieren. Eine detaillierte Aufzeichnung wird schon bald für jeden Betrieb, der eine Kreditfinanzierung anstrebt, von großer Bedeutung sein“.