Kleinwalsertal

Wie machen Sie das, Herr Haller?

Hotel
06.06.2023

 
Statt sich auf Probleme zu konzentrieren, schafft man in Hallers Genießerhotel im Kleinwalsertal "Wohnzimmerqualität" - nicht nur für Gäste, auch für Mitarbeiter
Familie Haller

Bild oben: Gute Aussichten – Hermann Haller und Lebensgefährtin Elisabeth Feurstein finden Zugang zu den Jungen: „Die machen einen grandiosen Job!“

Hermann Haller hat einen unkonventionellen, erfrischend optimistischen Weg als Unternehmer eingeschlagen. Hallers Genießerhotel im Kleinwalsertal will ein Zuhause schaffen. „Wohnzimmerqualität“, wie er es nennt, ein Umfeld, in dem sich Mitarbeiter, Gäste und die eigene Familie gleichermaßen wohlfühlen und gedeihen können.

ÖGZ: Herr Haller, Sie behaupten, Ihr Hotel sei eine Ausnahmeerscheinung in der Branche und hätte keinerlei Mitarbeiterprobleme. Können Sie uns verraten, was genau Ihr Rezept dafür ist?
Hermann Haller: Das stimmt so nicht ganz, aber sich in die Opferrolle zu begeben, bringt auch nichts. Wir wollen Wohnzimmerqualität für unsere Mitarbeiter, Gäste und auch für die Familie. Die Mitarbeiterproblematik ist ja nicht neu. Dieses Phänomen hatten wir vor 30 Jahren auch schon. Die Welt verändert sich, auch die Rahmenbedingungen. Also muss man sich diesen anpassen und vorgehen. Familienbetriebe, in denen die Familie auch tatsächlich mitarbeitet und dies auch vorlebt, werden die Krise auch wunderbar meistern. Natürlich müssen sie den Mitarbeitern ein klares Konzept vorlegen, damit sie einen hohen Grad an Zufriedenheit haben. Ein Teil unseres Lebens ist die Arbeit, und diese muss erfüllt sein. 

Ihre Methoden zur Nachwuchsförderung werden als „kreativ“ beschrieben. Könnten Sie uns einen Einblick in diese unkonventionellen Ansätze geben und vielleicht ein Beispiel geben, das den „Haller-Effekt“ veranschaulicht?
Tue Gutes und sprich darüber. Wir glauben immer, alles sei „eh klar“. Nein, stimmt nicht. Ich gehe auf die jungen Leute zu – ich habe einen Zugang über meinen 15-jährigen Sohn – und spreche über die Gastronomie und den Tourismus. Leider haben die meisten ein total falsches Bild. Wir leben in einem so wunderbaren Tal, einer Naturkulisse sondergleichen, in einer spannenden Branche – wir müssen nur auch persönliche Gespräch führen! Es ist so einfach, junge Menschen, die Orientierung brauchen, auch abzuholen. Wir lassen sie in unserem Hotel schnuppern, in allen Bereichen. Es macht diesen jungen Leuten richtig Spaß! Wir laden sie zu einem Schnitzel-Dinner ein oder ganz einfach zu einem Eis-Meeting. Es ist ganz einfach nur ein Netzwerken.

Manche Unternehmer bemängeln, dass der heutige Nachwuchs einfach nicht die gleiche Arbeitsmoral oder Hingabe hat, wie sie es in der Vergangenheit erlebt haben. Wie sehen Sie das?
Ja, man hört die eine oder andere Story. Und jetzt? Quo vadis? Ich kann behaupten, dass wir junge Menschen in unserem Tal haben, die richtig anpacken können. Die machen einen grandiosen Job! Auf diese Mitarbeiter kann man stolz sein!